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Kinderkleiderbörse Prettin Kinderkleiderbörse Prettin: 95.000 Einzelstücke

Von Evelyn Jochade 03.04.2017, 09:06
Tüchtig einkaufen wollten auch Rita Heinich, Oma Gudrun und Papa Christoph aus Torgau in Prettin.
Tüchtig einkaufen wollten auch Rita Heinich, Oma Gudrun und Papa Christoph aus Torgau in Prettin. Evelyn Jochade

Prettin - Es ist schon eine gewaltige Zahl, die die Organisatorinnen Sandra Hainke und Romy Heßler da nennen. Aus 95.000 Kleidungsteilen, von der Babygarnitur in 50/56 bis hin zur Jugendgröße 176 und sogar aus Erwachsenengrößen S und M können die Besucher wählen.

Viele Muttis, Vatis und Omas haben sich offenbar den letzten Samstag im März rot im Kalender angestrichen und für eine Stippvisite im Gemeinschaftshaus eingeplant. Das vierte Mal findet die Börse hier im großen Saal statt, nachdem die vorher genutzten Räumlichkeiten im Evangelischen Diakonat im Zentrum einfach zu eng geworden waren.

Die Erfahrung der insgesamt 16 Mädchen und Frauen zählenden Helferinnenschar bestätigt sich auch diesmal: Mit der Eröffnung strömen die Kaufwilligen. Und die kommen bei weitem nicht nur aus Prettin selbst. Rita Heinich beispielsweise, die werdende Mama ist mit Mann und werdender Omi aus Torgau angereist, nachdem sie über ihre Hebamme von dieser Veranstaltung erfahren hatte.

„Es ist schon ganz schön teuer so eine Erstausstattung“, meint sie und erzählt, dass sie zweieiige Zwillinge, ein Mädchen und einen Jungen erwarten würden. Am 24. oder 25. Juni sei der Termin. „Ich hoffe aber, sie kommen am 25. Da werde ich 33.“ Auf jeden Fall füllen sich bei den drei Torgauern die Beutel besonders schnell und prall.

Süße Ausfahrjäckchen, Strampler und ein Paar blaue und ein Paar rote gehäkelte Schuhchen. Oma Gudrun und der schon jetzt stolze Papa Christoph stehen der Mama in spe dabei in nichts nach.

Kein Wunder, denn sowohl die angebotene Kleidung als auch Spielwaren und Zubehör, wie Kinderwagen oder Fahrräder befinden sich wie immer in einwandfreiem Zustand. „Wir wollen doch kein Lumpenbasar sein“, machen die Chefinnen klar. „Wir fühlen uns als Repräsentanten unserer Stadt. Deshalb tragen wir alle T-Shirts in Blau-Weiß. Wir sehen uns jedes Stück genau an und legen strenge Maßstäbe an.“

Rund ein Vierteljahr Vorlauf rechnen die ehrenamtlich arbeitenden Frauen ein. Da müssen Absprachen getroffen und die Halle und die Leute organisiert werden. Die Stadt sollte den Plan sozusagen abnicken, die Veranstaltung wird angemeldet und nicht zuletzt werden Flyer gedruckt und verteilt und es geht die Information an die Presse.

Natürlich haben Sandra Hainke und Romy Heßler schon reichlich Erfahrungen gesammelt. Aber dadurch wissen sie auch, was alles schief gehen kann. Und sie sind froh für jede Unterstützung. So geht ihr Dank an die Familie Zinsser, die Pächter der Halle, die auch stets unbürokratisch helfen, wenn es mal klemmt. „Im Grunde“, so Hainke, „ist das für uns hier wie ein teures Hobby, denn wir sind kein Verein und Gewinn dürfen wir sowieso nicht machen. 95 Anbieter haben sich gemeldet. Das waren 30 zu viel. Denen mussten wir leider einen Korb geben. Zehn Prozent des Verkaufserlöses behalten wir ein und spenden ihn an Projekte in und um Prettin. So haben sie in den vergangenen Jahren die Kita, die Schule und auch den Hundeverein unterstützt.“

Jetzt soll das Geld an das Gestüt am Weinberg gehen. Der Termin für die 12. Börse wird Ende September/Anfang Oktober sein.

Dennoch ist die Preisspanne von 20 Cent bis hin zu 30 Euro für größere Anschaffungen nicht hoch. So geht ein Bälle-Bad für ganze zehn Euro weg, genauso, wie ein Teenager-Bett. An der Kasse hat sich mittlerweile eine Schlange gebildet. Die Geschwister Lana und Ben aus Hohndorf, sieben und fünf Jahre alt, „bewachen“ dort mit Mutti Elisabeth und ihrer Tante Annett eine riesige Tasche voller Errungenschaften.

Lana hält darüber hinaus ein Kuscheltier mit riesigen Augen an sich gedrückt, Ben zeigt auf einen großen Elefanten in dem Gepäckstück. Ihr kleiner Cousin Felix aber, gerade 15 Monate, schiebt fasziniert einen Holzpuppenwagen vor sich her.

Gleich nebenan können Kinder und Erwachsene sich an selbst Gebackenem stärken und wer noch ein kleines Ostergeschenk sucht, der wird am Schmuckstand von Grit Eberlein bestimmt fündig. Die Torgauerin ist erneut mit von der Partie.

Oma Marion aus Prettin dagegen hat dafür allerdings kein Auge, denn sie ist auf der Pirsch nach Sachen für ihre Enkelin Sophia. Die ist zwar gerade erst ein Jahr alt geworden, „aber die wachsen ja so schnell“, begründet ihre Großmutter den Arm voller Kinderkleidung verschiedenster Größen.

Da hat sie natürlich Recht und es wird bestimmt nicht lange dauern, bis die kleine Sophia die tollen Puzzle im Puzzle-Buch zusammensetzen kann. Mit dem allerliebsten Häschen kann sie schon jetzt kuscheln. Schließlich ist demnächst Ostern. Wie Oma Marion sind sich die rund 360 Besucher sicherlich einig: Das alles hier ist viel zu schade zum Wegwerfen. (mz)

Glückliche Gesichter zeigen Romy Heßler und Sandra Hainke (v. l.)
Glückliche Gesichter zeigen Romy Heßler und Sandra Hainke (v. l.)
Evelyn Jochade