1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Wittenberg
  6. >
  7. Kitas in Bad Schmiedeberg: Kitas in Bad Schmiedeberg: Eltern sind in Sorge

Kitas in Bad Schmiedeberg Kitas in Bad Schmiedeberg: Eltern sind in Sorge

Von Karina Blüthgen 06.10.2019, 07:35

Pretzsch - Es ist eine vertrackte Situation, die sich in der Stadt Bad Schmiedeberg ergeben hat. Fakt ist, dass die Stadt zum 1. Januar 2020 die drei Kindertagesstätten Trebitz, Pretzsch und Meuro betreiben wird. Für die Eltern ändere sich erst einmal nichts, betont Bad Schmiedebergs Bürgermeister Martin Röthel (SPD). Die Kinder müssten nicht neu angemeldet werden, und jedes Kind behalte auch seinen Platz. Sogar die bisherigen Mitarbeiter werden übernommen - sofern sie das auch wollen.

Viele Fragen

Dennoch, auf der Informationsveranstaltung für die Eltern und Erzieherinnen der drei Ortsteile im Pretzscher Bürgerhaus stehen am Mittwochabend viele Fragen im Raum. Vor allem das Warum bewegt die Anwesenden.

Denn, so der Tenor bei den Wortmeldungen, man sei doch mit dem bisherigen Träger, der Volkssolidarität Kinder-, Jugend- und Familienwerk gGmbH, durchaus zufrieden gewesen. Auch Röthel betont dies, doch die Personalschwierigkeiten in Trebitz hätten den Stadtrat im Frühjahr bewogen, die Kita Trebitz wieder durch die Stadt betreiben zu wollen.

„Ja, wir hatten diese Probleme“, gibt Cornelia Kurowski, Geschäftsführerin des Trägers, unumwunden zu. „Wir haben viel Personal eingestellt und viel wieder verloren. Es gab Gespräche, neue Regeln. Der Höhepunkt war, dass von sechs Vollzeitkräften sechs krank waren.“ Das war im letzten Winter. Inzwischen habe man genügend Personal, aber es ist längst entschieden, auch über die Kitas Pretzsch und Meuro.

Mit drei relativ kleinen, dicht nebeneinander liegenden Einrichtungen sei die Wirtschaftlichkeit gegeben gewesen, so Kurowski. Da könne man mit Personal gegenseitig aushelfen. Mit zwei Kitas gehe es nicht mehr auf. Ob die Stadt nicht hätte aushelfen können, kommt die Frage aus der Runde. Röthel verneint: „Wir haben selbst nur eine Kita in Söllichau.“ Unter dem Beifall der Erzieherinnen erklärt eine ihrer Kolleginnen, dass die Volkssolidarität ein guter Arbeitgeber sei. „Wir konnten uns immer weiterbilden. Es war eine tolle Zeit.“

Was die Trebitzer bewogen habe, alles durcheinander zu bringen, will Anja Lexius von der Kita Pretzsch wissen. Worauf Katrin Noack, Elternvertreterin aus Trebitz, versucht das Dilemma zu erklären: Die Personalproblematik habe über Jahre bestanden. „Termine waren immer unter Zeitdruck, Absprachen wurden nicht eingehalten. Mehrfach haben wir das Gespräch mit der Volkssolidarität gesucht.“ Die Trebitzer wollten gern in kommunale Trägerschaft, „aber es war nicht in unserem Sinn, dass die Volkssolidarität alle Kitas abgibt“.

Dies wird nun kommen, so hat es der Stadtrat Ende September beschlossen. Und die Kommunalaufsicht habe den Nachtragshaushalt 2019 geprüft, er sei „unbeanstandet geblieben, sodass die Stadt die notwendigen Schritte einleiten konnte“, betont Jörg Hartmann, stellvertretender Landrat. Angelika Kelsch, Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, zeigt sich verwundert: „Das ist das erste Mal, dass ich erlebe, dass Eltern sagen, sie wollen mit der Kita nicht zur Kommune zurück.“ Und warb: „Geben Sie der Kommune eine Chance.“

Schließzeiten kommen

Elternbeiträge, die Konzeptionen der Kitas sowie die Betreuungs- und Öffnungszeiten werden erst einmal bleiben, wie sie sind, sagt Martin Röthel zu. Allerdings wird es ab 2021 wieder Schließzeiten geben, darüber sollten die Kuratorien beraten. Die Personalüberleitungsverträge würden in dieser Woche verschickt, erklärt Cornelia Kurowski.

Vier Wochen Zeit bleibt den Erzieherinnen, sich zu entscheiden, ob sie mit zur Stadt wechseln. „Wenn ja, übernimmt die Stadt die Einrichtungen mit genügend Personal.“ Gegenüber der MZ betont sie, dass sie es bedauere, die drei Einrichtungen nach 13 Jahren abzugeben.

Gut eine Stunde wird diskutiert, meist recht sachlich. Nach der Versammlung stehen Eltern und Erzieherinnen noch lange im Gespräch beisammen. Glücklich scheint wirklich niemand zu sein. (mz)