Jubiläum im Busunternehmen Jubiläum im Busunternehmen: Unternehmer Heinrich Könnecke feiert seinen 80. Geburtstag

Elster - Im Bootshaus steigt an diesem Dienstag eine Party. „Ich werde am Abend die Sektkorken zählen“, sagt Susan Könnecke, die seit 2007 den traditionsreichen Familienbetrieb in der Mittelstraße führt und sich ziemlich sicher ist, dass viele Einwohner aus Elster ihrem Vater Heinrich zum 80. Geburtstag gratulieren.
„Ich hoffe“, sagt der Jubilar, „dass ich gesund bleibe und unsere Tochter weiter unterstützen kann.“ Der Seniorchef plant nicht langfristig. Sein Busschein läuft noch anderthalb Jahre. „So lange mache ich kleinere Fahrten wie zum Beispiel nach Dessau oder Wörlitz“, erzählt er und verkündet stolz, dass er die Fußball-Oldies von Eintracht Elster persönlich zu Auswärtsspielen bringt.
Mit dem Bus anzureisen heißt, Stil zeigen und Geschlossenheit demonstrieren. Schließlich habe er 50 Jahre im Tor gestanden.
Den Jubilar freut es, dass der Betrieb in der Familie geblieben ist. Tochter Susan habe zu DDR-Zeiten in Berlin Außenwirtschaft studiert und wollte aufgrund fehlender Perspektiven beruflich eigentlich einen anderen Weg einschlagen. Mit der Wende stand dem Unternehmen plötzlich die ganze Welt offen.
Margrid und Heinrich Könnecke mussten nur ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten, um ihre Tochter von der Spree an die Elbe zu lotsen. Mit der schrittweisen Übernahme der Firma sei ihr der Sprung ins kalte Wasser erspart geblieben.
Große Herausforderung
Der Seniorchef hat diesen Sprung 1966 mit Schwung vollzogen. „Mein Vater Heinrich ist ganz plötzlich gestorben. Ich musste mit 28 Jahren voll einsteigen“, erklärt der Jubilar die Umstände. Doch er hat sich wie der Firmengründer mit viel Organisations- und Improvisationstalent durchgebissen.
Geht nicht, war bekanntlich zu DDR-Zeiten kein Thema. Sein Vater habe nach dem Zweiten Weltkrieg „bei Null“ angefangen, aus Ersatzteilen fahrfähige Busse gebaut und den Betrieb trotz Mangelwirtschaft mit mehreren Beschäftigten am Leben erhalten.
„Wir sind immer selbstständig gewesen“, sagt Heinrich Könnecke mit Stolz in der Stimme. Er hat 1952 (bis 1955) in Mühlanger eine Lehre als Kfz-Schlosser begonnen und sei vier Jahre später in den elterlichen Betrieb gewechselt. Arbeiter zum Schichtdienst fahren, sei damals seine alltägliche Tour gewesen. Brigadefahrten quer durch die Republik haben den Alltag etwas aufgelockert.
Seine Frau Margrid hat der Seniorchef 1962 in Elster kennengelernt. „Bei Fastnachten“, erinnert sich die 73-Jährige, die aus Jessen stammt. Die junge Liebe wird gleich auf eine harte Probe gestellt. Ihr späterer Ehemann muss seinen Grundwehrdienst ableisten.
Nach der Rückkehr machen sie Nägel mit Köpfen und geben sich 1964 das Jawort. Zwei Jahre später kommt ihre Tochter Susan zur Welt. „Wir sind gemeinsam durchs Leben gefahren“, meint Margrid Könnecke. Nachts Busse sauber machen habe zu ihren Aufgaben gehört. „Sie hat mir immer den Rücken freigehalten. Ich würde sie wieder heiraten“, sagt ihr Mann.
Neue Reiseziele
Nach der Wende ist das Trio nicht volles Risiko gegangen. Vom ersten Kredit wurden zwei gebrauchte Busse gekauft. „Unsere erste Fahrt ging nach Berlin. Begrüßungsgeld abholen“, erinnert sich die Chefin. Die Fahrzeuge mit der Firmen-Aufschrift touren künftig durch ganz Europa.
Der 80-Jährige zählt mit Norwegen, Österreich, Italien oder Griechenland erste Ziele auf. Zu seinen Lieblingstouren gehört der Besuch des Hamburger Fischmarkts. Aktuell stehen zehn Busse im Fuhrpark.
„Ich bin vermutlich mit 80 Jahren der älteste Busfahrer in Sachsen-Anhalt.“ Die Chefin freut sich, dass ihre Eltern sich nicht zurückgezogen haben. „Das hält sie fit“, sagt sie und zeigt zur Veranschaulichung mit der Hand vom Scheitel bis zur Sohle. Bei einer großen Party ist Fitness ganz wichtig. (mz)