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Margarethenfest in Bad Schmiedeberg Margarethenfest in Bad Schmiedeberg: "Wir sind auch Stadt"

Von Karina Blüthgen 21.08.2017, 17:00
Huldvoll grüßen Aileen Rad und Enrico Hilgers als Kurfürstenpaar die vielen Hundert Schaulustigen zwischen Kurpromenade und Marktplatz. Die beiden sollen diese Rollen auch in den kommenden Jahren übernehmen.
Huldvoll grüßen Aileen Rad und Enrico Hilgers als Kurfürstenpaar die vielen Hundert Schaulustigen zwischen Kurpromenade und Marktplatz. Die beiden sollen diese Rollen auch in den kommenden Jahren übernehmen. Thomas Klitzsch

Bad Schmiedeberg - Eines ist gewiss: Der Margarethenverein in Bad Schmiedeberg hat ein glückliches Händchen. Irgendwie haben es Astrid Kupke und ihre Mitstreiter hinbekommen, dass die dunklen Wolken am Sonntag zwar drohen, es aber außer einigen Tropfen vor und nach dem Festumzug trocken bleibt.

Vor dem alten Kurhaus herrscht kurz nach Mittag ein Gewusel wie selten. Angler, Feuerwehrvereine, Hundesportler, Heimatvereine und andere aus dem gesamten Stadtgebiet suchen ihre Aufstellplätze. Denn die Defilierenden entstammen in diesem Jahr nur zum Teil der Historie. Es solle ein Umzug der Vereine sein, in dem alle Ortsteile vertreten sind, hatten sich die Organisatoren gewünscht.

Alle sind sie Stadt

Das kommt gut an bei den Mitwirkenden, etwa den Frauen aus Meuro, auf deren Shirts an 600 Jahre Meuro (gefeiert 2010) erinnert wird und die schon Werbung für das Feuerwehrjubiläum 2018 machen. „Wir sind ja auch Stadt“, findet Dagmar Bormann das Gemeinsame ein gutes Argument zum Mitmachen. Da komme man auch sonntags mal von der Couch hoch, scherzen die Frauen. Man wolle ja die Leute im Gegenzug auch in den eigenen Ort locken.

Zwei Kutschen kommen, eine für das Kurfürstenpaar Friedrich und Margarethe (Enrico Hilgers und Aileen Rad), eine für die sächsische Kurfürstin Christiane Eberhardine aus Pretzsch (Marlies Schmidt). Dass zwischen den historischen Persönlichkeiten ein paar Jahrhunderte liegen, stört niemanden. Das diesjährige Wittenberger Lutherpaar, Katja Köhler und Bernhard Naumann, grüßt freundlich. Wahrscheinlich wollen beide für einen Tag dem großen Trubel in der Luther-Stadt entfliehen und dafür lieber mit vielen Hundert Schmiedebergern und Gästen feiern.

Für einen ist es so etwas wie der Abschiedsumzug. Pfarrer Christoph Krause hat zwischen vormittäglichem Gottesdienst und Auftritt als historischer Pfarrer Ziegra nicht viel Zeit. „Das ist nun mal meine Rolle“, sagt der zum Jahresende scheidende Geistliche, der die Schmiedeberger in sein Herz geschlossen hat - und umgekehrt. Seine Worte, dass er sich beim Gottesdienst etwas mehr Resonanz von offizieller Seite (Bürgermeister und Kur) gewünscht hätte, spricht er offen aus. „Das ärgert mich. Ich gehe ja auch hin, wenn sie etwas von mir wollen“, meint er halb grummelig, halb belustigt.

Gut besucht seien die Veranstaltungen seit Freitag gewesen, erzählen die Schmiedeberger. Nur am Freitag kam kurz nach der Eröffnung ein heftiger Regenguss herunter. Für den gesundheitlich verhinderten Ortsbürgermeister Michael Müller übernimmt sein Stellvertreter Michael Hennig die Aufgabe. „Ich hatte in diesem Jahr die Ehre, das meine ich wirklich so“, erzählt der Mann im Gewand des Ratsherrn, das er zum Festumzug trägt. Vor allem Sohn Johannes, vier Jahre alt, ist sichtlich gespannt auf den Umzug. „Du wirst mal Kurfürst“, meint sein Vater lachend.

Ein guter Bekannter humpelt durch die Straßen. Rolf Klaebe, der seit über 20 Jahren die Mannen der Schmiedeberger Stadtwache zusammenhält und bei kaum einem Umzug zwischen Wittenberg und Torgau fehlt, muss nach drei Knie-Operationen passen. „Nächstes Jahr bin ich wieder mit dabei“, ist er optimistisch. „Mein Vater war auch Stadtwache“, zeigt er ein zufällig auf dem Dachboden entdecktes Foto von vor dem Krieg, das ihn erstaunt hat und glücklich macht. „Das habe ich gar nicht gewusst.“

Kreatives fürs Publikum

Viele Mitwirkende haben sich zum Umzug etwas einfallen lassen. Bei den Kaninchenzüchtern aus Reinharz gibt es Plätzchen in Kaninchenform. Die Anglerfreunde haben sich zwei Nixen in ihren Wagen gehoben, es gibt Margarethentaler aus Schokolade, Blumen und Moorbad, Schlossgeister und Kamelle vom Söllichauer Karneval.

Nächstes Jahr wird der Festumzug wieder rein historisch, verrät Astrid Kupke. „Wir werden dann versuchen, alle Kurfürstenpaare zusammenzubekommen.“ (mz)

Moor wirkt Wunder, deshalb gibt es hier die Kur.
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Ortsteile grüßen, hier der Verein Dübener Heide und Söllichauer
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