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Kraftsport  Kraftsport : Wittenberger holen WM-Titel

Von Rainer Schultz 11.10.2016, 13:56
Klaus Grosser (li.) und Falk Steinkopf zeigen ihre WM-Goldmedaillen in der Trainingsstätte an der Hantelbank.
Klaus Grosser (li.) und Falk Steinkopf zeigen ihre WM-Goldmedaillen in der Trainingsstätte an der Hantelbank. Thomas Klitzsch

Wittenberg - „Ich hatte großes Nervenflattern“, schildert Klaus Grosser (61) jenen Moment, als er die 170 Kilogramm nach zwei gescheiterten im dritten Versuch in Angriff nahm und bewältigte. Geschafft! Großer Jubel bei der WM im Bankdrücken in der Elsterlandhalle von Herzberg. Seine treuesten Fans, das sind die Ehefrau und Sohn Marco (36), genießen den Triumph und die Siegerehrung mit Abspielen der Nationalhymne. Marco fungiert wie immer in Personalunion als Trainer, Psycho- und Physiotherapeut an diesem WM-Wochenende. „Das hilft mir sehr viel“, lobt Grosser (Einheit Wittenberg) die Rolle seines Sohnes. „Die Konkurrenz war groß, die Halle war mit 850 Besuchern restlos ausverkauft“, lässt er den erfolgreichen Tag noch einmal Revue passieren. Mit 541 Startern aus 21 Ländern in unterschiedlichen Gewichts- und Altersklassen galt es starke sportliche Gegner zu bezwingen. Silber und Bronze gingen nach Tschechien und Ungarn.

Gerd Meyerhofer hat sich bei der Weltmeisterschaft im Bankdrücken in Herzberg zweimal den Weltmeistertitel gesichert.

Damit unterstrich der gebürtige Bitterfelder, der für den SV Hellas Oranienbaum startet, dass er trotz seines Alters noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Insgesamt nahmen 541 Athleten aus 21 Ländern am Wettkampf teil. In der Altersklasse der 75- bis 80-Jährigen bis 82,5 Kilogramm erhielt Meyerhofer sowohl in der Kategorie EQ (mit zusätzlicher Ausrüstung) mit 76,5 Kilogramm als auch beim RAW (ohne Equipment) mit 65 Kilogramm den ersten Platz und wurde damit zweifacher Weltmeister.  

Wer wie Grosser über 45 Jahre aktiv ist, der kennt seinen Körper und weiß seine Leistungen einzuschätzen. Bereits 1979 gelang ihm für die DDR startend ein Vizeeuropameistertitel im Gewichtheben. „Das war damals in England“, erinnert sich der inzwischen 61-jährige Athlet und fügt hinzu:. „Ich konnte für ein paar Tage unsere wohlbehütete DDR verlassen. Ein großes Erlebnis.“ Inzwischen kann der Lutherstädter auf Weltmeistertitel in Ungarn, Frankreich, Belgien und Österreich zurückblicken. Seine Bestleistung sind 200 Kilogramm im Bankdrücken im Jahr 2013. Den Gewichten hält er nun schon fast fünf Jahrzehnte ununterbrochen die Treue.

„Als unser gemeinsamer Sportfreund Rene Kühnl im Oktober 2014 ums Leben kam, nahm ich mir vor im Gedenken an ihn erstmals bei einer WM zu starten und auf diese Weise die Lücke zu schließen“, sagt der zweite Wittenberger Weltmeister Falk Steinkopf (55). Beide erinnern sich gern an ihren Sportkameraden. „Das Gold widmen wir Dir, lieber Rene da oben“, erklärten die frisch gekürten Weltmeister ein wenig nachdenklich gestimmt.

Für Falk Steinkopf - ein ehemaliger Fußballer vom FC Grün-Weiß Piesteritz - war es die WM-Premiere. Der Start, eher aus einer Laune entstanden, ohne große Erwartungen und dann gleich Gold mit 140 Kilogramm. Tochter Luise (30), eine ehemalige Leistungsschwimmerin (deutsche Juniorenmeisterin) war am Ende stolz auf ihren Vater, der inzwischen für Einheit Wittenberg startet.

Wenn Sportler erfolgreich sind und Newcomer plötzlich durch enorme Leistungen auffallen, stehen diese unter Generalverdacht. Dopingkontrollen (stichpunktartig) sind in dieser Sportart stets angesagt.

„Wir sind sauber und holen uns die nötigen „Körner“ im harten schweißtreibenden Training“, berichten Grosser und Steinkopf über jeden Zweifel erhaben.

„Auf den WM-Titel feiern wir demnächst mit unseren Familien in der ,Niederlassung’. Das ist die Kneipe neben unserer Trainingsstätte“, freuen sich Grosser und Steinkopf auf die kleine Siegerfete. Zur Sporternährung passend in dieser Disziplin wünschen sie sich ein saftiges 500-Gramm-Steak. Wenn vom Trainingsalltag die Rede ist, so bedeutet dies zwei bis drei Stunden an den Kraftgeräten und Gewichten pro Trainingseinheit im Fitnesscenter an der Pfaffengasse. Nach dem WM-Einsatz unter höchster Anspannung ist jedoch erst einmal Regeneration angesagt.

„Man muss auf seinen Körper hören. In unserem Alter ist der Regenerationsprozess etwas länger. Er dauert schon mal sieben bis 14 Tage, ehe wir wieder Volldampf geben können“, plaudern beide aus ihrem Erfahrungsschatz. Das beinhaltet unter anderem auch mal einen Saunabesuch und lockere Dehnübungen an den Geräten.

Nach diesen Erfolgen sind beide Wittenberger schon „hungrig“ auf die nächste WM, deren Austragungsort aber noch nicht fest steht.

(mz)