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Jubiläum in Wörlitz Jubiläum in Wörlitz: Ein süßes Leben in der Bäckerei

Von Ilka Hillger 04.01.2018, 12:37
Simone Guß mag es warm. Da trifft es sich, dass sie als Konditorin viel am Ofen zu tun hat. Seit 25 Jahren gibt es ihr Geschäft in Wörlitz.
Simone Guß mag es warm. Da trifft es sich, dass sie als Konditorin viel am Ofen zu tun hat. Seit 25 Jahren gibt es ihr Geschäft in Wörlitz. Thomas Klitzsch

Wörlitz - Die 25 ist eine Zahl, die Simone Guß nun schon seit 2016 begleitet. Erst das Jubiläum des Meisterbriefes, 2017 die silberne Hochzeit mit Ehemann Thomas und nun, am 4. Januar, der Tag, an dem ihre Konditorei in Wörlitz seit einem Vierteljahrhundert besteht.

Nach den Feiertagen ist also vor den Feiertagen, denn das Jubiläum wird mit Geschäftspartnern und Mitarbeitern gefeiert und ganz nebenbei wird natürlich gebacken und verziert, denn die süßen Sachen aus der Neuen Reihe haben immer Saison.

Als Simone Guß 1993 ihr Geschäft in der Parkstadt eröffnete, war das wohlüberlegt. Früher, so erzählt sie, habe es unzählige Cafés in Wörlitz gegeben. Mit ihrem Start in die Selbstständigkeit war das schon anders geworden. Die Zeit war reif für eine Kuchen- und Tortenoffensive.

Das Rüstzeug dafür holte sich die Frau aus Vockerode in den Jahren davor. Bei der damaligen Konsumbäckerei in Dessau hatte sie Konditorin gelernt, danach die Bäckerausbildung absolviert und bis 1989 in Oranienbaum gearbeitet. „Eigentlich wollte ich mit meiner Ausbildung ja aufs Schiff gehen“, erinnert sie sich.

Die große, weite Welt entdecken, so gut das eben in DDR-Zeiten ging. „Dann habe ich meinen Mann kennengelernt und bin doch hier geblieben.“

So verkehrt war das dann jedoch nicht, denn das Haus in der Neuen Reihe, 1990 von der Stadt gekauft, erwies sich als ideal für ein Ladengeschäft und hatte noch Platz für eine Erweiterung zum Café, die zwei Jahre später folgte. Ursprünglich sollte ein Delikat-Laden in das Haus.

Mit der Wende hatte sich das Vorhaben erledigt. Wo heute die Toiletten sind, habe damals schon die Kühlzelle gestanden. „Das war ein Rohbau und wir haben alles reingestellt. Mit fünf Leuten sind wir gestartet“, sagt Simone Guß, die damals ihren Meisterbrief frisch in der Tasche hatte und damit auch ausbilden durfte.

In der Konditorei arbeiten nun acht Kollegen, darunter zwei Auszubildende. Weitaus mehr Mitarbeiter – bis zu 25 Leute - werden es in der Saison, wenn ab April das Café am Eichenkranz geöffnet hat. Guß betreibt es seit 2006 und hat damit ein direktes Standbein im dichten Touristengewimmel, während das Café in der Neuen Reihe vor allem von Einheimischen frequentiert wird.

Die Wörlitzer lieben die Klassiker, die in der Backstube entstehen. „Ich backe viel nach den Rezepten meiner Mutter und Oma“, weiß Simone Guß den Grund dafür. Niemals ausgehen dürfen in der Verkaufstheke Heidesand, Mohnkuchen und Käsetorte. Ebenfalls stets im Angebot ist die Buttercremetorte.

„Ich glaube, die verkaufen wir am meisten. Wohl weil man sich eine Buttercremetorte zu Hause eben selten macht.“ Den Arbeitsaufwand hat so der Konditor. Für Simone Guß ist das freilich kein Problem. Auch nach 25 Jahren übt sie ihren Beruf noch gerne aus. „Ich bin jedoch lieber Konditor, weil man sich mehr entfalten kann“, sagt sie.

Am besten gehe das bei Herausforderungen wie Hochzeitstorten. Ihr Rekord ist ein sechsstöckiges Modell, um die 1,5 Meter hoch. „Sechs bis acht Stunden arbeitet man daran, das macht mir immer bis zum Schluss Spaß“, so Guß. Großen Wert legt sie dabei auf die Vorgespräche mit den Brautpaaren, denn „dann weiß man genau, für wen man es macht“.

Oft genug schafft sie es dann auch, das Hochzeitspaar vom Fondant-Trend der letzten Jahre abzubringen. „Das sieht zwar schick aus, aber es ist nur süß.“

Selbst greift die Konditorin und Bäckerin übrigens am liebsten zu Blechkuchen, der gerne mit Rhabarber und Stachelbeeren belegt sein darf. Solches Obst bezieht sie regional von Bauern im Ort. Die Kuchen kommen dann in den Ofen, wenn Brot und Brötchen schon fertig sind.

Für die Bäcker in „Monis Konditorei“ beginnt der Arbeitstag um 1 Uhr in der Nacht und vor Feiertagen wie Weihnachten und Silvester auch schon mal 23 Uhr am Vorabend. Bei Familie Guß, die oben im Haus wohnt, riecht es dann immer ausnehmend gut in der Wohnung. Den Duft nach frisch Gebackenem liebt die Geschäftsfrau auch nach so vielen Jahren noch.

Und die Backstube ist ohnehin ihr Terrain. „Ich liebe es warm. Das ist genau der richtige Beruf für mich“, sagt Simone Guß. Die alten Damen, für die sie dann das Café für eine Geburtstagskaffeerunde herrichtet, finden das wohl auch. Die Mohntorte steht jedenfalls schon bereit. (mz)