1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Wittenberg
  6. >
  7. Krötenwanderung bei Söllichau: Krötenwanderung bei Söllichau: Transfer im Eimer

Krötenwanderung bei Söllichau Krötenwanderung bei Söllichau: Transfer im Eimer

Von Heike Nyari 14.04.2020, 08:14
Da krabbelt doch schon wieder was im Eimer! Täglich inspiziert Volker Friedrich die Lebendfallen an der Straße zwischen Bad Düben und Söllichau, um den Erdkröten sicher über die Straße zu helfen - zum Laichgewässer.
Da krabbelt doch schon wieder was im Eimer! Täglich inspiziert Volker Friedrich die Lebendfallen an der Straße zwischen Bad Düben und Söllichau, um den Erdkröten sicher über die Straße zu helfen - zum Laichgewässer. Nyari

Söllichau - Der Frühling ist da und überall regt sich neues Leben. Vögel bauen ihre Nester, im Stall des Schäfers erblicken kleine Lämmer das Licht der Welt und die Rapsfelder stehen bereits kurz vor ihrer Blüte. Das lässt natürlich auch die Amphibien nicht kalt, die sich vielerorts auf den Weg zu ihren Laichgewässer machen - doch mit zum Teil fatalen Folgen, denn oft sind ihr auserwählter Lebensraum und das Gewässer, das sie zur Fortpflanzung anstreben, durch eine Straße getrennt.

Helfer am Zaun

Deshalb sind seit einigen Wochen an ausgewählten Standorten sogenannte Krötenzäune zu sehen. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sind jeden Morgen unterwegs und tragen die Tiere über die Straße. Tausende Individuen werden somit vor dem sicheren Tod bewahrt.

Einer dieser hilfsbereiten Menschen ist Volker Friedrich aus Durchwehna. Jeden Tag begibt sich der Naturschutzbeauftragte in die Nähe der ehemaligen Gleinermühle, die zwischen Söllichau und Bad Düben an der Grenze zu Sachsen liegt. Von dort aus zieht sich ein Krötenzaun etwa 200 Meter direkt an der Staatsstraße 11 entlang.

Diese Abgrenzung soll verhindern, dass die Tiere, die während der nächtlichen Stunden von den Wiesen der Schleifbachaue kommen und zum Gleinermühlenteich drängen, die Fahrbahn überqueren. Statt dessen wandern sie die Barriere entlang, bis sie in einen der elf versenkten Eimer fallen. Diese sind am Boden mit etwas Erdreich und Laub bedeckt. „Jeden Tag laufe ich die Strecke ab“, erzählt Volker Friedrich.

Bis zum Montagvormittag brachte der Naturschützer fast 500 Erdkröten - übrigens die größte Krötenart in Europa -, zwei Moorfrösche und sieben Grasfrösche über die Straße und somit vor Autoreifen in Sicherheit. Montagfrüh war sogar ein kleiner Teichmolch dabei.

Temperatur und Regen

Aufgestellt wurden die Zäune bereits im März und die Wanderung der Amphibien könnte sich je nach Wetterlage und Lufttemperatur noch zwei Wochen lang hinziehen. Wann genau die Tiere unterwegs sind, kann man nicht mit Bestimmtheit voraussagen. Doch wie Rolf Schulze vom Naturschutzbund (Nabu) Hohenprießnitz weiß, startet die Aktion allerorts immer dann, wenn die Temperaturen nach dem Winter nachts auf acht Grad ansteigen und es optimaler weise auch noch regnet.

Bei Nachtfrösten gibt es erst mal wieder eine Pause, ehe es bei wärmeren Nachttemperaturen weitergeht. „Ich schaue trotzdem jeden Tag nach“, so Volker Friedrich. Und wenn er nur eine einzige Kröte über die Straße bringt - das sei es ihm wert.

Im Auftrag des Kreises

Seit mehreren Jahren ist der Durchwehnaer in Sachsen-Anhalt als Naturschutzbeauftragter der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Wittenberg im Grenzgebiet, in dem das Flächennaturdenkmal Mühlteich liegt, tätig. Zehn Prozent des geschützten Areals liegen übrigens auf sächsischem Gebiet. Im angrenzenden Bundesland ist der 52-Jährige außerdem im Presseler Heidewald und Moorgebiet ehrenamtlich aktiv und er gehört zu den Naturfreunden Bad Düben.

Volker Friedrich, der sich schon zu DDR-Zeiten für die Natur stark machte, ist Mitglied im Nabu und im Kranichschutz Deutschland. Er betreut Flächen der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) im Naturschutzgebiet Authausener Wald sowie zwei Kranichreviere in der Dübener Heide. Dass aktuell wieder ein Paar am Gleinermühlenteich brütet, erfreut ihn besonders, und dass man die Kraniche in der Region zwischen Elbe und Mulde wieder oft zu Gesicht bekommt, ist den umfangreichen Schutzmaßnahmen der vergangenen Jahre zu verdanken.

Noch andere Tiere

Außerdem nimmt der Naturfreund regelmäßig an den „Internationalen Wasservogelzählungen“ teil, beteiligt sich am Wildkatzenmonitoring und unterstützt die Nachweiserfassung von Wölfen in der Dübener Heide. (mz)

Erdkrötenpärchen
Erdkrötenpärchen
Nyari