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Jugendverkehrsschule in Oranienbaum Jugendverkehrsschule in Oranienbaum: Probleme in Pandemie

Von Andreas Behling 31.08.2020, 08:59
Friedhard Weber (l.) und Lehrer Dirk Faßl (r.) mit Schülern und Cornelia Lüddemann
Friedhard Weber (l.) und Lehrer Dirk Faßl (r.) mit Schülern und Cornelia Lüddemann Behling

Oranienbaum - Wer sich für die Verankerung der E-Mobilität in der Jugendverkehrsschule eingesetzt hat, der muss auch überprüfen, wie das ganz praktisch funktioniert. Und dass sich die Oranienbaumer Gebietsverkehrswacht (GVW) sehr konzentriert dem Thema widmet, davon konnte sich Cornelia Lüddemann am Freitagvormittag überzeugen. Auf der Anlage, die laut Wulf Hoffmann zu den Vorzeigeprojekten Sachsen-Anhalts gehört, war nämlich die Klasse 7a der Gräfenhainichener Ferropolis-Schule auf den vier E-Scootern unterwegs.

Dass dies bei aller Rasanz - die Roller können in der Spitze bis zu 20 Kilometer/Stunde schnell sein - sehr sicher geschah, lag auch an der Ausbildung, welche die Jugendverkehrsschule für die Bildungseinrichtungen gewährleistet. Friedhard Weber, der Chef vor Ort, und Hoffmann (beide sind Vizepräsidenten der Landesverkehrswacht) verhehlten jedoch nicht die Probleme.

Ohne Helm

So erfuhr die Vorsitzende der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, dass für die E-Scooter keine Helmpflicht besteht. Aus der Warte von Hoffmann ein Unding: „Auf die gefahrenen Kilometer gemünzt sind die Gefährte bis zu sieben Mal gefährlicher als Fahrräder.“ Außerdem müssten die Roller mit Blinklichtern ausgestattet werden, um ein sicheres Abbiegen zu ermöglichen.

Friedhard Weber bedauerte es, dass nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie sehr viele fest vereinbarte Termine abgesagt werden mussten. Das habe dazu geführt, dass das Landesverwaltungsamt nicht mehr 200 Euro pro Ausbilder im Monat bewilligte, sondern nur noch 60 Euro.

Begründung: Das Geld sei an eine tatsächliche ehrenamtliche Arbeit gebunden. Die unmittelbare Folge für die Oranienbaumer Jugendverkehrsschule war freilich, dass zwei aktive Mitglieder, die halfen, die auswärtigen Termine abzusichern, abgesprungen sind. „So etwas verschreckt natürlich Ehrenamtler“, kommentierte Cornelia Lüddemann, die auch keine Patentlösung parat hatte, wie sich neue Mitglieder gewinnen ließen: „Es ist mühselig und geht oft nur in Trippelschritten voran.“

John Liebau, Beisitzer im Landesvorstand der Bündnisgrünen, empfahl, vor allem aus dem Dienst scheidende Polizeibeamte gezielt anzusprechen. Hoffmann griff dies auf: „Ja, da sind wir bislang nicht so strukturiert vorgegangen. Wer von uns weiß, das sind meistens nur die Regionalbereichsbeamten.“

Explizit stark machte sich die Fraktionschefin für eine institutionelle Förderung der Landesverkehrswacht. Dies sichere eine Finanzierung unabhängig von Projekten. „Man müsste das Geld zudem nicht mehr jährlich beantragen“, sagte sie. Allerdings könne sich nicht jeder im politischen Raum mit der Idee anfreunden. „Mancher bewertet die längerfristige Bindung eher negativ.“

Schule als Vorreiter

Vor dem Besuch des Areals an der Dessauer Straße war Lüddemann in der Gesamtschule im Gartenreich (GiG) zu Gast. Dort sei es um die Finanzierung als freie Schule gegangen, informierte die Politikerin. Es sei eine Gleichstellung mit staatlichen Schulen anzustreben. Sie habe dem Team den Rücken gestärkt, dies nötigenfalls auch auf dem Klageweg zu erstreiten. Außerdem habe die weitere Digitalisierung eine Rolle gespielt. „Es hat mich gefreut, dass die GiG auf diesem Gebiet Vorreiter ist“, so die Dessauerin. (mz)