Jubiläen in Bergwitz Jubiläen in Bergwitz: Doppelter Geburtstag am Waldhaus

Bergwitz - Oskars Begeisterung hält sich anfangs in Grenzen. „Das ist ja doof“, so der erste Eindruck des Sechsjährigen. In der Tat ist die Kletterwand gewöhnungsbedürftig. Denn sie ist nicht sehr hoch, aber sie bewegt sich. Das Endlosband wird durch Lichtschranken gesteuert, wenn der Kletterer zu weit oben oder unten landet, ruckelt es.
Dennoch, die Wand ist am Samstag ein Anziehungspunkt beim Familienfest am Waldhaus in Bergwitz. Zum Jubiläum von Waldhaus (zehn Jahre) und Verein „Elbaue-Heide-Region Kemberg“ (25 Jahre) ist das Gelände um das Haus in ein Paradies für die Jüngsten verwandelt.
Zusätzlich zu den Geräten wie der großen Kletteranlage, die das ganze Jahr dort stehen, gibt es alles, was das Kinderherz begehrt. Das zieht so manchen aus nah und fern an, wie Oskar und seinen Vater Enrico Weigelt aus Wittenberg. „Es ist wirklich schön hier, ich bin überrascht“, sagt der 31-Jährige, der das Waldhaus zum ersten Mal besucht.
Der Spaß nicht nur für Kinder ist ganz im Sinn von Heidrun Weise, die viele Partner an ihrer Seite weiß. Seit etwa 15 Jahren ist sie Vorsitzende des einstigen Verkehrsvereins „Bergwitzsee und Heide“, der inzwischen „Elbaue-Heide-Region Kemberg“ heißt.
Im März 1993 gegründet, sei das Ziel gewesen, die Heimatliebe zu fördern, zur Umwelterziehung beizutragen und kulturelle Veranstaltungen durchzuführen. „Der Tourismus ist mit Gründung der Einheitsgemeinde nur am Rand ins Spiel gekommen“, weiß Heidrun Weise, die 1994 als ABM-Kraft eingestiegen ist.
Kembergs Bürgermeister Torsten Seelig (CDU) vergleicht in der Festveranstaltung mit Landrat, Abgeordneten und Sponsoren den Verein mit einem Baum, der vor 25 Jahren gepflanzt worden sei, dank guter Pflege stetig gewachsen ist und auch Stürmen getrotzt hat. Das Waldhaus, Anlaufpunkt für Touristen wie auch Kinder und Senioren der Region, lockt mit seiner Mitmach-Ausstellung zu Wald, Wasser und Natur inzwischen 6.000 Gäste pro Jahr.
Am Samstag ist es rappelvoll auf dem Gelände, es gibt Musik und schönen Wein, ein Naturquiz mit Jäger Gerd Braunsdorf, Räucherfisch vom Angelverein, Honig, Seife, da ist auch für die Erwachsenen einiges dabei. Roland Adam, mit seinem Eiswagen aus Kemberg gekommen, ist die Verbindung seiner Familie zum Verein nicht gleich bewusst. „Dass mein Vater hier anfangs Vorsitzender war, ist gut möglich“, sagt er. Er selbst ist auch Mitglied, „der Verein bewegt ja was“.
Ohne die vielen Helfer sei so ein Tag nicht zu stemmen, dankt Heidrun Weise allen, die die Stände betreuen, backen, Kaffee kochen und abwaschen, mit Kindern malen und basteln. Eine von ihnen ist Birgit Schulz. Über die Stadt Kemberg ist die Hartz-IV-Empfängerin für 14,5 Stunden im Monat zwischen April und November geringfügig angestellt. Bereits seit der Wende ist die 54-Jährige ohne berufliches Einkommen, eine chronische Erkrankung schränkt die Leistungsfähigkeit der gelernten Wirtschafterin ein.
„Ich finde nichts anderes. Es macht Spaß hier, weil es viel mit Kindern zu tun hat“, sagt sie. „Und ich bin froh, dass ich unter Menschen bin.“ (mz)