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Kampfsport in Wittenberg Kampfsport in Wittenberg: 16-jährige Caroline Gößling ist Europameisterin

Von Christian Kattner 23.11.2017, 08:18
Hauptsache perfekt: Caroline Gößling feilt im Training weiter an ihren Techniken.
Hauptsache perfekt: Caroline Gößling feilt im Training weiter an ihren Techniken. Bösenener

Wittenberg - Caroline Gößling hat ein ganz besonderes Verhältnis zu ihren Eltern. Nicht nur in den eigenen vier Wänden läuft sich das Trio jeden Tag über den Weg. Auch wenn es um die Gestaltung der Freizeit geht, sind die drei häufig gemeinsam anzutreffen, teilen die Liebe zum Hapkido.

In dieser koreanischen Kampfkunst, die ihren Ursprung in Japan hat, ist die 16-Jährige vor wenigen Wochen Europameisterin geworden. Einen großen Anteil daran haben ihre Eltern, die auch gleichzeitig ihre Trainer sind.

Genau das sei nicht immer leicht. „Es ist eine Gratwanderung, weil man manchmal an das Kind höhere Ansprüche stellt“, erzählt Carolines Mutter Nadine Gößling. Eine Bevorzugung des eigenen Sprösslings dürfe es in jedem Fall nicht geben. „Ich trainiere sie wie jeden anderen auch“, sagt Vater Volker Gößling, aber: „Sie bekommt auch mal Einzeltraining.“

In jedem Fall sehen sich Eltern und Tochter - alle drei aus Wittenberg und im dortigen SV Einheit aktiv - im Vergleich zu anderen Familien, sehr häufig. Kleinere Spannungen lassen sich dabei natürlich nicht vermeiden. „Klar, ist da mal das Gefühl, dass ich lieber allein wäre. Ich habe ja auch meine eigenen Vorstellungen“, erzählt die Schülerin, die bereits im zarten Alter von sechs Jahren mit Hapkido begonnen hat.

Wenn ihre Eltern beim Training oder Wettkämpfen waren, gehörte sie stets dazu. Ein paar Schläge und Tritte hatte sie vorher schon immer mal gemacht, das Interesse für den Sport, den die Eltern ausübten, war schnell geweckt. Als junges Mädchen probiert man sich natürlich aus. Ein Jahr sei sie auch mal geschwommen. Denn: „Ich habe schon darüber nachgedacht, ob Hapkido meiner oder der Sport meiner Eltern ist.“

Mittlerweile war es schon zu ihrem Sport geworden. Muss man in anderen Sportarten auch gewisse körperliche Werte erfüllen, so seien die Voraussetzungen für Hapkido egal, jeder könne diese Kampfkunst ausüben.

Dass Caroline Gößling bereits besser als viele gleichaltrige Hapkido-Kämpfer ist, hat auch mit einer Eigenschaft zu tun, die sicherlich nicht immer nur Vorteile mit sich bringt. „Sie steht auf hohe Perfektion und ist unzufrieden, wenn etwas nicht passt“, sagt ihr Vater, „das ist für unseren Sport durchaus förderlich.“

Mit ihren 16 Jahren könne sie bereits sehr gut die Signale des eigenen Körpers bewerten. Die eigene Tochter ist auch gleichzeitig seine Schülerin. Und als solche ist sie immer noch in dem Stadium, in dem sie Techniken kopiert. Doch die Tochter hat noch viel Zeit zur Entwicklung. Irgendwann kopiere man die Techniken nicht mehr nur, sondern entwickele sie weiter, mache seine eigenen Techniken daraus.

Das steht auch für Caroline Gößling im Vordergrund, wenn sie über ihren Sport spricht. Doch gilt ihre Konzentration auch in sehr hohem Maß der Schule. Das Ziel, ein Jurastudium, verfolgt sie bereits jetzt so zielstrebig wie die nächste Technik im Hapkido. Und auch in der Schule wird sie in der Oberstufe etwas von ihrem Sport profitieren können.

Ein Halbjahr steht im Sportunterricht Judo für sie auf dem Plan. Sie hoffe, dass ihr Hapkido dabei etwas helfe. „Da freue ich mich jedenfalls mehr drauf als auf Tennis“, sagt sie - und lächelt.

Sie hat in den Jahren, in denen sie Hapkido betreibt, gemerkt, dass es auch ihr Sport ist - und nicht nur der ihrer Eltern. Dass sie nun schon Europameisterin ist, sei schon ganz cool. „Bei der nächsten EM möchte ich aber auch wieder auf dem Treppchen stehen“, sagt Caroline Gößling. Ihre Eltern, die eben mehr als nur Mama und Papa sind, werden sie dabei unterstützen. Es ist eben ein ganz besonderes Verhältnis. (mz)