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Kreisjägerschaft in Wittenberg Kreisjägerschaft in Wittenberg: Friedliche Koexistenz und keine Fusion

Von Marcel Duclaud 19.10.2019, 07:59
Melden sich zu Wort: Gerhard Paul von der Jägerschaft Mittlere Elbe-Vorfläming, Matthias Milewski von der Jägerschaft Wittenberg, Kreisjägermeister Guido Arndt sowie Dietmar Brettschneider von der Jägerschaft Altkreis Jessen (von links)
Melden sich zu Wort: Gerhard Paul von der Jägerschaft Mittlere Elbe-Vorfläming, Matthias Milewski von der Jägerschaft Wittenberg, Kreisjägermeister Guido Arndt sowie Dietmar Brettschneider von der Jägerschaft Altkreis Jessen (von links) Alexander Baumbach

Wittenberg - So, wie es ist, soll es bleiben. Die Vorsitzenden der drei Jägerschaften, die es im Landkreis Wittenberg gibt, weisen Forderungen aus dem politischen Raum zurück, eine einheitliche Organisation zu schaffen und die Jägerschaften zu vereinen. Dieses Ansinnen war jüngst im Kreistag laut geworden, als es um die Wahl des Kreisjägermeisters und die des Vertreters der Jäger im Jagdbeirat ging (die MZ berichtete). Ersterer wurde gewählt, letzterer nicht, weil es unterschiedliche Vorschläge gab und offenkundig keine klare Regelung existiert, wie die Kandidaten zu bestimmen sind.

Nun treten die drei Vorsitzenden der Jägerschaften Wittenberg, Altkreis Jessen und Mittlere Elbe-Vorfläming - Matthias Milewski, Dietmar Brettschneider und Gerhard Paul - dem entstandenen Eindruck von Unfrieden entgegen: „Das entspricht nicht den Tatsachen“, sagt Milewski. Kooperation würde gepflegt. Und im Übrigen „sind wir zufrieden, wie es ist“. Brettschneider: „Wir wollen keine Fusion. Wir wollen kein Königreich bilden.“

Schon allein die Vielzahl von Mitgliedern - knapp 800 in den drei Jägerschaften - sprächen gegen nur eine Organisation. Zudem, darauf weist Paul hin, existieren sehr unterschiedliche Bedingungen in den Regionen: „Wir zum Beispiel haben viel Damwild.“ Das Problem eines Übermaßes an Schwarzwild hingegen betreffe alle. Er betont: „Es ist schon schwierig, die rund 200 Jäger bei uns unter einen Hut zu bringen.“ Deshalb gibt es noch fünf Hegeringe.

Brettschneider und Milewski sehen das ähnlich. Brettschneider sagt: „Wir haben überhaupt kein Damwild, dafür Rot- und Rehwild.“ Und im Übrigen „reichlich Wölfe“. Offiziell ist von elf Tieren in der Glücksburger Heide die Rede, es seien aber mehr. Der Nachwuchs aus den Rudeln, der eigene Reviere suche, komme hinzu und „wird uns Probleme bereiten“. Paul bestätigt das und spricht von rund 30 Prozent Zuwachs pro Jahr. Bei ihm sei offiziell von sechs Wölfen die Rede, inoffiziell sind es mehr. Übrigens sei auch ein Elch jüngst wieder aufgetaucht, im Raum Möllensdorf. Milewski betont die historisch gewachsenen Reviere mit ihren spezifischen Eigenarten. Er sagt auch: „Wir würden viele Jäger verlieren, hätten wir eine große Organisation.“

Dass es ein einheitliches Verfahren braucht bei der Bestimmung der Kandidaten für Jagdbeirat und Kreisjägermeister, räumen aber alle ein. „Es bedarf da der Vorarbeit durch den Landesjagdverband“, erklärt Milewski. Eine gemeinsame Kandidatenliste der drei Jägerschaften könnte aber eine sinnvolle Variante sein, heißt es. Die Männer sagen auch: „Wir sind gespannt, wie es jetzt weitergeht.“ Bislang fehle es an Informationen aus der Verwaltung. Klar sei: „Wir müssen daraus lernen.“ Meint auch der frisch gewählte neue Kreisjägermeister Guido Arndt. Der 52-Jährige ist Revierförster in Jessen und bringe, so die drei Vorsitzenden der Jägerschaften, ideale Voraussetzungen mit für das Amt: „Er hat unser Vertrauen.“ Arndt selbst sagt: „Ich gehe seit 1991 zur Jagd. Es ist ein Hobby und es ist schön, in der Natur sein zu können.“ Aber es gehe natürlich um weit mehr: um Hege und Pflege und Brauchtum.

Der Kreisjägermeister fungiert quasi als Berater des Landkreises. Er ist dabei, wenn Abschusspläne erstellt werden, er sitzt der Prüfungskommission für angehende Jäger vor, er ist dafür zuständig, die Gesetze der Waidgerechtigkeit durchzusetzen. Die besagen etwa, dass Muttertiere nicht gejagt werden dürfen oder dass in Notzeiten Futter bereit gestellt wird. Um Jagdethik, sagt Arndt, gehe es ebenfalls. So sollte „hochflüchtiges Wild“ nicht geschossen werden, weil das genaue Treffen der Tiere schlicht zu schwierig ist.

(mz)