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Produkte rund um Martin Luther Martin Luther: Die Produkte haben zum Lutherjahr Hochkonjunktur

Von Ilka Hillger 28.04.2017, 12:29

Wittenberg - Manche nennen es Trash oder Kitsch, für andere ist es ein willkommenes Souvenir vom Aufenthalt in Wittenberg: Produkte rund um Martin Luther und das Reformationsjubiläum haben Konjunktur.

„Ich lobe eine reine, gute, gemeine Hausspeise…“ Das soll Herr Luther mal gesagt haben. Salami hat er damit nicht gemeint, aber die Wurst hat heute längst die Rolle einer Hausspeise übernommen.

So hat die Firma Rätzel aus Zerbst denn auch eine Reformationssalami kreiert, die als Wittenberger Luther-Taler verkauft wird. Das Lutherjahr und die Liebe des Reformators zum Essen waren Anstoß für diese Wurst-Produktion. Schweinefleisch und Gewürze sind die Grundlage für diese Salami, die in einen bedruckten Leinendarm gefüllt wird.

Der Darm trägt auf der Vorderseite das Bildnis von Martin Luther und den Salami-Namen. Die Wurst ist in einer Talerform. „Im Mittelalter galt Wurst als etwas Hochwertiges und wurde zum Teil auch als Zahlungs- und Tauschmittel benutzt“, zeigt Rätzel den Bezug zur Form auf. Hergestellt wird sie in der Produktionsstätte in Reinsdorf, einem Ortsteil von Lutherstadt Wittenberg.

Rätzel empfiehlt die Salami für die Bedienungstheke und als Aufschnittartikel. Die Testsalami war sehr weich und stark rauchig im Geschmack. Irritierend war zudem die Deklarierung der Zusammensetzung auf dem 1,4-Kilo-Gebinde: 119 Prozent Schweinefleisch. Mehr geht nun wirklich nicht.

Erhältlich ist die Reformationssalami in Fleischerfachgeschäften, den Filialen der Reinsdorfer Fleisch-und Wurstwarenmanufaktur und an der Wursttheke der Edeka-Märkte in Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg.

Zehn Tage war Martin Luther 1521 in Worms. Karl V. zitierte ihn zum Reichstag, der Professor aus Wittenberg sollte seine Thesen widerrufen. Seitdem ist auch Worms eine Lutherstadt und nicht nur das: der Ort am Rheinufer hat auch eine große Sage zu bieten – die Nibelungen. Aus dem einen wie dem anderen lässt sich in Marketingfragen etwas machen, beispielsweise Tee.

Vor mehr als zehn Jahren eröffneten die Brüder Jörg und Daniel Frödtert ihren Online-Teehandel „Nibelungentee“. 2017 haben sie mit „Luthers Rose“ eine ganz feine Mischung aus Grün- und Weißtee kreiert. „Diesen trinke ich, ich kann nicht anders“, werben sie dafür. Das ist tatsächlich so, wenn der Duft der Geschmacksnote Orangenblüte-Minze zart aus der Tasse steigt. Ein intensiver, fast parfümartiger Duft entströmt der Packung schon beim Öffnen.

Man sieht ganze Rosenknospen, Pfefferminzblätter und römische Kamillenblüten dazu noch Jasmin- und Orangenblüten. Unbedingt sollte man sich jedoch an die Brühempfehlung halten, damit der Tee nicht bitter wird. Wer Gefallen findet, dem sei noch zur Nibelungentee-Edition geraten: Die ist nicht minder köstlich, besticht durch Vielfalt und hat Witz, denn aus der Tüte gibt es „Kriemhilds Versuchung“, „Hagens Geheimnis“ oder auch „Siegfrieds Leidenschaft“.

Tee „Luthers Rose“, 100 g, 4,50 Euro, Bezug über nibelungentee.de.

„Rotstern“ war die führende Schokoladenmarke in der DDR. Mit guten Schokoladen hatte sich der VEB zu damaligen Zeiten trotzdem keinen Namen gemacht. Nach mehreren Übernahmen und der Insolvenz setzt das Caritas Behindertenwerk Burgenlandkreis die Produktion und den Vertrieb der Schokoladen- und Pralinen-Produkte fort.

Es gibt weiter die Klassiker im Programm, aber auch neue Sorten und Sondereditionen. Passend ist die Vollmilch-Schokolade „Martin Luther“. In schwarz-goldener Verpackung ist sie edel aufgemacht und enthält sechs kleine Täfelchen von je 21 Gramm. Luthers Kopfs ist oval auf der Vorderseite gerahmt.

32 Prozent Kakao werden garantiert, Zucker und Kakaobutter sind die Hauptzutaten. Die Täfelchen sind auf der Vorderseite mit Kakaomotiven geprägt und hellbraun. Geschmacklich ist die Schokolade vor allem sehr süß, das Vanille-Extrakt schmeckt heraus. Der Kakaogeschmack könnte stärker ausgeprägt sein.

Da muss man dann wohl eher zum edelbitteren Goethe oder zum zartbitteren Bach greifen, die es in dieser Reihe ebenfalls gibt.

Rotstern-Schokolade, ca. 3,90 Euro, in Supermärkten und im Argenta-Werksverkauf

Im Schokoladen-Laden gibt es nicht nur Süßwaren. Andrea Brähne, die die Arko-Filiale in Wittenberg führt, hat ihr Sortiment im Jahr des Reformationsjubiläums um Produkte erweitert, die länger halten als Schokoriegel und Bonbons.

Da wäre zunächst ein Zauberbecher, also ein Kaffeepott. In der Klarsichtverpackung ist er noch unscheinbar in Schwarz, offenbart aber seine Zauberei, wenn ein warmes bis heißes Getränk eingefüllt wird. Dann zeigt sich ein Lutherkopf auf der Tasse und der Schriftzug „Luther war hier“. Das klappt wunderbar, ist der Becher leer, wird er wieder schwarz. Luther hätte darüber gestaunt.

Die Kerze mit seinem Konterfei hätte ihn vielleicht nicht so verwundert. 20 Stunden Brenndauer werden versprochen. Im Kerzenschein lässt sich dann gut der süße Gruß zur Reformation naschen, ein Kästchen mit Pralinen ohne Alkohol. Zwölf Pralinensorten bietet die Mischung. Wem das zu viel ist, der kann auch nur die Lutherpraline kaufen.

Die Trüffel mit einem Aufleger der Luther-Rose gibt es einzeln und sie empfiehlt sich – zumindest im Sommer – zum schnellen Verzehr.

Zauberbecher, 13,95 Euro; Windlicht, 6,95 Euro; Pralinenmischung, 10,99 Euro; Trüffel, 1,59 Euro; erhältlich bei Arko, Collegienstraße 89 in Wittenberg.

Jetzt schon an die Adventszeit denken? Warum nicht? Der Räuchermann „Martin Luther“ aus Seiffen stimmt auch im Frühsommer schon auf die Weihnachtszeit ein. 24 Zentimeter misst der hölzerne Herr in schwarzem Talar.

In den Händen hält er aufgeschlagen „Das Neue Testament“. Luthers Geburts- und Sterbedaten sind gleich auf der Doppelseite vermerkt. Rote Kullerbäckchen, ein runder Mund, aus dem es zügig qualmt, Stupsnase und etwas brauner Wollfilz unterm Hut bescheren dem Reformator die typisch-niedliche Optik eines Räuchermannes. Halt findet er auf einem grauen Sockel, der dem Räuchermann gleich noch etwas mehr Würde als den üblichen Traditionsfiguren verleiht.

Ganz klein ist mit sechs Zentimetern die Luther-Figur von Schnitzer Hennig aus dem Erzgebirge. Sein Mini-Reformator präsentiert ein gelbes Papier-Blatt. Das ist so klein bedruckt, dass man es nur mit Lupe entziffern kann. Erkannt wurden schließlich griechische Buchstaben. Für die Deutung braucht es noch einen Übersetzer.

Räuchermann „Martin Luther“, 85 Euro; Figur „Martin Luther“, 13,10 Euro, Bezug über dregeno-shop.de.

Bäuerliche Sinnlichkeiten stellen die Geschwister Katrin und Holger Hintz in Bernburg her. Die beiden haben in Halle Landwirtschaft studiert und bewirtschaften am Fluss Fuhne einen Garten. Früchte, Gemüse und Kräuter daraus sind die Grundlage für kleine Mengen handgemachter Delikatessen, die sie auf Märkten und im Internet anbieten.

Weil die Geschwister vom Garten direkt auf den Luther-Weg schauen, haben sie im Jahr des Reformationsjubiläums auch Luther-Spezialitäten erfunden. Da wäre das Baalberger Luther-Salz. Thymian, Majoran und Kümmel geben ihm eine würzige Note und machen den Einsatz in der Küche nicht leicht. Denn die mediterranen Kräuter kollidieren etwas mit dem typisch deutschen Kümmel. Es empfiehlt sich deshalb geschmacklich ein vorsichtiges Herantasten.

Der Luther-Tee aus Bernburg enthält Zitronenmelisse, Apfelminze, Brennnessel und Rose aus dem Hintze-Garten. Anders als bei industrieller Ware fällt der grobe Schnitt auf, den Hinweis „von Hand geschnitten“ glaubt man sofort. Kalt und warm getrunken hat man einen kräftigen Tee in der Tasse, bei dem die Zitronenmelisse vor allem den Geschmack vorgibt. Mit dem Luther-Kater kommt ein ordentlich scharfer Kräuterschnaps ins Glas. Das alles steckt in einem Leinenbeutel mit Luther-Druck.

Luther-Beutel mit Tee, Salz und Schnaps von Die Waage-Bäuerliche Sinnlichkeiten, 20 Euro, Bezug über gourmieze.de.

Ja, man kann natürlich über die Luther-Tomate lästern und stets wiederholen, dass Luther die Frucht gar nicht gekannt haben konnte. Das gilt aber auch für die Nudel, die Socke oder die Salami. Fest steht doch, diese Tomate überzeugt nicht wegen ihres Namens, sondern durch den Geschmack. Sie belehrt jeden, der gegen Gewächshausgemüse wettert, eines besseren. Die Tomaten der Wittenberg Gemüse GmbH, groß und süß geworden in den gigantischen Häusern neben SKW, schmecken einfach fantastisch. Für den Test wird die Bewertung einer Gärtnerin aus dem Vorjahr hinzu gezogen, die die Luther-Tomate der eigenen Ernte aus dem Garten vorzog. Als Salat, zur Suppe oder Sauce bereitet - die roten Kugeln machen immer eine gute Figur, auch weil man sich nach wie vor daran hält und nur reife Tomaten erntet. Am besten kauft man sie natürlich frisch beim Werksverkauf. Und man zeige mir das Auto, das nicht nach zehn Minuten Fahrt mit einer großen Tüte verführerisch nach Tomaten duftet. Wenn im nächsten Jahr noch andere Gemüsearten und Erdbeeren folgen, ist diesen ähnlich intensiver Geschmack zu wünschen.

Luther-Tomaten, in Supermärkten und beim Werksverkauf, dienstags und freitags von 12 bis 18 Uhr (oder am Tomatenautomat) in der Hans-Heinrich-Franck-Straße 5 in Wittenberg.

In den letzten Tagen musste der Papst vor die Tür. Der verregnete April zwang Leo X. hinaus. Das verdankt das Oberhaupt der Katholiken einer einzigen Einstellung am zauberhaften Wetterhäuschen „Martin Luther und Papst“ aus dem Erzgebirge. Luther und Leo X., friedlich beieinander unter einem Dach – was vor 500 Jahren noch undenkbar war, wurde im Lutherjahr 2017 Wirklichkeit. Mit Blick auf den 500. Jahrestag der Reformation entwickelte der Berliner Architekt Jochen Eisentraut das Wetterhaus, welches die einstigen Kontrahenten vereint. Er stammt aus der Lutherstadt Eisleben und stieß bei der Suche nach Projektpartnern auf Dregeno, die älteste Drechsler- und Holzspielzeugmacher-Genossenschaft Seiffens. Das Wetterhäuschen wird nun dort, bei Holzspielzeugmacher Tino Günther, produziert und über Dregeno vertrieben. Passend zum Reformationsjubiläum ist die Stückzahl auf 500 limitiert. Auf der Rückseite trägt jedes Wetterhaus die Signatur von Joachim Zacher, einem Nachfahren Martin Luthers in 14. Generation. Je nach Eichung des Hygrometers tritt aus dem kubistischen Häuschen Martin Luther in schwarzer Robe mit Bibel in der Hand oder Papst Leo X. in vollem Ornat hervor. Die 100 Stück, die bereits 2016 produziert wurden, waren bereits nach 14 Tagen ausverkauft, in diesem Monat soll der Lieferengpass behoben sein. Bei Lieferung bekommt man ein minimalistisches Wetterhäuschen (15 x 19 x 6 cm), dem feine Details in Gold die notwendige Würde geben.

Wetterhäuschen „Martin Luther und der Papst“, Dregeno, 80 Euro, Bezug über dregeno-shop.de.

Mit dem Reformator kann man es sich auch behaglich machen. Was es dafür braucht, liefert die Wittenberger Agentur Pforte mit ihrem Teelicht. Das ist ein hochstieliges Glas (vier Höhen), graviert ist es mit Luther-Sprüchen, der Silhouette des Reformators und einer halben Lutherrose. Neun Zeilen geballte Lutherweisheiten passen in weißer Schrift aufs Glas, lesen sollte man sie freilich nicht, während darin ein Teelicht brennt. Auf keinen Fall sollte man die Geschenkverpackung, in der das Teelicht angeboten wird, entsorgen. Denn die gefaltete Pappe lässt sich kürzen und wird so selbst zur Teelichthülle, bei der die Flamme durch einen ausgestanzten Luther flackert. So bekommt man also gleich zwei Sachen bei einem Kauf und muss das fragile Mitbringsel nur sicher nach Hause bringen.

Teelicht-Glas, vier verschiedene Höhen, ab 26,68 Euro. Bezug über shop.pforte.biz.

Sie ist das Original, sagt Schöpferin Silke Pforte über ihre Luther-Nudel. Die Pasta mit dem Schopf des Reformators wurde von der Werbefachfrau in Wittenberg erfunden. Dass es inzwischen einen Nachahmer gibt, ist ärgerlich und ein Fall für die Anwälte. Fest steht jedoch, dass Pfortes Produkt in Wittenberg der Marktführer ist. In vielen Geschäften gibt es die Pasta in einer Fülle von Abpackungen. Nachdem hier bereits die Konkurrenz-Nudel getestet wurde und vor allem optisch in einer Tomatensauce nicht optimal zur Geltung kam, wurde sich diesmal für die Kombination in einer Suppe entschieden. Und tatsächlich machen sich solche Motivnudeln in einer klaren Brühe mit allerlei farbigen Einlagen sehr viel besser und kommen gut zur Geltung. Die Luther-Nudel aus Hartweizengrieß, Wasser und Resten von Ei – so die Zutatenliste – sollte man jedoch wirklich nur al dente kochen, denn sie verliert leicht die Mittelstege, wenn sie zu weich ist. Gekocht erreicht sie nahezu die doppelte Größe und erweist sich in einer Rinderbrühe mit viel Suppengemüse und frischer Petersilie als gute Eintopfzutat. Gefallen hat vor allem die Vielzahl an Varianten im Verkauf. Neben den unterschiedlichen Größen werden die Nudeln mit gravierten Holzanhängern und Kochlöffeln sowie Jute-Taschen angeboten.

Luther-Nudel, 500 g, 3,50 Euro, erhältlich in vielen weiteren Sets. Bezug über shop.pforte.biz.



Es gibt keine verlässlichen Zahlen darüber, wie viele Reformations- und Luther-Biere es 2017 in Deutschland gibt. Allein aus Bayern, wo fast jeder größere Ort eine Brauerei hat, wird berichtet, dass es entsprechend viele Sondereditionen gibt. Nun also das Luther-Bier aus Altötting. Gebraut wird das Bier von der Firma Hell Bräu, in Auftrag gegeben hat es die Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde des Ortes. Die ist umzingelt von Katholiken, denn mit der Schwarzen Muttergottes in der Gnadenkapelle zählt Altötting zu den meistbesuchten Wallfahrtsstätten in Europa. Das protestantische Bier aber können sich auch Katholiken schmecken lassen und tun der anderen Konfession dabei noch Gutes. Der Verkaufserlös wird schließlich für den Erhalt der drei Kirchengebäude der evangelischen Gemeinde verwendet. Vor dem ersten Schluck gilt es aber, das gelungen gestaltete Etikett zu würdigen. Auf der Bügelflasche dominiert ein kirchliches Lila, Luthers Kopf und die große Zahl 2017, der Verweis auf die Gemeinde und schließlich der Name „Luther-Bier“, mehr muss nicht sein. Zusatzinformationen gibt das Etikett am Flaschenhals. Ins Glas bekommt man ein vollmundiges Bier, leicht süßlich mit schöner Blume. Witziger Zusatz: Das Bier soll mindestens bis Ende Oktober 2017 haltbar sein. Aber nur, wenn man es nicht zuvor getrunken hat.

Luther-Bier, erhältlich über das Pfarrbüro. Die Flasche kostet zwei Euro und ein Holzträger mit sechs Flaschen kostet 15 Euro. Kontakt über altoetting-evangelisch.de.

Der Wille war da, allein es fehlte die Ausdauer. „Luther – Das Spiel“ aus dem Kosmos-Verlag kann hier deshalb nur bedingt bewertet werden, auch weil es für einen Test des Brettspiels an gewillten Mitspielern mangelte. Zwei potenzielle Kandidaten winkten angesichts des Spielaufbaus bereits überfordert ab, ohne eine Spielfigur oder Karte in die Hand genommen zu haben. Ins Land gegangen waren da schon gut 20 Minuten, um das Spiel startklar zu machen. Mussten doch zunächst unzählige Kärtchen aus den perforierten Bögen gedrückt und sortiert werden. Es gibt Portraitplättchen, Übersichtstafeln, Abdeckplättchen und Cranach-malt-Plättchen, dazu Proviantkarten für Käse, Brot und Dünnbier sowie Sonderkarten. Mit Spielfiguren und Erfahrungssteinen ist alles nahezu komplett. Karten und Steine sind stabil, sauber bedruckt, durchdacht gestaltet. Aufgebaut ergibt sich ein komplexer Eindruck. Aber beim Lesen der Spielanleitung verfliegt ein wenig die Lust, denn man ahnt, dass es hier Vorarbeit braucht, bis es wirklich flüssig losgehen kann. Zwar loben Brettspiel-Tester im Internet, dass das Spiel leicht lernbar sei, aber das ist eine Aussage von Profis, die noch ganz andere Herausforderungen auf dem Spieltisch meistern können. Im fehlgeschlagenen Test kam eher das ungute Gefühl auf, bis zum Reformationstag zu brauchen, um wirklich alles verstanden zu haben. Wer es schneller schafft, kann als Luthers Zeitgenossen in seine Fußstapfen treten und bereist die Orte, in denen er wirkte. Dabei treffen die Spieler auf wichtige Weggefährten des Reformators und vollenden gemeinsam das große Luther-Bild des Malers Lucas Cranach. Für all dies erhalten sie Erfahrungspunkte. Wenn das Luther-Bild fertig ist, gewinnt nach einer Schlussrunde, wer die meisten Erfahrungspunkte hat. Das Spiel entstand in Zusammenarbeit mit der staatlichen Geschäftsstelle „Luther 2017“, der Geschäftsstelle der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum sowie dem Belser Verlag. Es ist für zwei bis vier Spieler ab zehn Jahren geeignet.

„Luther – Das Spiel“ von Erika und Martin Schlegel, Kosmos-Verlag, kostet im Handel 29,99 Euro (UVP), Bezug über kosmos.de.

Hätte Luther tatsächlich seinen Apfelbaum gepflanzt und die erste Ernte eingefahren, so wäre es an Gattin Käthe gewesen, das Obst sinnvoll zu verwerten. Beispielsweise so wie die Manufaktur „Kulinarische Zeitreisen“, die „Luthers gewürzte Äpfel“ im Programm hat. Das kleine Gläschen mit 110 g Fruchtaufstrich enthält ein fruchtig-sämiges Produkt aus Äpfeln, gewürzt mit Ingwer, Pfeffer, Zimt und Muskat, alles aber dezent eingesetzt. Was auf dem ersten Löffel etwas undefinierbar scheint und an aufgedunsene Weintraubenkerne erinnert, sind Berberitzen, die dem Ganzen Biss geben. Herzhafter und ausgewiesen für alles Gesottene und Gebratene ist aus der gleichen Manufaktur „Luthers Pflaumen-Tunke“. Die würzige Soße ist konzentriert und hat einem gegrillten Steak eine besondere Note gegeben. „Holunder-Latwerge für die Lutherin“ ist das dritte Produkt aus Heichelheim. Mit ihm kommt auch mal Käthe ins Spiel, deren Bildnis und Kurzbiografie das Etikett zieren. Dort steht auch, dass Latwerge eine alte Bezeichnung für Mus ist. Im Glas stecken 100 g konzentrierter Geschmack von Holunderbeeren, zu einem glatten Mus verarbeitet. Ein köstlicher Aufstrich fürs Sonntagsbrötchen.

Holundermus, Apfel-Aufstrich (je 3,90 Euro) und Pflaumen-Tunke (6,90 Euro), Bezug über kulinarische-zeitreisen.com.

Nicht erst zum Reformationsjubiläum ist der Compact Verlag in München auf die Idee gekommen, ein Quiz über Reformatoren aufzulegen. Das Kartenspiel gibt es schon seit 2012. In der klassischen Faltschachtel stecken 50 Karten für das „Quiz to go“. Eine Seite stellt die Frage und gibt vier Antwortmöglichkeiten, die andere löst auf, erklärt und illustriert mit historischen Abbildungen. Im Spiel zu zweit gab es am Ende einen Gleichstand. Selbst der in Sachen Reformation erfahrene Gegner musste zuweilen grübeln, manche Fragen schienen wieder sehr einfach. Mit Fragen zu Calvin und Zwingli kommen zudem auch mal andere wichtige Reformatoren ins Spiel und um deren Wirken geht es schließlich auch in diesem Gedenkjahr. Spielen kann man das Quiz ganz allein, wenn man sich die Fragen selbst stellt, oder mit mehreren Leuten. Gedacht ist es für Spieler ab zwölf Jahren, dafür müssten die Mädchen und Jungen aber sehr gut im Religionsunterricht aufgepasst haben. Wer sich nur mit Luther beschäftigen möchte, für den gibt es natürlich auch ein reines Luther-Quiz in gleicher Machart.

Reformatoren-Quiz, 4,99 Euro, Bezug über www.compactverlag.de.

Mit Luthers Spruch „Iss, was gar ist, trink, was klar ist, red, was wahr ist“ konnte im zweiten Teil in der damaligen Zeit kein Wasser gemeint sein. Wohl aber ein selbst gebrannter Korn. In Nordhausen ist man der festen Überzeugung, dass Luther, der den Ort mehrmals besuchte – einmal sogar zu seinem Geburtstag – dort wohl sicher einen „Echten Nordhäuser“ zur Begrüßung bekommen hat. So hat die Traditionsbrennerei für Kornbrand schon vor einigen Jahren eine Sonderedition „Lutherkorn“ produziert, die in kleiner und edler Aufmachung erhältlich ist. Im schwarzen Fläschchen (0,2 l), an einen Tonkrug erinnernd, steckt ein alter Doppelkorn (38% vol). Der riecht sehr rein, schmeckt ein wenig würziger als üblicher Doppelkorn und ist natürlich vollkommen klar. In Maßen genossen, bleibt es auch der Kopf.

Lutherkorn (0,2 l), von Echter Nordhäuser, für 9,90 Euro in der Wittenberger Touristinformation, Info über traditionsbrennerei.de

Wenn man glaubt, an Kugelschreibern sind schon alle Werbemöglichkeiten ausgeschöpft, dann gibt es doch immer noch ein Produkt, das überraschen kann. Solch einen Stift hat die Wittenberger Agentur Pforte in ihr Programm genommen. Der Thesenstift kommt erst einmal ganz gewöhnlich daher, hat einen transparenten Schaft, Metallclip und Metalldrücker, „Martin Luther 95 Thesen“ liest man durchs durchsichtige Plastik. Zieht man jedoch an einer dünnen Metallschiene, entrollt sich ein kleines, beidseitig bedrucktes Transparent, ein klassisches Roll up. 7 cm breit und 19 cm lang, ist es groß genug für ein Foto der Thesentür. Auf der anderen Seite ist These 92 groß hervorgehoben. Derart überraschend sind die Soft-PVC-Schlüsselanhänger auf den ersten Blick nicht, aber doch ein kleines Souvenir in zwei Varianten. Einmal als Schriftzug „Lutherstadt“ in den Stadtfarben Gelb und Schwarz und als Lutherrose, umrandet von Luthers Vornamen vier Mal in Folge, sind sie zu haben. Dreht man die Anhänger jedoch, wird aus der Lutherstadt ein Wittenberg und aus Martin ein Luther. So spielen die Gestalter hier mit einer altertümlichen Schrifttype, die auch auf dem Kopf noch Inhalt hat.

Thesenstift (Kugelschreiber, 4 Euro) und Schlüsselanhänger (Wittenberg und Lutherrose, je 3 Euro), Bezug über shop.pforte.biz.

Ein kleines Paket an Genussmitteln hat die Ravensburger Fairhandelsgenossenschaft dwp zum Reformationsjubiläum geschnürt. Lutherkaffee (ganze Bohnen und gemahlen), Kräutertee „Luther“ und Lutherschokolade gehören dazu. Der fair gehandelte „Luther Kaffee“ – ein Kooperationsprodukt der Evangelischen Landeskirche Baden und der dwp – hat bereits mehr als 7 000 Euro an Spendengeldern gebracht, denn pro verkauftem Kilo wird ein Euro gespendet. Mit dieser ersten Spenden-tranche wird die medizinische Versorgung der indigenen Volksgruppe der Mayangnas in Nicaragua verbessert. Die ganzen Bohnen der Sorte Arabica kommen aus ökologischem Anbau in Nicaragua und Äthiopien. In der Tasse hat man einen kräftigen Kaffee mit feiner Crema. Perfekt passt dazu die Schokolade mit Luthers Namen. Es ist ein Kombipack, denn zwei Tafeln von je 35 g sind in der Verpackung. Hergestellt hat sie die österreichische Kult-Manufaktur Zotter, die mit ihren ungewöhnlichen Schokokombinationen viele Fans gefunden hat. In der Lutherausgabe kommen eine angenehm halbbittere, dunkle Schokolade und eine Mandeltafel mit Rosen zusammen. Vor allem die Mandeltafel ist eine Geschmacksüberraschung mit ganz feiner Rosennote und kleinem Rest von Blütenblättern. Blüten gehören auch in den Luther-Kräutertee (40 g) mit Orangenblättern, Melisse, Basilikum, Verbene, Rosenpetalen und Lavendel. Auch hier wieder alles fair gehandelt und ökologisch angebaut. Die Mischung schmeckt warm und kalt getrunken, Melisse und Verbene dominieren.

Luther-Kaffee (gemahlen, 4 × 250 g, 19,80 Euro und ganze Bohne, 2 × 500 g, 19,60 Euro), Luther-Kräutertee (2,99 Euro) und Lutherschokolade (3,30 Euro), fair gehandelt von dwp, Bezug in gut sortierten Welt- und Bioläden und unter shop.dwpeg.de.

Lust auf ein Zwiegespräch mit Martin Luther? Dann schnell die Hände frei machen und in die Kumquats-Puppe schlüpfen, die der renommierte Hersteller von sogenannten Klappmaulpuppen seit vielen Jahren produziert. Die Kumquats-Puppen sind nach einer Zwergorange benannt. Seit 1993 gibt es diese Menschenhand-Puppen, die von der verstorbenen Sozialpädagogin Heidi Degro aus Ölbrönn-Dürrn bei Pforzheim entwickelt wurden. Mittlerweile hat das Unternehmen mit rund 30 Mitarbeitern in Ungarn und Ölbronn-Dürrn eine Auswahl von nahezu 50 verschiedenen Puppenarten kreiert. Ganz neu im Angebot sind anlässlich des Reformationsjubiläums 2017 Martin Luther, Philipp Melanchthon und Katharina von Bora. Die große Martin Luther-Handpuppe (70 cm) ist ein knuffiger Kerl in Talar mit schwarzem Hut; Mund, Zunge und Hände sind spielbar. Letzteres klappt schon nach kurzer Zeit sehr gut, die mitgelieferten Tipps zum Spiel mit der Handpuppe (online auch als Video) geben dabei gute Ratschläge. Wirklich schnell zieht der Plüsch-Martin mit seinen Knopfaugen den Fokus auf sich und wirkt dabei so niedlich, wie es sein Vorbild wohl nie war. Weil Kumquats vor allem viel im pädagogischen Bereich eingesetzt werden, müssen sie strapazierfähig sein. Wie alle anderen Puppen auch ist Martin Luther bei 30 Grad in der Maschine waschbar (auch hier gehört die genaue Waschanleitung dazu). Das getestete Muster hat eine leichte Neigung zum Haarausfall – nicht überraschend bei grauhaarigen Herren in diesem Alter -, was sich nach einer gründlichen Durchbürstung jedoch legte. Wer dem Martin noch Gesprächspartner zur Seite stellen will, kann in gleicher Größe für familiäres Geplänkel Käthe Luther oder für gelehrte Dispute Philipp Melanchthon kaufen. In einer kleineren Version gibt es auch Martin und Philipp.

Kumquats-Puppe Martin Luther, 70 cm, 149,90 Euro, Shop und Informationen unter www.kumquats.de.

Natürlich hatte Martin Luther eine sehr schöne Handschrift, auch wenn diese heute nur noch von Spezialisten gelesen werden kann. Die feinen Buchstaben setzte er mit dem Federkiel aufs Papier und womöglich wären sie noch besser gelungen mit der venezianischen Glasfeder oder eben jenem Schreibset, das die Elias Glashütte aus Lauscha zum Reformationsjubiläum produziert. Im Geschenkkarton erhält man Feder und Ablage aus Glas, dazu ein Fässchen Tinte nebst einem Echtheitszertifikat. Die Feder ist natürlich zartgrün, denn das ist die Spezialität der Glashütte: Die grüne Farbe entsteht durch den Eisengehalt des Sandes im Glasschmelzprozess. Die fein gedrehten Rillen an der Federspitze speichern per Kapillarwirkung die Tinte und so lassen sich ein paar Zeilen fein schreiben. Stilecht wird das dann am Schreibtisch noch mit dem Lutherglas aus der Lauschaer Glashütte. Auch dieses ist handgemacht aus Thüringer Waldglas und für den täglichen Gebrauch natürlich viel zu schade. Auch wenn es eine Replik aus Luthers Sterbehaus in Eisleben ist, hat der Reformator nicht aus solch einem Glas getrunken. Das erzählt das Prospekt zum Glas. Vielmehr richtete Kunstprofessor Wanderer 1894 im Auftrag der Stadt und der Lutherfestgesellschaft das Sterbehaus Luthers ein. Er kaufte bei einem Leipziger Antiquitätenhändler ein Trinkglas aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, das auf dem Tisch im Sterbezimmer steht und sich heftig als Luthers letztes Trinkgefäß in den Annalen der Geschichte hält.

Schreibset, Glasfeder mit Tinte, 43,90 Euro, und Lutherglas, 29,95 Euro,
Elias Glashütte Lauscha, Bezug über www.farbglashuette-lauscha.de

„Hier stehe ich, ich kann nicht anders.“ Luthers Zitat passt nun auch für jeden, der auf der Fußmatte der Wittenberger Werbeagentur von Silke Pforte verweilt. Mit eben jenem Spruch und einem Bild des Lutherdenkmals sind die Fußmatten bedruckt, die das Wittenberger Unternehmen zum Reformationsjubiläum auf den Markt gebracht hat. Der Abtreter kommt in großer Vielfalt von Größen und Farben daher. So passt er in nahezu jedes Wohn- und Arbeitsumfeld, das nur mit sauberen Schuhen betreten werden soll. Acht Grundfarben und drei Größen von 60 x 40 cm bis 85 x 60 cm stehen zur Wahl. Velours auf Gummi ist das Material. Absaugen oder Ausschütteln ist kein Problem bei dieser Matte. Es bleibt lediglich das eigenartige Gefühl, wenn man sich auf Luthers Bild und Spruch die Füße säubert. Ein kleines Unbehagen, das sich auch schon einstellte, als hier vom Luther-Brillenputztuch oder den Taschentüchern geschrieben wurde. Andererseits hat auch schon ganz andere Figuren, ob nun real oder fiktiv, das Schicksal ereilt, auf dem Boden in Form einer Fußmatte zu enden.

Fußmatte, verschiedene Größen und Farben, von 32 bis 60 Euro, Werbeagentur Pforte, Wittenberg, Nussbaumweg 7-9, Shop unter shop.pforte.biz.

Was solch einen schönen Namen trägt, muss einfach gut sein. Und das ist es auch. Der Gewürzwein, den die kleine Manufaktur „Kulinarische Zeitreisen“ in Heichelheim herstellt, hat sich bei der Verkostung als ausgesprochen leckeres Genussmittel herausgestellt, das den Bezug zu Luther im Reformationsjahr sucht. Gut, das Fläschchen ist sehr klein. Gerade mal 100 ml passen hinein. Dafür ist der Inhalt aber auch konzentriert und bei sinnvollem Einsatz lässt sich der Genuss strecken. Der ist ohnehin eher etwas für die kältere Jahreszeit, denn solch ein Gewürzwein ist mit seinen Zutaten wie Zimt, Ingwer, Nelken und Muskatblüte klar auf der weihnachtlichen Seite. Margitta Brauns Manufaktur in Thüringen hat dem Punschkonzentrat noch ein geschmackvolles Etikett mit allerlei Erläuterungen verpasst, darunter diese, dass Hypocras natürlich auch schon im Mittelalter getrunken wurde. In heutiger Zeit empfiehlt er sich als Zugabe in einem heißen Wein. Im Test hat er einen eher langweiligen Earl Grey-Tee ordentlich aufgemöbelt und er gefällt auch beim kurzen Nippen ganz pur. Einen kleinen Punktabzug gibt es dann aber doch. Der Korken ist von einer Wachsschicht überzogen und das kann schnell zu einer Krümelei führen, bei der man aufpassen muss, dass nichts in den Hypocras fällt. Wäre ja schade.

Luther Hypocras, Gewürzwein, 100 ml, 6,90 Euro, Manufaktur „Kulinarische Zeitreisen“, Bezug über www.kulinarische-zeit-reisen.com

Wie trägt man die ganzen Lutherdevotionalien dieses Jahres am besten nach Hause? Das haben sich Andreas Kind und René Dönecke von der Firma Warnweste GmbH in Halle gefragt und eine kleine Kollektion von Einkaufsbeuteln in ihr Programm genommen. Normalerweise machen die Hallenser mit Arbeits- und Sicherheitskleidung in grellen Farben und mit Reflektorbändern ihr Hauptgeschäft. Bei den Beuteln bleiben sie ihrem Material und der Auffälligkeit treu.

Die Testmodelle mit den Maßen 42 x 38 cm gibt es in kräftigem Rot, Blau und Gelb – eben den Warnwesten-Farben, oben und unten sind sie mit Reflektoren versehen. Zum Souvenir im Jahr des Reformationsjubiläums macht sie der Aufdruck. Eine 500 mit Lutherrose und den Daten 1517-2017, ein stilisiertes Ortseingangsschild mit dem Slogan „Lutherstadt Wittenberg – Home of Reformation“ und Luthersignet oder noch einmal die Lutherrose und der Spruch „Ein Christenherz auf Rosen geht, wenn’s mitten unterm Kreuze steht“ sind die Statements auf den Beuteln. „Sehen und gesehen werden“ war für die Männer aus Halle das Motto ihrer Überlegungen und so sind die drei Modelle eben multifunktional, zudem sauber verarbeitet und natürlich waschbar. Die Hersteller sind zudem so flexibel, dass man aus neun knalligen Farben wählen kann. Entzückende Nebenbei-Info aus der Firma Warnweste: Dort wurden auch Warnwesten für Hühner entwickelt.

Einkaufsbeutel, erhältlich in der Wittenberger Touristinformation,
größere Bestellmengen über www.warnweste.com.

Eine spätmittelalterliche Familienrezeptur ist die Grundlage für den Kräuterlikör „Luthers Anno 1529“, den die „Von Nordeck Genusswelt“ herstellt und in Wittenberg exklusiv über die Gaststätte „Tante Emma“ vertreibt. Zum Trunk gibt es die passende Geschichte: Johann Rawe von Nordeck (1500 bis 1580), Minister des hessischen Landesherrn Philip des Großmütigen, stand in engem Kontakt mit Martin Luther und unterstützte die Reformation. Nach alter Familienüberlieferung trafen sich beide 1529 in Marburg, wo von Nordeck das Land Hessen beim „Marburger Religionsgespräch“ vertrat. Bei einem abendlichen Zusammensein soll Luther seinem Mitstreiter die Rezeptur seines Kräuterlikörs offenbart haben. Diese Rezeptur wurde in der Familie über Jahrhunderte bewahrt und ist die Grundlage für den Kräuterlikör „Luthers Anno 1529“. 52 Kräuter stecken in der Halbliterflasche, Honig gibt die dezente Süße. Herausgekommen ist ein dunkler Likör mit feiner Würze und ohne alle Klebrigkeit, die manchen Kräutern inne wohnt. Wenn es denn tatsächlich Luthers Likörrezept ist, dann kann man dem Mann einen guten Geschmack bescheinigen. Bei „Tante Emma“ gibt es im Jahr des Reformationsjubiläums zudem den Luther-Taler als Gutschein und der wiederum berechtigt zu einem Probeschluck des Kräuterlikörs. Wer mehr davon haben will, der kann ihn sowohl dort trinken als auch eine Flasche vor Ort kaufen.

Kräuterlikör „Luthers Anno 1529“, v. Nordeck Genusswelten, 0,5 l, 27 Euro, Verkauf im „Tante Emma“ am Wittenberger Markt.

Aus Thüringen kommt gute Wurst. Das ist kein Geheimnis. Wenn es saisonal schon Weihnachtsmann- und Schneemannsalami in den Geschäften gibt, scheint eine Widmung für reale historische Personen nicht abwegig. Schon seit 1999 kann man sich beispielsweise die Goethesalami schmecken lassen. Aus dem gleichen Haus kommt nun zum Reformationsjubiläum eine Luther-Salami, welche in der äußeren Form an eine Lutherbibel erinnert. Entwickelt wurde sie von der Naturfleisch-GmbH „Rennsteig“ aus Oberweißbach in Saalfeld-Rudolstadt. Dort hat man lange überlegt, wie solch eine Buch-Dauerwurst aussehen kann und am Ende ein rechteckiges 350-Gramm-Päckchen geschnürt oder vielmehr luftdicht verschweißt. Damit macht sich die Salami auch gut als Souvenir und übersteht den Transport. Daheim auf dem Küchenbrett muss man sich dann entscheiden, wie man den braunen Quader mit aufgeprägter Lutherrose anschneidet. Längs- oder Querseite, das ist die Frage, wenn das Wort Fleisch geworden ist, wie es schon bei Johannes 1,14 steht. Etwas beschwerlich ist es, die Pelle zu entfernen. Hat man das geschafft, bleiben die Thüringer indes ihrem Ruf als gute Wurstmacher treu. Die Luther-Salami ist tatsächlich hervorragend, schön hart und bei einem Anteil von 45 Prozent Schwein und 30 Prozent Rind angenehm mager. Vor allem aber ist sie durch Wacholder sehr würzig. Auch nach dem Jubiläumsjahr soll sie fest im Bestand der Produktion bleiben.

Luther-Salami in Buchform, Naturfleisch Oberweißbach GmbH, 350 g, 10,90 Euro, Bezug über www.thueringer-spezialitaeten.de

Der Dessauer Holzgestalter Jürgen Ludwig hat nachgelegt und seinen Evangelischen Taschenglobus weiter entwickelt. Für die andere christliche Glaubensrichtung empfiehlt sich nun der katholische Taschenglobus. Ludwig findet ihn selbsterklärend: „Rom gleich Gold – Wittenberg gleich protestantisch zurückhaltend leicht angerostet“. Bei diesem handschmeichelnden Globus bekommt man eine beidseits gewölbte Holzscheibe. Italiens Stiefel ist als alleiniges Land markiert, eine goldene Reißzwecke ist die Landmarke für Rom. Der zudem ausgearbeitete Evangelische Taschenglobus passt in den neuen Versionen noch besser ins Reisegepäck. „Wenn man sein Volumen 1.000 Mal verkleinert, quasi verdünnt, dann kommt man genau auf die Größe der Evangelischen Taschenglobuli. In homöopathischen Fachkreisen heißt diese Verdünnung D3“, schreibt der Holzgestalter zu seinen neuen Produkten fürs Reformationsjubiläum. Seine Taschenglobuli bietet er in drei Packungsgrößen an: Heilige Familienpackung und Packung für Homöopathen (je 5 ml) und die 15 ml-Familienpackung. In verschiedenen Glasdöschen erwirbt man kleine Taschenglobuli aus Holz. Die seien zu Luthers Zeiten wichtig gewesen, waren sie doch damals das, was heute Navi heißt. „Ohne einen gut funktionierenden Taschenglobus wäre Wittenberg nie so berühmt geworden, weil Luther seine Thesen sonstwo angenagelt hätte“, meint Ludwig mit hintersinnigem Humor.

Katholischer Taschenglobus, Taschenglobuli, je nach Größe fünf bis sieben Euro, Bezug über www.touch-wood.de.

Im thüringischen Heichelheim hat Margitta Braun ihre kleine Natur- und Feinkost Manufaktur „Kulinarische Zeitreisen“. Dort stellt sie eine ganze Reihe Selbstgemachtes her, das Martin Luther zum Thema hat. Da wären zum Beispiel die Dillsamen „Bei Luthers zu Tisch“. Im Beutelchen bekommt man 25 g und auf dem Etikett auch die Geschichte dazu. Es wird erzählt, dass bei den Bauarbeiten an Luthers Elternhaus in Mansfeld 2003 auch Dillsamen in einer Abfallgrube nachgewiesen wurden. Diese Dillsamen nun sollen gut zu allen Krautgerichten passen und überall dort zum Einsatz kommen, wo man auch gern Kümmel verwendet. Sie schmecken eher nach mildem Kümmel als nach Dill und konnten einem Kümmelverächter erfolgreich in einer Boulette untergejubelt werden. Auch aus einer Tüte der Manufaktur kommt „Luthers Abend-Kräuter-Tee“. „Und alsdann flugs und fröhlich geschlafen“, verspricht das Etikett in Anlehnung an Luthers Abendsegen. Im Test wurde die Mischung aus Gänsefingerkraut, Hopfen, Melisse, Brennnessel, Ringelblume und Kamille am Morgen aufgebrüht, machte zwar nicht schläfrig, aber doch bis zum Mittag ausgeglichen. Der Tee schmeckt wie ein typischer Kräutertee und hat einen leicht bitteren Nachklang. Die kleine Geschichte, die es zum Produkt gibt, berichtet von Luthers Leiden und Gattin Katharinas bewährten Hausmitteln gegen die Krankheiten.

Tee, 30 g, 3,90 Euro, Dillsamen, 30 g, drei Euro. Bezug über
www.kulinarische-zeitreisen.com.

Wer auf Nachhaltigkeit setzt, ist heute mit eigenem Kaffeebecher unterwegs und holt sich in diesem immer wieder neu den lebenswichtigen Wachmacher. Die Wittenberger Agentur Abiszet hat dafür ein passendes Produkt zum Reformationsjubiläum aufgelegt. Beim Design hat man sich auf die Grundfarben der eigenen Kampagne „Luther kommt“ verlassen: Schwarz und Orange. Der Becher aus Porzellan fasst einen großen Kaffee (300 ml). Praktisch ist eine geriffelte Silikonbanderole am unteren Ende, so lässt sich der Becher auch tragen, wenn der Inhalt noch sehr heiß ist. Der Deckel mit Trinkauslass passt gut und hält dicht. Aufrechtes Tragen ist trotzdem ein Muss, denn es gibt noch das kleine Gegenloch, welches das Trinken erleichtert. Anfangs ist geschmacklich noch eine Gumminote mit dem Kaffee verbunden, aber das wird sich nach mehrmaligem Gebrauch hoffentlich legen. Ein wenig störend ist ein Zutsch-Geräusch, das sich erfahrungsgemäß aber auch bei den Wegwerfbechern einstellt. Mit der aufgedruckten Aussage „95 Mal hat Martin den Nagel auf den Kopf getroffen!“ und dem kleinen Luther-Mönch des Markenlogos macht man jedenfalls mit diesem Becher schnell klar, warum man dieser Tage durch die Straßen Wittenbergs zieht. In einer weiteren Variante gibt es den Becher „2017“.

To-go-Kaffeebecher, 16,90 Euro, Bezug über www.luther-kommt.de.

Dieses Souvenir ist mit Arbeit verbunden, wenn es denn seinem Zweck gerecht zum Einsatz kommen soll. Erst am Teig lässt sich sagen, ob die rote Luther-Ausstechform der Berliner Firma phil goods auch funktioniert. Also wird geknetet. Die Wahl fiel dabei auf das bereits erprobte Rezept Pater Pius-Butterplätzchen (Rezept am Textende). Diese Kekse sind unschlagbar und die Pater-Rezeptur von einem Mönchskopf ausstechen zu lassen, schien auch ganz praktisch. Alternativ kann man natürlich auch die Vanilleplätzchen backen, deren ausführliche Backanleitung der Verpackung beiliegt. Mit dem Testteig bekommt man etwa 38 Lutherkekse heraus. Beim Ausstechen fallen zuweilen unsaubere Kanten auf, auch sollte man nicht allzu sehr drücken, denn dann trennen sich Kopf und Mütze. Durch die ungewöhnliche Keksform hat man mehr Teigverschnitt, den es im nächsten Gang unterm Nudelholz wieder einzuarbeiten gilt. Bevorzugt wurde beim Backen eine knusprige Bräune, um den Keksreformator nicht allzu blass erscheinen zu lassen. Die Verzierung ist bei Luther denkbar einfach: mit brauner Glasur und Schokostreuseln kommt man weit. Die besten Ergebnisse wurden mit brauner Zuckerschrift für Augen und Augenbrauen erzielt und einer Schokoglasur für Mütze und Gewand. Verspielt scheinen dagegen die frühlingsfrischen bunten Zuckerstreusel, die auf etwas Eigelb Halt finden und mitgebacken werden. Bereits mit einem Plätzchen kann man sehr glücklich werden, wiegt es doch in der Testversion um die 20 Gramm. Das Rezept: 250 g Butter, 125 g Puderzucker, 2 Eigelb, Prise Salz und 375 g Mehl verkneten, kühl stellen, ausrollen und ausstechen, bei Umluft 180 Grad ca. zehn Minuten backen.

Luther-Ausstechform, 6,90 Euro, Bezug u.a. über www.rauhes.de
oder www.komm-webshop.de.

Wikana erfindet den Keks im Jahr des Reformationsjubiläums zwar nicht neu, wohl aber das Outfit für die Gebäckspezialitäten des heimischen Familienunternehmens. Alle Verpackungen wurden in diesem Zuge neu gestaltet und mit modernerer Optik versehen. So liegt seit wenigen Tagen auch das Lutherbrodt in neuem Gewand in den Regalen. Die lebkuchenartige Erfindung aus dem Hause Wikana ist seit mehr als 25 Jahren ein Dauerbrenner neben dem Butter-Lutherkeks. Gebacken mit Honig und Mandeln, mit Zuckerguss und etwas Kakaoglasur versehen, ist das Lutherbrodt so dezent gewürzt, dass es sich problemlos auch außerhalb der Weihnachtszeit essen lassen kann. Aus der gleichen Mischung sind auch die kleineren Lutherthaler gemacht, die im Jutesäckchen angeboten werden und ebenso wie das Lutherbrodt ein paar Tage an frischer Luft überstehen, ohne gleich hart zu werden. Der neue Wittenberg-Keks ist nicht nur zum Essen sondern auch zum Anschauen. Mit den Motiven Schlosskirche, Stadtkirche, Thesentür und Martin Luther verbindet er ein wenig Stadtgeschichte mit Knabberei. Will man das ganze Gebäck-Sortiment, das zum Reformationsjubiläum passt, ansprechend präsentieren, kann man auf den Wikana-Präsentkarton zurückgreifen. Mit der Banderole „Luthers süße Sünden“ hat man dann alles komplett und der thematische Kaffeenachmittag kann beginnen.

Lutherbrodt (1,95 Euro), Lutherthaler, Wittenberg Keks (1,30 Euro), von Wikana, erhältlich in Supermärkten, im Werksverkauf und unter www.wikana.de.

Diese Tinte hätte der Reformator garantiert nicht gegen eine Wand geworfen. Dafür ist die Luther-Tinte, ein Williams-Christ-Edelbrand, nämlich viel zu schade. „Nicht werfen. Trinken!“, rät deshalb auch Erfinder Stefan Felgenhauer auf der Internetseite zum Produkt. „Auf einem Ausflug auf die Wartburg wollte ich ein Fläschchen Tinte als Andenken kaufen. Das gab es nicht. Und damit war die Idee zur Luther-Tinte geboren“, sagt der Erfurter über die Schnaps-Genese. Seinen leckeren Obstbrand lässt er im thüringischen Gierstädt produzieren. Der Birnenbrand ist lediglich mit Honig verfeinert, hat aber trotzdem eine für solche Brände ungewöhnliche Süße. Dabei schmeckt er weder scharf noch beißig, sondern überaus fruchtig. Vor allem aber macht ihn die Abfüllung in einer 200 ml-Flasche in Tintenfass-Optik mit Holzverschluss sehr besonders. Zeitgemäß bewirbt der Erfinder auch sein Produkt. Der Luther-Tinte kann man bei Facebook und Instagram folgen.

Luther-Tinte, Birnenbrand, 200 ml, UVP 12,90 Euro, in der Wittenberger Touristinformation und über www.luther-tinte.de erhältlich.

Hatte Martin Luther mal Schnupfen? Ganz sicher. Was er nicht hatte, waren Papiertaschentücher. Dem Reformator mussten der Ärmel oder ein anderes Stück Stoff reichen. Denn erst, als am 29. Januar 1929 die Vereinigten Papierwerke Nürnberg ein Warenzeichen für das erste Papiertaschentuch aus reinem Zellstoff beim Reichspatentamt anmeldeten, begann der Siegeszug des Wegwerfproduktes. Heute lässt sich auch dies mit dem Reformationsjubiläum verknüpfen, was findige Werber mit einer kleinen Kollektion bewiesen haben. Es gibt die Taschentücher mit der Lutherrose und den Daten zum Reformationsjubiläum ebenso wie mit Luthers Porträt. Das alles natürlich nur als Aufkleber auf der Verpackung. Die zehn Taschentücher sind weiß und ebenso unspektakulär und praktisch wie alle anderen, die es auf dem Markt gibt. Zückt man das Päckchen, wenn man mal nach einem Taschentuch gefragt wird, dann ist das freilich ein Statement.

Taschentücher Lutherrose und Lutherkopf, Päckchen mit zehn Tüchern, 95 Cent, Bezug über www.wortimbild.de.

Die Firma Gossy im österreichischen Rust hat scheinbar für jeden Ort und Anlass den passenden Aufkleber. Der kommt in Briefmarkenoptik mit gezahntem Rand und mit vielen Motiven auf die ansonsten einheitliche Verpackung der Haselnuss-Waffelschnitten und fertig ist die thematische Süßigkeit. Zum Reformationsjubiläum gibt es Motive mit Luthers Bildnis – klassisch oder als zeitgenössisches Aquarell - oder der Wartburg. Weil das auch als Sammelmotiv ausgewiesen wird, kann der Waffel-Konsum dieser „Marken-Schnitten“ schnell Dimensionen erreichen, die der Figur nicht zuträglich sind. Tatsächlich sind die zehn kleinen und mundgerechten Waffeln nämlich sehr lecker, frisch und eine ausgesprochen krümelige Angelegenheit. Ganz anders die schokoladigen Reise-Taler von Gossy, die die Österreicher als „Süße Währung“ bewerben. Gegen echte Währung erhält man beim Kauf 20 Gramm schwere Schokotaler, die mit einer knusprigen Nougatcreme gefüllt sind. Verpackt in Goldfolie gibt es auf den Etiketten Luther, seine Rose und wieder die Wartburg. Die Taler kann man einzeln oder in einer Geschenkverpackung kaufen.

Waffelschnitten und Reisetaler, jeweils im Zehner-Set, 9,50 bzw. 12,50 Euro, bei www.wortimbild.de.

Achtung, das ist nicht die Luthersocke. Die kommt schon seit 20 Jahren unter eingetragenem Markennamen aus Sachsen bei Ansbach. Die Wittenberger Abiszet Werbung von Carola Hiller hat hingegen die regionale Socke zum Jubiläum aufgelegt. Dabei bedient man sich auch vor Ort des Luther-Zitats „Hier stehe ich, Ich kann nicht anders.“ Vorm Reichstag in Worms soll der Reformator dies gesagt haben. Und natürlich passt dies - wenn schon nicht zu einem Schuh - zur Socke. Abiszet lässt die Worte in schwarzen Socken mit orangefarbener Ferse und Zehenspitze wirken. Der eigene knubblige Mönch – das Markenlogo - steht obendrüber. Sockenvariante Nummer zwei tauscht die Farben und hat die Lutherrose als Motiv. „Mein Standpunkt“ ist die Aussage am Fuß. Beide Socken sind aus einem Baumwoll-Polyamid-Elasthan-Gemisch und Unisex-Modelle. Die Lutherrose-Variante hat nach ersten Waschgängen Form und Farbe behalten. Kleines Manko der nicht ganz günstigen Socken ist die unsaubere Verarbeitung der Motive. Im Sockeninneren sind die Fäden nicht versäubert. Aber Socke drüber, denn hier kommt es ja nur auf das äußere Motiv an.

Socke „Hier stehe ich“ und „Lutherrose“, Abiszet Werbung Wittenberg, verschiedene Größen, 15,90 Euro, Bezug über www.luther-kommt.de.

Rund um den Alkohol gibt es noch immer die besten Ideen zu Luther und dem Reformationsjubiläum. Gleich dreierlei Getränk hält Luther Souvenir Wittenberg bereit. Martins Tropfen, Frau Käthe und Melanchthon werden von einer beauftragten Manufaktur in 0,35 l-Bügelflaschen abgefüllt. Den stärksten Trunk bringt Frau Käthe als Halbbitterlikör mit. Die Kräuter im Schnaps hält die Lutherin auf der Zeichnung des Etiketts in der Hand. Der Likör ist ein guter Abschluss nach reichhaltigem Mahl. Aus der Melanchthon-Flasche weht ein feiner Birnenduft. So soll es sein, bei einem Birnenlikör. Dass Geschäftsinhaberin Annett Labitzke-Milich den Luther-Freund und die Birne zusammenbrachte, ist nur folgerichtig und wird auf dem Etikett erzählt. Die Melanchthonbirne gibt es schließlich wirklich, auch wenn sie außerhalb Mitteldeutschlands Römische Schmalzbirne heißt, was allerdings weniger schön für das saftige Obst klingt. Im Likör selbst ist die Birne dann jedoch weniger schmeckbar, als sie im Bouquet gerochen wurde. Bei „Martins Tropfen“, dem Beerenlikör, stecken Johannisbeere, Heidelbeere und Brombeere auch im Geschmack. Das ist die Sorte, die Frauen schmeckt. Hat man sich nicht allzu sehr schadlos an der Flasche gehalten, lässt sich auch noch der umfangreiche Begleittext über „Martinus auf der Wartburg“ auf dem rückseitigen Etikett lesen. Alle drei Liköre werden in aufwändig gestalteten Flaschen angeboten, deren Verschlüsse zudem mit Siegelwachs versehen sind.

Liköre von Luther Souvenir, ab 10,50 Euro, in der Dresdener Straße 23a, im Lutherhaus, in der Touristinformation und unter www.luther-souvenir-wittenberg.de erhältlich.

In Köthen gibt es die Kaffeerösterei Hannemann. Die Evangelische Landeskirche Anhalts und der Verein Anhaltische Landschaft lassen dort den „KaffeeReformation“ herstellen. In der 250-Gramm-Packung mit ganzen Bohnen stecken Arabica-Bohnen Guatemala Lampocoy „Don Abraám“. Der Kaffee stammt aus ökologischem Anbau, wurde direkt von einem Kleinbauern aus Guatemala importiert und in Köthen geröstet. „Typisch Anhalt!“ heißt es auf der silbernen Verpackung, die gleich noch eine Landkarte mit den Kirchenkreisen der Landeskirche liefert. Der kräftig, vollmundige Kaffee schmeckt nicht nur aus dem Vollautomaten, er hat zudem auch ein Anliegen: Mit jedem verkauften Päckchen gehen 50 Cent an das Bildungszentrum „Talitha Kumi“ bei Bethlehem. Das ist die älteste evangelische Schule in Palästina. Das Bildungszentrum bietet palästinensischen Mädchen und Jungen unabhängig von ihrer Religion einen sicheren Platz zum Lernen. Eine gute Sache lässt sich also hier mit Kaffeegenuss verbinden.

KaffeeReformation, 250 g, ganze Bohnen, für 6,50 Euro in regionalen Edeka-Märkten und über www.hannemann-kaffee.de erhältlich. Informationen unter www.talithakumi.org.

Es ist ein eigenartiges Gefühl, den Lutherkopf ins kochende Wasser zu werfen. Als Motivnudel aber ist es sein Schicksal, das ihm der Brunnen-Verlag bestimmt hat. Er hat die Pasta Martin Luther als „Bunter Nudelspaß“ in den Handel gebracht. Gelb, rot, grün gefärbt mit Pulver von Spinat, Paprika, Tomate, Karotte und Roter Bete warten die Lutherköpfe in der Klarsichttüte auf ihre Zubereitung. Der 200-Gramm-Beutel macht eine Person gut satt. Die Kochzeit wird mit acht Minuten angegeben. Man kann jedoch gut und gerne noch ein bis zwei Minuten dazu geben und muss keine weiche Nudel befürchten; auch bewahrt das Motiv im gekochten Zustand einigermaßen die Form. Beim Test schmeckte die Luther-Pasta mit einer klassischen Tomatensoße, besser präsentiert sie sich wohl aber in einem Nudelsalat oder in einer Suppe. Hier, wie auch bei vielen anderen Produkten, liefert die Verpackung zudem neben dem Lutherbildnis auch das passende Zitat: „Iss, was gar ist, trink, was klar ist, red’, was wahr ist.“

Pasta Martin Luther, 200 g, ab 3,99 Euro, Bezug über www.brunnen-verlag.de.

Jesus soll die Händler und Geldwechsler aus dem Jerusalemer Tempel vertrieben und dabei gepredigt haben, dass der Tempel als „Haus des Gebets“ dem Gottesdienst vorbehalten bleiben solle. Martin Luther übersetzte das aus der Bibel ins Deutsche. Heute haben zuweilen die modernen Konsumtempel die Funktion der Kirchen übernommen und mehrheitlich werden deren Produkte angebetet. Wer da rein will, nimmt einen Einkaufswagen und braucht ein Geldstück oder einen Chip. Letzteren gibt es in zwei Varianten auch zum Reformationsjubiläum. Eine Version gestaltet den Chip mit Luthers Kopf und der Lutherrose, die andere setzt nur auf das Bild des Reformators, sein Konterfei ist Messingfarben und plastisch. In der Praxis klappt der Einsatz mit beiden Chips gut. Die Schlüsselanhänger aus Edelstahl haben schnell einen Platz am Bund gefunden und bisher noch jeden Einkaufswagen ohne Hakelei freigegeben. Weil sie einfach aus ihrem Mantel heraus gezogen werden, erübrigt sich die Fummelei, die manche Einkaufschips noch haben, die an einem Karabinerhaken befestigt werden. Deswegen haben die beiden Varianten auch den MZ-Einkaufschip nahtlos abgelöst. Ob man freilich mit Luthers Kopf fortan in einen Konsumtempel einfahren möchte, muss ein jeder vor dem Kauf selbst entscheiden.
Einkaufschip, ab 4,95 Euro, Bezug über www.rauhes.de und www.komm-shop.de

Für all die Luther-Getränke dieses Jahres braucht man ein passendes Gefäß. Annett Labitzke-Milich in der Wittenberger Dresdener Straße 23a hat da in ihrem Geschäft so einige Modelle im Angebot, allesamt in der eigenen Werkstatt auf der Töpferscheibe gedreht. Es gibt bauchige und hohe Becher, wahlweise mit Motiven von Luther, Melanchthon oder mit der Lutherrose versehen. Die Glasuren sind in schlicht-mattem Braun oder auch glänzend Rot. Der bauchige Lutherrosenbecher fasst mit einem Viertelliter eine gute Kaffeemenge oder vielleicht auch ein Viertel vom Lutherwein, wenn man diesen denn etwas zünftiger trinken mag. Die traditionelle Form der Keramik liegt gut in der Hand, einige Durchgänge in der Spülmaschine gingen spurlos am Becher vorbei. Mit diesem rustikalen Trinkgefäß kann man sich auf jedem Mittelaltermarkt sehen lassen und die Becher sollten auch das eine oder andere kräftige Anstoßen überstehen.

Keramikbecher von Luther Souvenir, 10 Euro, in der Dresdener Straße 23a, im Lutherhaus, in der Touristinformation und unter www.luther-souvenir-wittenberg.de erhältlich.

Auf Reformatoren ist gut sitzen. Martin Luther, Ulrich Zwingli, Johannes Calvin und Philipp Melanchthon haben nichts dagegen, wenn man auf ihnen ein Päuschen macht. Sie starren stumm von den vier Seiten eines Papphockers, den die Evangelische Wittenbergstiftung zum Reformationsjubiläum mit den großen Männern bedrucken ließ. „Wenn sie auch untereinander nicht immer einer Meinung waren, so haben sie doch eine Gemeinsamkeit: Lucas Cranach d. Ä. malte sie alle!“ wird der Hocker beworben. Tradition hat die Sitzgelegenheit zudem, denn sie soll schon seit über 40 Jahren ein Symbol der Kirchentage sein. Also könnte man mit dem Hocker durchaus von Veranstaltung zu Veranstaltung in Wittenberg ziehen, wenn er denn etwas weniger sperrig wäre. Noch nicht entfaltet ist dies ein zwar flaches aber dafür umso breiteres Souvenir, das zum schützenden Transport eine XXXL-Tüte braucht. Einsatzbereit ist der Hocker ganz schnell, dank seines simplen Prinzips. Das Leichtgewicht soll 200 Kilogramm tragen können. Aber mit ihm durch die Stadt zu laufen, dürfte dann doch zu Kollisionen führen. Besser kommt er also daheim als mobile Sitzgelegenheit oder als Beistelltisch zum Einsatz, und vor Feuchtigkeit, die die Pappe weicht, muss man sich dort auch nicht fürchten. Anzuraten ist noch, die klappbaren Tragegriffe nicht zu nutzen. Denn das drückt dem armen Melanchthon unnötigerweise die Augen und einen Teil der hohen Denkerstirn weg. Mit den „Frauen der Reformation“ wurde außerdem ein Folgehocker aufgelegt, der allerdings einen Euro mehr kostet als die Herrenversion.

Papphocker „Reformatoren“, ab 17,95 Euro, Bezug über www.evangelische-wittenbergstiftung.de und www.komm-webshop.de

Der Lutherkeks ist der Butterkeks. Nahezu schon immer stellt das Wittenberger Unternehmen Wikana seinen runden – die Werbung spricht vom Alleinstellungsmerkmal – Butterkeks her. Im Normalfall kommt der Keks in einer 125 g-Rolle daher und die Folienverpackung ist rot. Fürs Reformationsjubiläum hat sich die Außenhülle geändert. In Orange und mit großem Abdruck der Lutherrose und offiziellem Luther-Markenlabel kam der Lutherkeks in die Regale. Dass man somit das Bewährte knabbert, ist nur folgerichtig. Denn der Wikana-Butterkeks ist einer der Besten, die es gibt. Wunderbar mürbe und buttrig schmeckt er seit Jahrzehnten. Wer bislang nicht wusste, was die Blumenprägung auf dem Keks bedeutet, dem wird es auf der Sonderedition erklärt. Die Luther-Butter-Kekse lehnen sich in der Gestaltung an die Lutherrose an, die Martin Luther ab 1530 als Siegelmotiv verwendete. Nicht nur bei Gemeindenachmittagen empfiehlt sich das Wittenberger Gebäck für die Kaffeetafel.

Lutherkeks, ab 55 Cent, in Supermärkten, im Wikana-Werksverkauf, in der Christlichen Buchhandlung Alpha (Schlossstraße) und unter www.glaubenssachen.de erhältlich.

Wenn etwas zwei Funktionen in einer Sache vereint, ist das prinzipiell eine gute Sache. Kombinationen wie Waschmaschine und Trockner, Kühlschrank und Gefrierschrank, Shampoo und Spülung funktionieren tadellos. Lesezeichen und Brieföffner „Lutherrose“ lassen hingegen etwas ratlos zurück. Es geht eben doch nur entweder oder. Das Produkt misst 14 Zentimeter, ist aus Metall und hat das mehrfarbig, erhabene Motiv der Lutherrose am geschwungenen Ende als Anhänger. Als Lesezeichen genutzt, hängt dieser außerhalb der Seiten, lässt sich aber auch nur bis zu einer knapp ausfallenden Seitenzahl über den Buchrücken ziehen. Und damit geht das Problem schon los, denn wenn man sich hiermit die Seiten im Buch merken will, kann man keinen Brief öffnen. Hat man es ständig als Brieföffner in Gebrauch, macht es zwischen Büchern keinen Sinn. Als Nutzer muss man sich also entscheiden. Das Testobjekt erfüllt nun primär die Öffnerfunktion, macht dies tadellos und sieht auf dem Schreibtisch gut aus. In Büchern bewähren sich nach wie vor Lesezeichen aus Papier – auch die gibt es natürlich von Luther - Zahnstocher oder Papierschnipsel besser, wenn man sich denn gegen Eselsohren entscheidet.

Lesezeichen/Brieföffner, ab 2,40 Euro, Bezug über www.uljoe.de.

„Wer nicht liebt Wein, Weiber und Gesang, der bleibt ein Narr ein Leben lang.“ Martin Luther kannte sich aus und war dem Rebensaft zugetan. Da lag es für die heimischen Winzer von der Vereinigung Freyburg-Unstrut nahe, einen besonderen Wein ins diesjährige Programm zu nehmen: einen Weißburgunder namens „Luthertraube“. Die Ursprünge des Weißburgunders reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück. Damals als Pinot blanc bekannt, ist der Weißburgunder wahrscheinlich durch eine Mutation aus einem Ruländer (Grauburgunder) entstanden. Im 16. Jahrhundert verbreitete sich die Rebsorte über Europa und fand ihren Platz auch in Deutschland. Pikant, fruchtig spritzig mit einem Bukett von Apfel, Aprikose, Ananas und Zitrus entstehen aus dem Weißburgunder vollmundige, elegant harmonische Weine. Ein solcher ist auch die Luthertraube vom Jahrgang 2015. Gut gekühlt ist der trockene Weißwein ein leichter Begleiter zum Essen oder auch solo zu empfehlen. Angenehm zurückhaltend wie der Wein ist auch das Design des Etiketts. Name, Rebsorte, eine fein gezeichnete Weinrebe und am Fuß der Traube die Lutherrose – mehr braucht es nicht.

Luthertraube, Weißburgunder der Winzervereinigung Freyburg-Unstrut, 8,99 Euro, erhältlich in der Tourist Information Magdeburg, Infos unter www.winzervereinigung-freyburg.de.

Reformier’ deinen Kaffeegeschmack! Das rät die Kaffeemanufaktur Brennpunkt in Ofterdingen und weiß auch schon, wie das am Besten funktioniert. Die Kaffeeröster empfehlen ihre Sondermischungen zum 500-jährigen Reformationsjubiläum, als da sind „Katharina von Bora“ und „Martin Luther“. Der „Morgenstern zu Wittenberg“, wie es auf der Damen-Mischung steht, ist eine langzeitgeröstete Melange aus fair gehandelten Arabica-Sorten, die die Charakterzüge der „Lutherin Katharina von Bora genussvoll widerspiegelt“. Aus dem Kaffeeautomaten kommt mit feiner Crema ein würziger Kaffee. Der „Reformator der Kirche“ hat Bohnen der Sorten Arabica und Robusta aus Südamerika und Afrika im Gemisch. Das macht ihn markant und kräftig, die stärkere Variante im Kaffeedoppel. Auch als kleiner Schwarzer wird er als grandios beworben. So wie das Vorbild in seiner Mönchskutte.

Kaffee „Katharina von Bora“ und „Martin Luther“, ganze Bohnen, 250-Gramm-Beutel, Kaffeemanufaktur Brennpunkt, 6,50 Euro, Bezug über www.kaffee-brennpunkt.de

Womöglich hat Martin Luther eine Sehhilfe gehabt. Was ihm fehlte war jedoch ein Mikrofasertuch für gute Putzergebnisse. Für ein glänzendes Sehglas sorgen gleich zwei Brillenputztücher, die das Reformationsjubiläum im Blick haben. Da ist jenes mit Martin Luthers Bildnis in großem Format und mit dem Bibelvers „Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gnade ist es. Eph. 2,8“. Das andere im zarten Lavendelton hat Lutherrose und „Allein aufgrund unseres Glaubens ist uns Gnade geschenkt“ aufgedruckt. Ihren Job machen beide Brillenputztücher ordentlich und erwartbar. Das Tuch mit Luther-Kopf gefällt durch eine bessere Griffigkeit, das andere kommt dafür in der hübscheren Faltverpackung daher. Nicht verbinden sollte man mit den Tüchern jedoch die Hoffnung, dass man nun mehr Durchblick hat, wenn man nur mit Luther seine Brille reinigt. Und es bleibt das komische Gefühl, am Reformator den Schmutz der Gläser abgewischt zu haben. Beide sind aber allemal besser als der Schal oder Hemdzipfel.

Brillenputztücher, Mikrofasertuch, ab 2,40 Euro, erhältlich unter www.rauhes.de und www.wortimbild.de

Aus Leinefelde-Worbis kommt in Luther-Getränke-Dingen nicht nur das Biersortiment, sondern auch Hochprozentiges. Dort stellt die Number Nine Spirituosen-Manufaktur GmbH unter dem Namen „Reformator“ einen Kräuterlikör, einen Bierbrand und einen Williams Christ her. Die verkorkten Halbliterflaschen zieren schlichte Etiketten mit Luther-Brustbildnis. Zur Verkostung kam der Birnenbrand. Der riecht bereits fruchtig und überhaupt nicht fuselig. Beim Trinken erweist er sich als mild und ausgewogen. Der Bierbrand wird aus dem Lutherbier der benachbarten Neunspringer Brauerei gebrannt und ist mit 48 Volumenprozent der Spitzenreiter im Trio. Für den Kräuterlikör sollen 40 verschiedene Kräuter verwendet worden sein. Das Rezept stammt nach Angaben der Manufaktur aus der Gegend um Wittenberg.

Reformator als Kräuterlikör, Bierbrand und William Christ, 0,5 l, ab 21,95 Euro, Bezug und Info über www.number-nine.eu

„Wenn du ein Kind siehst, hast du Gott auf frischer Tat ertappt.“ Das hat natürlich Luther gesagt. Warum dieses Zitat jedoch auf einem Erdbeer-Lutscher steht, entzieht sich jedem Erklärungsversuch. Es gibt die kleinen, roten Luther-Lutscher im Zehnerpack zum Reformationsjubiläum. Neben besagtem Luther-Spruch informiert die kleine Folienverpackung noch darüber, dass der Reformator vor 500 Jahren auf der Wartburg das Neue Testament ins Deutsche übersetzte. Luthers Kopf, ein Tintenfass, ein Federkiel - fertig ist die Gestaltung. Nun ja, da hat sich jemand so lange Gedanken gemacht, wie der Luther-Lutscher gelutscht ist. Im Test waren es fünf Minuten. Die Süßigkeit ist etwas zum Rumliegen lassen, bei dem die Kundschaft zugreift, womöglich auch was fürs Hotelkissen oder gar als Wurfware auf dem Karnevalsumzug.

Luther-Lutscher, Zehnerpack, ab 3,60 Euro, erhältlich über www.uljoe.de

Wenn in der Erkältungszeit nichts mehr helfen will, dann lohnt womöglich der Griff zu „Lutherol“. Der Claudius Verlag München hat sich dieses Breitband-Theologicum für Geist und Seele ausgedacht, maßgebliche Ideengeberin war Heide Warkentin, die Vertriebsleiterin des Verlags. Von der Verpackung grüßt „seit 500 Jahren bewährt“ der Lutherkopf. Gegen die Beschwerden findet sich in den beiden Blistern die 4-fach-Wirkformel: Sola Gratia, Sola Fide, Solus Christus und Sola Scriptura. Keine Tabletten also sondern insgesamt 24 kleine Schriftröllchen in Pastellfarben, zusammengesetzt aus 90 Prozent Lutherzitaten und zehn Prozent Reform-Aktiv. „Personen mit päpstlichem Hintergund sollten Lutherol nur nach Rücksprache mit ihrem Beichtvater anwenden“, schreibt der Beipackzettel und hält den launigen Ton für dieses feinsinnige und witzige Souvenir.

Lutherol, Breitband-Theologicum für Geist und Seele, 6 Euro, ISBN 426024087-608-7, Bezug über die Adresse www.claudius.de

Nicht jedes hier vorgestellte Produkt kann sich mit dem offiziellen Logo „Luther 2017“, der Dachmarke zum Reformationsjubiläum, schmücken. Die Kuchenmacher von Kathi aus Halle dürfen es gleich auf drei ihrer Produkte drucken. Die Spezialisten für Backmischungen kennen sich freilich auch aus mit Jubilaren und den Persönlichkeiten des Landes. Die Händel-Torte ist schon lange im Programm. Nun also der Lutherkuchen als Backmischung, die nach etwas mehr als einer Stunde einen Schokokuchen mit Schokosplit, Kirschen und Glasur ergibt. Erst der Puderzucker und die mitgelieferte Schablone machen hingegen den Lutherkuchen aus, als Negativ steht der Reformator auf dem Schokoguss. Gebacken ist der Kuchen so einfach wie all diese Produkte, man hantiert mit fünf Zutaten-Tüten, die Anleitung ist verständlich und nebenbei kann man auch noch das ausführliche Infofaltblatt zu Luther und Reformation studieren. Der Kuchen selbst ist ziemlich lecker, Obstfreunde können gerne auch noch mehr Sauerkirschen nehmen, als empfohlen wird. Luther mochte die Kirschen schließlich auch und schrieb dereinst: „Kein Mensch, kein König, wie mächtig er auch sei, kein Doktor, wie gelehrt, weise und klug er sei, kann ein einziges Kirschlein schaffen und wenn wir das nicht jährlich vor unseren Augen sehen, so würden wir es nicht glauben.“
Kaum zu glauben ist auch, wie ausgesprochen saftig den Kathi-Bäckern die neuen Lieblingskuchen im Glas gelungen sind. Einen gibt es in der Martin-Variante als Rotweinkuchen, den anderen für Katharina mit Nüssen und Feigen. Die kleinen Portionen schützt ein Weckglas, das sich danach weiter verwenden lässt. Im Test gefiel der Rotweinkuchen besser, obzwar er gerne auch noch einen größeren Schluck vertragen hätte. Er ist nicht zu süß und angenehm schokoladig. Katharinas Version bietet als heller Rührkuchen mit Nüssen, Rosinen und Feigen mehr Biss. Problematisch ist beim Kuchen im Glas lediglich der Verzehr. Anbieten lässt er sich eher schwierig und sollte am besten allein und gleich aus dem Glas gelöffelt werden.
Lutherkuchen, Backmischung, 2,99 Euro, Luther-Kuchen und Katharina-Kuchen im Glas, ab 6 Euro, erhältlich im Lebensmitteleinzelhandel, im Kathi-Werksverkauf in Halle und unter www.kathi.de

Die Destillerie Abtshof in Magdeburg setzt anlässlich des Reformationsjubiläums auf einen Kräuterlikör. Vorgestellt wurde er erst vor wenigen Tagen auf der Grünen Woche in Berlin. Abgefüllt ist der Likör in der typischen Abtshof-Vierkantflasche.

Das Etikett zeigt eine historische Szene mit Martin Luther. Mit einem Alkoholgehalt von 32 Prozent befindet sich in der Flasche ein Kräuterschnaps der leichten Art in schöner Bernsteinfarbe. Der Likör ist schlank, nicht zu süß, die Kräuternote dezent und nicht aufdringlich.

Ein eleganter Luthertrunk also, der von der Machart eher an den feinsinnigen Melanchthon und nicht an den poltrigen und bodenständigen Luther erinnert. Die Hersteller empfehlen ihn als Begleitung zum Bier. Das passt. Die Kombination mit dem hier ebenfalls beschriebenen Lutherbier erwies sich auch am nächsten Morgen nicht als Fehler.

Luthertrunk, Kräuterlikör von Abtshof Magdeburg, ca. 10,99 Euro im Lebensmittelhandel und unter www.abtshof-shop.de

Hier war jemand mit viel Sinn für Humor am Werk und hat sich wahrhaft Gedanken gemacht. Der Dessauer Holzgestalter Jürgen Ludwig hat anlässlich des 500. Jubiläums des Thesenanschlags ein Souvenir entwickelt, das formschön, hintersinnig und ein perfektes Geschenk ist.

Über das Modell in limitierter Auflage von 1.517 Stück und im Weckglas schreibt er im Begleittext: „Das Holz (vermutlich Fälschung) stammt von demjenigen Apfelbaum, den Luther gepflanzt hätte, wenn am nächsten Tage die Welt untergegangen wäre…Die Reißzwecke (vermutlich Fälschung) mit vier Löchern stammt original von der Thesentür und war die gestalterische Grundlage für die Lutherrose. Diese zeigt allerdings fünf Löcher, welche durch einen Übermittlungsfehler entstanden sind. Die Reißzwecke befindet sich auf dem Taschenglobus genau dort, wo das Zentrum der evangelischen Welt liegt: in Wittenberg. Luthers Thesenzwecke hält ein Originalstück (vermutlich Fälschung) der 94. These. Beim amtlich verfügten Entfernen der Thesen blieb dieses Stück Pergament an der Zwecke hängen und konnte von einem weitsichtigen Holzgestalter geborgen werden.“

Es soll übrigens auch eine katholische Variante des Taschenglobus geben: der ist dann fast eine Scheibe.

Evangelischer Taschenglobus, 20,17 Euro. Bezug über Jürgen Ludwig, www.touch-wood.de

Im Eichsfeld, konkret in Leinefelde-Worbis, stellt die Brauerei Neunspringe gleich vier Lutherbiere her. Porter, Urtyp, Starckbier und Reformationspils sind im Sortiment und erinnern an Martin Luther, der auch in ganzer Statur die Etiketten der Biere zur Hälfte füllt.

Über Luther und das Bier ließe sich viel sagen. Er liebte den Gerstensaft, schrieb seiner Käthe sie solle „ein Pfloschen ihres Bieres zu ihm schicken so oft sie könne“. Die Brauer in Neunspringe schreiben davon auf ihrer Internetseite, der Geschenkkarton mit je zwei Halbliterflaschen der Edition kommt leider ohne Bierinfos rund um Luther aus.

Die kleine Kollektion hingegen hat für jeden Geschmack etwas. Das Porter - ein Biermischgetränk - schmeckt malzig und süß. Ein Bier für alle, die eigentlich kein Bier trinken und denen Malzbier zu harmlos ist. Aufschäumend wie Luther entpuppt sich das Pils, wird dann jedoch sehr schnell moderat und ein süffiges und nicht zu herbes Bier.

Das Starckbier dürfte eher Luthers Fall gewesen sein. Es ist kräftig, herb und hat die schönste Farbe. Der Urtyp ist - obwohl ein dunkles Bier - die blasseste Erscheinung im Quartett. Bunt gemischt an einem Abend getrunken, kann dieser beschwingt enden, ohne dass sich am nächsten Morgen Kopfweh einstellt.

Lutherbiere, vier Sorten, in 0,5 l Pfandflaschen, als Sixpack, im Kasten oder Geschenkkarton. Erhältlich im Einzelhandel und unter www.lutherbier.de

„Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbonbon lutschen.“ Das dachte sich wohl die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland, als sie dieses Produkt in Auftrag gab.

Das Lutherbonbon gibt es in zwei Ausführungen: Apfel-Geschmack in der grünen Tüte mit dem Luther untergeschobenen Apfelbaum-Zitat, die orange Tüte bietet Bonbons in den Sorten Zitrone, Orange und Johannisbeere. Auf beiden Verpackungen grüßt der Auftraggeber mit „Die süße Überraschung der Evangelischen Kirche“ und erinnert an den 31. Oktober als Reformationstag.

Geschmacklich sind die Bonbons in allen Sorten gut, schmecken nach Frucht und enthalten natürlich Aromen, aber auch Pflanzenauszüge. Die Größe ist angenehm, nicht so winzig wie Hotelbonbons, aber auch nicht zu groß.

Im Test wurde eine Lutschdauer von zehn Minuten gemessen. Die Zunge färbt sich in der Bonbonfarbe. Luther hätten sie sicher geschmeckt, denn das Bonbon war durchaus ein Kind dieser Zeit. Apotheker wie Cranach mischten bittere Kräuterauszüge zum Beispiel mit Honig.

Lutherbonbons, ab ca. 1,75 Euro, erhältlich im Einzelhandel oder
unter www.lutherbonbon.de und www.glaubenssachen.de

Diese Spielfigur ist der Hit. Der 7,5 Zentimeter große „Martin Luther“ entstand in Zusammenarbeit der Deutschen Zentrale für Tourismus, der Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg sowie der Evangelischen Kirche und soll als Botschafter weltweit für das Reformationsjubiläum 2017 werben.

Playmobil ist der Zulieferer, im regulären Sortiment befindet sich die Figur deshalb nicht. Die erste Auflage war schnell ausverkauft, mehr als eine halbe Million Mal soll sich der kleine Kerl schon verkauft haben. Wie er sich beim Spielen macht, testete ein Fünfjähriger, der zur Zielgruppe des Herstellers gehört.

Der kleine Luther wurde sofort vorbildlich integriert und verschwand zwischen Rittern, Piraten und Polizisten zunächst für einige Wochen. Seine Bibel tauchte in der Schatzkiste der Piraten auf, der Federkiel wurde bei den Indianern gesehen.

Luther selbst fand man nach Wochen auf den Zinnen der Ritterburg. Er glaubte wohl, es sei die Wartburg. Gerade rechtzeitig war er jedenfalls wieder da, um das Playmobil-Krippenspiel zu komplettieren. Da saß er dann auf einem Plastikfelsen und blickte auf die Heilige Familie.

Es fehlte ihm lediglich sein Hut, denn der kommt, wie alle Kopfbedeckungen der Spielfiguren, gerne abhanden. Prinzipiell ist der kleine Mönch gut im Kinderzimmer angekommen, nimmt dort jedoch im Jubiläumsjahr keine Sonderstellung ein.

Die hat er wohl nur im Regal der Erwachsenen, dort am besten verpackt und unbenutzt, vielleicht neben Albrecht Dürer, Sissi oder Friedrich dem Großen, denn die gab es auch schon als Sondereditionen. Playmobil-Spielfigur „Martin Luther“, je nach Anbieter zwischen 2,39 und zehn Euro.

Quadratisch, klein und kompakt ist dieser Snack, den Luthers Kopf ebenso ziert wie der Verweis auf 500 Jahre Reformation. Entfernt man die Banderole wird man mit einem abtrennbaren Spruch aus der Luther-Bibel überrascht.

Beim Testexemplar war es: „Alle Worte Gottes sind durchläutert; er ist ein Schild denen, die auf ihn trauen“. Die Fruchtschnitte in der Folie ist vegan und aus Datteln, Kastanienmehl, Agavendicksaft, Kakaopulver, Zimt und Orangenöl gemacht. Der Hersteller „Inspiration mit Genuss“ verkauft das Bio-Fruchtcarré normalerweise als „Power Maroni“.

Optisch erinnert die Schnitte an Pumpernickel, der Geschmack ist weihnachtlich, wie ungebackener Lebkuchenteig. Scheint die Portion erst klein, so kaut man doch einige Zeit herum und fühlt sich danach durchaus satt. Den speziellen Geschmack muss man allerdings mögen.

Fruchtschnitte Luther, ab 1,86 Euro, Bezug über www.rauhes.de und auch über die Adresse www.claudia-rhein.com

Die Hersteller überschlagen sich schon seit Monaten mit sinnvollen wie sinnlosen Ideen. Jede Woche gibt es etwas Neues, auf dem das Luther-Label klebt. Aber was taugt das alles, wie schmecken die Speisen und Getränke, wie funktionieren all die Sachen?

MZ-Mitarbeiterin Ilka Hillger will es wissen und stellt in loser Folge einige der Produkte vor. Sie kostet, probiert und testet ganz subjektiv, es zählt der eigene Geschmack.

Wenn Sie, liebe Leser, weitere Hinweise zu Luther-Produkten haben, dann schreiben oder mailen Sie dies an die MZ-Redaktion, Ilka Hillger, 06886 Wittenberg, Schlossstraße 23/24, Mail: [email protected], oder bringen sie uns das Produkt einfach in die Redaktion. Wir sind gespannt, was Sie entdecken!

Luther - Das Spiel
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Hillger
Handpuppe
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Klitzsch
Luther-Salami
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Reisetaler als Waffel
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Lutherbiere
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