Kreishandwerkerschaft in Wittenberg Kreishandwerkerschaft in Wittenberg: Innungen wollen weiter wachsen

Wittenberg - Die hiesige Handwerkerschaft dringt auf Einführung des Azubi-Tickets. Es sei „beschämend“, dass dies in Sachsen-Anhalt bisher noch nicht gelungen sei, sagte am Dienstag Kreishandwerksmeister Hendrik Hiller bei einer Veranstaltung im „Haus des Handwerks“. Neben der Bezahlung sei die teils schwierige Erreichbarkeit von Arbeitsstelle und Berufsschule, die sich für diverse Branchen bekanntlich nicht mehr vor Ort befindet, ein Hindernis bei der Nachwuchsgewinnung, hatten zuvor Vertreter von Innungen kritisiert.
Unterschiede nach Branchen
Größer und stärker werden möchten auch die Innungen selbst, also die freiwilligen Zusammenschlüsse von Handwerksbetrieben. Zwar zeichne sich hier im Landkreis Wittenberg ein Zuwachs ab, so Hiller, der in den einzelnen Branchen aber unterschiedlich ausfalle, „leicht“ zum Beispiel in seiner, den Friseuren.
Gut steht dem Vernehmen nach auch in dieser Hinsicht das Baugewerbe da. „Wir sind dabei, unsere Mitgliederzahl zu verdoppeln“, sagte Innungsmeister Enrico Reinecke. Gegenwärtig haben sich elf Betriebe in der Innung zusammengeschlossen. Man wolle deutlich „präsenter“ werden in der Öffentlichkeit, denn an Nachwuchs mangelt es auch auf dem Bau.
Lediglich sieben von etwa 30 Malerbetrieben im Kreis sind nach Auskunft von Innungsmeister Matthias Pohl Mitglied in seiner Innung, „ein fester Stamm“.
Pohl machte ordentlich Werbung dafür, die Innungen seien „die einzige Lobby“, böten Informationen und Erfahrungsaustausch. Erhebliche Probleme bei der Rekrutierung von Lehrlingen konstatierte unterdessen Dieter Köppe, seit 1996 Innungsmeister des Kfz-Gewerbes, die Innung zählt gegenwärtig noch 44 Mitglieder, es seien einmal 84 gewesen.
„Die Jungen wollen sich nicht selbstständig machen“, bedauert er. Unterdessen verändert sich die Branche gerade wieder, bekommt eine „hoheitliche Aufgabe“ hinzu, es geht um die Abgasuntersuchung, dafür stünden Schulungen an.
Vergleichsweise optimistisch blickt demgegenüber die Elektro-Innung ins neue Jahr. Die Zahl der Lehrlinge sei „leicht steigend“, konstatierte jedenfalls Innungsmeister Roland Schandert, er selbst beschäftige gegenwärtig fünf Azubis. Die Branche sei von „vielen Spezialisierungen“ geprägt, so der auf Photovoltaik spezialisierte Zahnaer, weshalb die (Innungs-)Betriebe sich gegenseitig ergänzen, sprich, sich Aufträge teilen und gemeinsam ausführen.
Geschäftsstelle umorganisiert
Anlass für die als Pressegespräch deklarierte kleine Neujahrsrunde im „Haus des Handwerks“ war unterdessen die Umstrukturierung der dortigen Geschäftsstelle der Kreishandwerkerschaft. Wie bereits berichtet arbeitet die schon bisher dort tätige Mitarbeiterin Simone Schneider seit 1. Januar auf dem Ticket der Handwerkskammer Halle und ist damit in deren neuer Regionalstelle Wittenberg Ansprechpartnerin für alle rund 1.700 Handwerksbetriebe im Landkreis.
Damit bestehe „ein schneller Draht zur Handwerkskammer“, so Hiller. Die zweite Mitarbeiterin bleibe demgegenüber Angestellte der Innungen und werde von diesen finanziert, die Stunden richteten sich nach Bedarf. „Ziel“ sei, immer zwei Mitarbeiterinnen im Büro zu haben, so Hiller.
Als besondere Termine 2020 nannte der Kreishandwerksmeister neben Tag der Sicherheit, Stadtfest und Tag des Handwerks ein Info-Treffen mit dem Zoll. (mz)