1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Wittenberg
  6. >
  7. Kampfsport: Kampfsport: Zwei auf Tour in Japan

Kampfsport Kampfsport: Zwei auf Tour in Japan

Von rainer schulTz 21.12.2012, 17:41

wittenberg/MZ. - Fernöstliche Sportarten wie Okinawa-Karate, Taiji oder Kempo sind für Kenner keine Fremdworte. Gerd Richter (Jahrgang 1967) hat sich seit fast 30 Jahren speziell diesen Sportarten verschrieben und betreibt seit über 20 Jahren das Trainingszentrum "Shu-Ha-Ri" in Wittenberg. Vor der Wende träumte Richter oft davon, ins Mutterland jener Kampfsportarten zu reisen. Diesen Traum erfüllt er sich mittlerweile öfters. Und die Erinnerungen an die letzte Reise sind noch ganz frisch. Zusammen mit David Hille hatte sich der Wittenberger Ende November / Anfang Dezember erneut auf den Weg nach Japan gemacht.

Als Schüler widmete sich Richter anfänglich dem Judo. "Die Kampfsportarten gab es im offiziellen DDR-Sport nicht. Wir betrieben sie aber dennoch," erzählt er und gerät ins Schwärmen, als er von den Anfängen seiner Kampfsportschule berichtet und den sich daraus entwickelnden Kontakten. Gerd Richter gilt als ein Globetrotter. Er weilte bereits in Schweden, England, Belgien, Brasilien, Thailand, Spanien, Südafrika, Kanada und eben Japan. Seit einiger Zeit besitzt der Wittenberger den 5. Dan. Damit zählt er zum gehobenen internationalen Mittelfeld.

Ehe man eine derartige Klassifizierung erlangt, muss man sein theoretisches und praktisches Wissen nachweisen und über jene Reife und Führungsqualitäten verfügen, die diese Sportart erfordert. Mehrfache Besuche in Japan beim "Meister" unterstützten diesen Reifeprozess. Wenn von Shu-Ha-Ri die Rede ist, so lässt sich dies auch nach philosophischen Gesichtspunkten erläutern. "Der Weg vom Werden zum Sein", beschreibt Richter das Grundprinzip, nachdem aus Kindern und Jugendlichen Persönlichkeiten geformt werden.

Der 22-jährige David Hille (2. Dan) ist seit zwölf Jahren dabei und verkörpert den Inbegriff dieser erforderlichen Zuverlässigkeit. Und mit ihm war Richter in Japan plus drei Tage Peking unterwegs. Ziel war Okinawa, eine dem südlichen Japan vorgelagerte Insel. In der Inselhauptstadt Naha traf man sich mit Sportlern aus Japan, Schweden, Tunesien und Deutschland. "Es war für mich ein erhabenes Gefühl, von einem japanischen Lehrer unterwiesen zu werden", schwärmt Hille von seiner Japanreise. "Davon profitiere ich wieder lange Zeit."

"Essen, trainieren, schlafen, essen" - so beschreibt Richter den asketisch anmutenden Tagesablauf, der zudem ein zwei- bis dreimaliges Training beinhaltete. Sensei Kuramoto, der japanische Lehrer aus Okinawa, weilte bereits in Wittenberg und leitete das dortige Training. Das waren Sternstunden für das Shu-Ha-Ri-Trainingszentrum. Er lobte das Engagement Richters in der Lutherstadt. Immerhin trainieren etwa 150 Sportler im Alter von fünf bis über 60 Jahre im Zentrum. "Die anerkennenden Worte Kuramotos waren für mich wie ein Ritterschlag, denn das Urteil von Japanern hat in unserer Sportart einen besonderen Stellenwert", erklärt Richter stolz.