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Leetza  Leetza : Himmlisches Theaterstück zum Dorffest

Von Evelyn Jochade 22.06.2016, 15:15
Leetzaer zeigten zum Dorffest unterm Storchennest ein himmlisches Theaterstück.
Leetzaer zeigten zum Dorffest unterm Storchennest ein himmlisches Theaterstück. Jochade

Leetza - Lange haben die Leetzaer für diesen Höhepunkt ihres Dorffestes geprobt. Auch dann noch, als eine der Darstellerinnen durch einen Reitunfall ums Leben gekommen war. „Maren sollte eigentlich einen der Engel spielen“, sagte Pfarrerin i.R. Christa Beyer. „Nun schaut sie von oben auf unser Spiel.“ Maren hätte gewollt, so die Meinung aller in der alten Dorfkirche, dass die Aufführung stattfindet und das Dorffest wie immer gefeiert werde.

Das Stück selbst stammte aus der Feder von Christa Beyer, die im Urlaub auf der Insel Ischia die Idee dazu hatte. Doch bevor nun der heilige Petrus und Judas sich in die Wolle bekamen und sich gegenseitig ihre früheren irdischen Verfehlungen vorzuwerfen begannen, las die Pfarrerin noch das Stück aus der Bergpredigt vor, in dem Jesus mahnt, alle Menschen zu lieben, so wie Gott es tue. Der anschließende gesungene Kanon unterstrich dies mit der Liedzeile: „Der Himmel geht über allen auf.“

Doch scheint es dort oben auch Reibereien zu geben, wie das Theaterstück zeigte. Der Disput zwischen Petrus und Judas gipfelte jedenfalls darin, dass Torwächter Petrus vor Wut den großen Himmelsschlüssel auf die Erde warf und dieser in Stücke zersprang.

Als Gottvater das erfuhr, verdonnerte er die beiden Streithähne dazu, die Einzelteile auf der Erde zu suchen, denn schon zeichnete sich ein Stau an der Himmelspforte ab. Die Suche begann im Vatikan. Ein hoher Kirchenmann übergab ihnen tatsächlich das erste Teilstück und schickte sie nach Wittenberg zu den Protestanten. In der dortigen Schlosskirche wurden sie erneut fündig. Weiter ging es um die Welt.

In Damaskus hatten zwei kleine syrische Mädchen ein Teil des Schlüssels gefunden. Gespielt wurden die beiden von Amina (11) und Betoul (10), die mit ihren Eltern und zwei Geschwisterkindern in Zahna liebevolle Aufnahme gefunden haben. Petrus und Judas waren etwas verwundert, dass Muslima ihnen das wertvolle Teilstück überreichten. Aus Dankbarkeit und weil sie sahen, wie hungrig die beiden in der zerstörten syrischen Hauptstadt waren, beschenkten sie sie mit Brot und Obst.

Weitere Stücke fanden sie bei den Juden in Israel sowie im buddhistisch geprägten Himalaja. Außerdem hörten sie von einem frommen indischen Hindu den Satz „Besitz hindert uns an der ewigen Seligkeit“. Nachdem Gottvater noch ein letztes Stück Schlüssel hinzugefügt hatte, wurde das Himmelstor wieder aufgesperrt.

Nach dem Theaterstück wurden die Schauspieler und auch die Autorin mit viel Beifall bedacht und verschiedene Fürbitte-Kerzen angezündet. Beispielsweise für den Frieden auf der Welt, für den Frieden zwischen den Generationen, zwischen Mensch und Natur und zwischen den Nachbarn. Letzteres schien in Leetza prima zu klappen. Eine der Kerzen wurde dem friedlichen Miteinander der Fußballfans gewidmet. Und eine brannte wie selbstverständlich für ihre Maren. (mz)