Köhlereifest am Eisenhammer Köhlereifest am Eisenhammer: Feiern mit dem Köhler-Liesel

Tornau - Norma Austinat hat viel zu tun. Sie schwärzt Männer an, küsst und wünscht das Beste für das weitere Leben. Es ist ihre Aufgabe als Köhlerliesel. „Es macht aber auch richtig Spaß“, sagt die Frau, die vor mittlerweile drei Jahren in Tornau das Abenteuer ihres Lebens begann.
Mit Ehemann Jörn übernahm sie die Köhlerei. Der Betrieb läuft, das Köhlereifest wurde einmal mehr ein Besuchermagnet: 8.000 Besucher werden am Wochenende gezählt.
Freude über Besucher
„Heute ist einfach nur feiern angesagt“, erklärt das Köhlerliesel. Das Fest am Hammerbach ist die erste große Veranstaltung des Jahres im Traditionsbetrieb, der ums Überleben kämpft. Die Öfen sind in der Folge großflächiger Vernässung massiv geschädigt. Austinats fechten einen langen Kampf mit den Behörden aus (die MZ berichtete). Vergessen für den Moment. „Schön, dass so viele Besucher da sind. Das gibt Kraft.“
Norma Austinat ist in ihrem Element. Sie preist die Holzkohle aus eigenem Betrieb an, bricht aber auch eine Lanze für die anderen traditionellen Handwerkssparten. „Für die Region und mit der Region“, hat sie zur Devise ausgegeben.
2016 wurde Norma Austinat beim Holzskulpturenwettbewerb in Tornau offiziell als Köhlerliesel vorgestellt. Drei Jahre später übt sie das Amt immer noch aus. Nicht nur für sie ist das ganz normal. Auch im Verein Dübener Heide gibt es keinen Zweifel, dass die Frau des Heideköhlers das echte Liesel und damit die beste Repräsentantin der Heide ist.
Norma Austinat hat mit Ehemann Jörn im Frühjahr 2016 die Köhlerei am Eisenhammer übernommen. Die ist die letzte produzierende Einrichtung ihrer Art in der Dübener Heide.
Auch deshalb hat das Team der Köhlerei darauf verzichtet, große und namhafte Akteure für das Fest einzuladen. Die Party im Wald ist handgemacht. Das erwartet der Gast. Das kommt an. Und so stimmt die Laune bei den Musikeinlagen auf der Waldbühne. Die große Stunde schlägt für „Band Next Door“. Für Stimmung sorgen außerdem „Trend“ mit ihrem Rock-Mix der 70er und 80er.
Tradition ist die Dominante des Festes. Korbmacher Siegfried Kiesewetter ist einer der Aktiven. Der Bad Dübener präsentiert sein Handwerk. Er hat aber auch Zeit für Gespräche. Das geht Bodo Schulz nicht anders. Der Dudelsackbauer aus dem Trossiner Ortsteil Hachemühle spielt eines seiner Instrumente. Kurz holt er Luft. „Ich bin für Fragen offen.“
Schulz wirbt für den Instrumentenbau und die Musik. Lust, selbst den Dudelsack zum Klingen zu bringen? Kein Problem. „Ich gebe Unterricht und bin Jahr für Jahr beim Spielkurs in Radis dabei.“ Historische Instrumente werden in der dortigen Jugendherberge im April wieder erklingen. Wenn Musik Laune macht, dann kann Tee durchaus beruhigen.
„Oder die Neigung zu starkem Schwitzen unterdrücken“, meint Klaus Wirtz. Der Prettiner wird nicht müde, für Tee in allen Varianten zu werben. Das Angebot ist groß, reicht vom Tee für das Vollweib bis zum Gebräu für den starken Mann. „Für jeden ist ein Kraut gewachsen“, meint der Meister seines Fachs.
Infos diesmal noch auf Tafeln
Staunen ist erlaubt beim Köhlereifest. Da sind zunächst Kettensägekünstler wie Torsten Wagner und Klaus Zastrow. Sie schnitzen weiter am etwas anderen Tierpark der Köhlerei. Da gibt es aber auch Kartenleger, Hornschnitzer und Keramikkünstler. „Wir haben für jeden etwas dabei“, ist Norma Austinat überzeugt. Das Köhlerliesel blickt nach vorn.
Durchaus möglich, dass bei einem der nächsten Feste das Köhlerhandwerk während einer Führung hautnah präsentiert wird. „Wenn wir dazu Kraft und Zeit haben, machen wir das.“ Diesmal blieb es noch bei Informationstafeln. Die Botschaft ist klar. Die Köhlerei gehört in die Heide. Allen Widrigkeiten zum Trotz.
(mz)
