1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Wittenberg
  6. >
  7. Köhlerei Eisenhammer: Köhlerei Eisenhammer: Schutz vorm Biber gesucht

Köhlerei Eisenhammer Köhlerei Eisenhammer: Schutz vorm Biber gesucht

Von Michael Hübner 06.03.2018, 10:58
Norma Austinat zeigt der Presse die Schäden. Nach ihren Angaben bedroht der Biber die Grillkohle-Produktion.
Norma Austinat zeigt der Presse die Schäden. Nach ihren Angaben bedroht der Biber die Grillkohle-Produktion. Thomas Klitzsch

Eisenhammer - Im Normalregime arbeitet trotz der Riesennachfrage derzeit nicht einer der vier Öfen der Köhlerei. Grund ist die im Mauerwerk aufgestiegene Nässe. Fast 14 Prozent waren es in Spitzenzeiten. Maximal dürfen es zwei Prozent sein. Steine reißen, versetzen sich. „Jeden Tag siehst du neue Schäden. Ich bin ein kreativer Mensch.

Aber mit dem Ganzen hier kann ich nur noch schwer umgehen.“ Jörn Austinat beschickt einen Ofen gar nicht mehr. Die anderen versucht er trocken zu bekommen. Es ist ein Verlustgeschäft. Die Kohleausbeute ist gering, Folgeschäden sind nicht auszuschließen. Schuld am Dilemma - da haben die Betreiber keinen Zweifel - ist der Biber. Es gibt Verantwortliche in Ämtern, für die noch die Unschuldsvermutung gilt.

Darüber will Jörg Hartmann (CDU) nicht mehr diskutieren. „Wir brauchen eine gezielte Lösung zur Sicherung des Objektes“, sagt der Vize-Landrat. Am Mittwoch werde er mit dem Umweltministerium verhandeln.

Der Naturparkträgerverein Dübener Heide fordert angesichts der Wasser-Probleme an der Köhlerei, „alle notwendigen Maßnahmen zu prüfen und umzusetzen, wenn die Sicherheit von Menschen oder deren wirtschaftliche Existenz gefährdet sind“. Dies könne auch die Entnahme von Bibern bedeuten. Unter „Entnahme“ wird die Umsiedlung oder auch Tötung der Tiere verstanden.

„Ich bin für die Umsiedlung“, sagt Klepel, lässt aber offen, wer die Aktion durchführt und wohin die Tiere gebracht werden sollen.

„Der Biber ist in der Heide nicht mehr selten und auch nicht vom Aussterben bedroht“, so der Naturparkleiter. „In unserem Naturpark stehen die Lebensgrundlagen der Bevölkerung im Mittelpunkt des Schutzzweckes.“ Der Elbebiber gehöre zum Naturpark, seine Ausbreitung und Existenz in den Waldgebieten seien „dennoch nicht typisch, sondern auf menschliches Handeln im Laufe der vergangenen Jahrzehnte zurückzuführen“, so Klepel.

Nach seinen Angaben leben im Naturpark 300 Biber. Am Hammerbach gehe es aktuell darum zu klären, ob der erhöhte Grundwasserstand in der Köhlerei eine Folge der Anstauungen im Oberlauf des Baches ist und welche Sicherungsmaßnahmen für die Köhlerei in Frage kommen. „Hierzu sollten auch die rechtlichen Möglichkeiten zur Öffnung der vom Biber geschaffenen Stauwerke, verbunden mit regelmäßigen Prüfungen des Grundwasserstandes in der Köhlerei für einen Zeitraum bis zu zwei Jahren geprüft und genutzt werden“, so Klepel.

Der Verein Dübener Heide erarbeitet derzeit ein Positionspapier zu „Mensch und Biber in der Dübener Heide“, erklärt Axel Mitzka, „Die Menschen in der Region müssen Entscheidungen über ihr Umfeld selber treffen können“, so der Vorsitzende. „Und die Entscheidungen müssen in 24 Stunden fallen.“

Rückenstärkung gibt es von Gräfenhainichens Bürgermeister Enrico Schilling (CDU), der sich für eine schnelle Biber-Eingreiftruppe ausspricht. „Bei Problemen muss vor Ort zeitnah und angemessen reagiert werden“, so Schilling, der die „örtliche Kompetenz“ stärken will. (mz)