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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Zwangspause für Schiffe auf der Elbe

Von Ilka Hillger und Frank Grommisch 14.09.2016, 17:19
Die Fähre in Coswig setzt auch bei dem derzeitigen Niedrigwasser über.
Die Fähre in Coswig setzt auch bei dem derzeitigen Niedrigwasser über. Klitzsch

Coswig/Prettin - Es ist extrem wenig Wasser im Strom. Am Elbe-Pegel Coswig wurden am Montag noch 129 Zentimeter gemessen, in Torgau waren es nur 59 Zentimeter. Der absolute Tiefstwert ist das laut der Statistik vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) allerdings nicht.

Werte für Torgau aus den Jahren 1952 (55), 2003 und 2004 (54) liegen darunter. Im Jahr 1954 im Februar sollen bei Torgau gar nur 20 Zentimeter gemessen worden sein. Coswigs niedrigster Pegelstand liegt hingegen nicht lange zurück, es waren 35 Zentimeter im Jahr 2003.

Zu wenig Wasser in der Elbe

Damals wie heute ist durch den niedrigen Wasserstand im Strom keine Schifffahrt möglich, zumindest keine gewerbliche. Es gebe kein offizielles Verbot zum Befahren der Elbe, das sei den Kapitänen selbst überlassen, sagte Roland Siering, Leiter der Außenstelle Torgau des Wasser- und Schifffahrtsamtes.

Die Kapitäne schauen natürlich auf die Fahrrinne. Vor allem ab der Elstermündung flussabwärts ist wenig Wasser drin, am Freitag gerade mal 91 Zentimeter. Es lohne sich halt nicht, mit einem fast leeren Schiff unterwegs zu sein, um nicht auf Grund zu laufen, so der Fachmann.

Auch für die Passagierschiffe, deren Tiefgang geringer ausfällt, geht momentan im hiesigen Abschnitt nichts. Gäste müssen zuweilen auf Busse umsteigen, um die Orte an der Elbe kennenzulernen. Um zur normalen Befahrbarkeit des Stroms zurückkehren zu können, wäre ein Pegelanstieg um 1,50 Meter nötig, äußert der Chef der Torgauer Außenstelle. Doch das sei auch nächste Woche nicht in Sicht.

Fähren im Kreis Wittenberg setzen noch über

Das Niedrigwasser betrifft natürlich auch die Gierfähren in der Region. Allerdings nicht überall in gleichem Maße. Noch ganz gelassen schaut Matthias Mohs auf die anhaltende Trockenheit. Als Leiter der Coswiger Stadtwerke untersteht ihm die Elbfähre. „Derzeit können wir ohne Einschränkungen fahren“, sagt er.

Seit Pfingsten 1864 wird die Coswiger Elbefähre als Gierseilfähre nach dem im Jahre 1657 erfundenen Prinzip des Holländers Hendrik Heuck aus Nimwegen betrieben. Solch eine „Gierponte“, wie die Fähren genannt wurden, hing so wie zur heutigen Zeit an einem Drahtseil, das sich kurz vor der Fähre teilt. Ein Ende des Seils ist am Bug befestigt, das andere Teil am Heck. Werden die Längen der Seilenden zueinander verändert, so ändert sich auch der Anstellwinkel der Fähre zum Strom. Durch den Druck des anströmenden Wassers gegen den schräg gestellten Fährkörper wird die Fähre zum anderen Ufer gedrängt.

Im Laufe der Jahre wurden immer wieder Veränderungen und Verbesserungen an der Fähre vorgenommen. Seit dem Bestehen der Stadtwerke Coswig (Anhalt) wird die Fähre unter der Regie der Stadtwerke Coswig (Anhalt) betrieben.

Heute besitzt die Fähre einen nach den neuesten Vorschriften unsinkbaren Fährkörper und hat eine Traglast von ca. 20 Tonnen. Sie wird mit Ausnahme der Monate Januar, Februar und Dezember ganzjährig, außer bei Hochwasser, betrieben. Selbst bei dem extremen Niedrigwasser des Jahrhundertsommers des Jahres 2003 musste der Fährbetrieb nicht eingestellt werden. Bezogen auf die Flussbreite von rund 125 Meter – bei Normalwasserstand – legt die Fähre im Verlauf eines Jahres durchschnittlich 3000 Kilometer zurück.

Selbst mit 122,5 Zentimetern in diesem Sommer habe der Fährmann bequem zwischen den Ufern in Coswig und Wörlitz übersetzen können. „In der 152-jährigen Geschichte der Coswiger Fähre musste der Betrieb noch nie wegen Niedrigwasser eingestellt werden“, so Mohs. Mit dem „Ablasten“ der Fähre können die Männer auf den sinkenden Wasserpegel reagieren. „Dann kommen statt acht eben nur noch vier oder fünf Autos drauf“, sagt der Stadtwerkechef.

So halten es bereits die Kollegen flussaufwärts. „Es ist wenig Wasser in der Elbe“, bestätigt Elsters Fährpächter Uwe Zeidler. Dass die Elsteraner Fähre am Montagabend gegen 17.30 Uhr ihren Betrieb eingestellt hat, das liegt aber nicht am Pegel. Als Grund für die plötzliche Zwangspause nannte er Probleme mit der Hydraulik und widersprach damit Spekulationen, dass der sehr geringe Wasserstand im Bett des Stroms der Auslöser für das vorübergehende Einstellen des Betriebs sein könnte.

Wie Zeidler schilderte, mache die Hydraulik der Fährklappen schon seit geraumer Zeit Ärger, „im Grunde seit der letzten Revision in der Werft“. Alle vier Zylinder an den Klappen beider Fährseiten seien immer wieder undicht. Und das Problem lasse sich offenbar nicht dauerhaft und zufriedenstellend beheben.

Mehrfach bereits habe man Spezialisten hinzugezogen. Diesmal leckten die Zylinder der Klappe auf der Wartenburger Fährseite so stark, dass ein Weiterbetrieb sich verboten habe. Beide Zylinder wurden ausgebaut und zur Überholung nach Dessau gebracht. Wann sie zurück und wieder eingebaut sein könnten, bleibe Spekulation, so Zeidler. Eventuell könne die Fähre am Donnerstag wieder übersetzen. Doch dafür gebe es keine Garantie.

Fähre zwischen Pretzsch und Mauken setzt über

Fährmann-Kollege Wolfgang Methe meint zum Übersetzen zum Maukener Ufer: „Es geht noch. Außer mit 40-Tonnern. Bis 20 Tonnen können wir noch alles transportieren. Leere Lkw also sind kein Problem und Pkw sowieso nicht.“ Daran werde sich zunächst kaum etwas ändern.

Methes Sorge betrifft in erster Linie die Beschilderung. An den Zubringern stehe bei den Fährhinweisen nach wie vor der 40-Tonnen-Verweis. „Das Problem hatten wir 2015 schon.“ Aber er wisse auch nicht, wer dafür zuständig sei, die Last-Angabe an den Zufahrtsstraßen zu aktualisieren.

„Es hält sich noch im Rahmen“, sagt Prettins Fährpächter Jürgen Kollin. Vorige Woche, als der Torgauer Pegel mal nur noch knapp über einem halben Meter stand, sei es kurz kritisch gewesen mit dem Gierseil. „Normalerweise können wir bis 47 Zentimeter fahren.“ Aber man wisse ja nicht, was alles im Flussbett liege. (mz)

Den aktuellen Pegelstand der Elbe gibt es täglich unterwww.pegelonline.wsv.de.