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Jahresrückblick Oktober 2017 Jahresrückblick Oktober 2017: Es geht viel zu Bruch in den Stürmen

Von Klaus Adam 09.01.2018, 11:06
Der Zaun des Prettiner Spielplatzes konnte nach dem Schaden durch den umgeworfenen Baum schnell repariert werden.
Der Zaun des Prettiner Spielplatzes konnte nach dem Schaden durch den umgeworfenen Baum schnell repariert werden. Frank Grommisch

Annaburg - Der Oktober 2017 ist ein recht stürmischer Monat. Gleich zwei Sturmtiefs fegen über die Lande. Am 5. Oktober heißt der Wirbelwind „Xavier“ und am 29. Oktober sorgt „Herwart“ für Frust. Auch wenn sein Vorgänger drei Wochen zuvor unterm Strich als deutlich heftiger eingeschätzt wird.

Das Fazit für den Kreis Wittenberg heißt: Beide Stürme waren heftig, ließen die hiesige jedoch im Vergleich zu anderen Regionen relativ verschont.

Dennoch summiert die MZ in ihrer Berichterstattung am Wochenende nach „Xavier“ allein 117 bei der Leitstelle gemeldete Einsätze der Feuerwehren. Vorrangig sind vom Sturm auf Straßen geworfene Bäume - und damit Verkehrshindernisse - zu beseitigen. Einige werden auch zum Sicherheitsrisiko für Gebäude oder andere Einrichtungen, weil der Sturm sie schräg gestellt hat. Drei Wochen später - es ist ein Sonntag - laufen mindestens 85 Einsatzanforderungen bei der Leitstelle auf.

Auto mit Totalschaden

Zu den verheerendsten Schäden in der Jessener Region zählen ganz sicher die kaputten Autos, als „Herwart“ am Annaburger Netto-Markt Bäume auf sie wirft. Eines ist hinterher nur noch als Totalschaden verbuchbar, erinnert sich Stadtwehrleiter Mike Lange. Und auf den Spielplatz nahe der Prettiner Feuerwehr fällt ein großer Nadelbaum.

„Hier hatten wir Glück“, so Lange, „er fiel genau zwischen die Spielgeräte, so dass keines zerstört wurde. Allerdings hatten wir den Zaun drumherum erst drei oder vier Tage zuvor neu gebaut.“ Doch auch hier ist Glück im Spiel. Die kaputten Zaunfelder lassen sich mit vergleichsweise wenig Aufwand in den Tagen nach dem Sturm reparieren.

Mehr Sorgen machen sich die Feuerwehrleute und Verwaltungen um den Bestand der Bäume insgesamt. Insbesondere am Touristenzentrum in Prettin lässt die Stadtverwaltung später etliche Pappeln aus Sicherheitsgründen fällen. „Das hat insbesondere die Dauercamper sehr gefreut“, gibt Lange, der auch Ortsbürgermeister ist, ihre Meinung wider. Pappeln werden mit steigender Größe und zunehmendem Alter eben zum Sicherheitsproblem.

Da hatten einige der „Laubenbesitzer“ im Touristenzentrum doch skeptisch auf die Pappeln geschaut. „Niemand hat sich über die Fällaktion aufgeregt“, so Lange, „es werden schließlich neue Bäume gesetzt. Allerdings keine Pappeln mehr.“

Eine wesentliche Erkenntnis hat laut Mike Lange die Kreisverwaltung aus den Sturmlagen gezogen. Insbesondere beim ersten Sturm „Xavier“ sei die Leitstelle durch die vielen Anrufe derart belastet gewesen, dass die Einsatzleiter der Stadtwehren eigenständig handeln sollten (und mussten). Die Leitstelle habe nur so die zahlreichen Notrufe abfangen können. Aus diesen Erfahrungen heraus sei ein Konzept in Arbeit, das gemeinsam mit den Stadtwehrleitern erstellt werde.

Es soll bei ähnlichen Schadenslagen mit derart hohem Meldungsaufkommen an die Leitstelle deren Zusammenarbeit mit den Feuerwehren detaillierter regeln. So Kreis-Pressesprecher Ronald Gauert auf eine entsprechende MZ-Anfrage. In der zweiten Jahreshälfte 2018 Jahres soll dieses Konzept stehen. Dass es Kommunikationsprobleme mit der Leitstelle gegeben habe, weist Gauert jedoch zurück.

Ein recht dramatisches Bild malt der Leiter des Annaburger Betreuungsforstamtes Frank Ackermann nach den Oktoberstürmen. Wobei er noch einen Sturm dazuzählt, der bereits im Juli über die Lande preschte. Weil - und das ist auch das Problem nach den Oktoberstürmen - das Aufarbeiten der Schäden im Wald nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen ist.

Nach wie vor sind daher die Aufräumarbeiten im Gange. „Es ist abzusehen, dass die Schadholzmengen größer werden, als zuvor gesehen. Aber das ist eigentlich immer so. Zum Teil, weil sich noch Flächenbesitzer entscheiden, uns zu beauftragen, die keiner Forstbetriebsgemeinschaft angehören.“

Das Wetter sei für diese Arbeiten nicht optimal. Durch die derzeitige Feuchtigkeit seien die Wege etwas aufgeweicht. „Aber wenn es jetzt nicht noch viel Regen gibt, geht das schon“, meint Frank Ackermann. „Frost wäre für diese Arbeiten natürlich ideal.“

Erst Mitte Januar

Anfang November prognostizierte der Chef des Annaburger Betreuungsforstamtes noch eine Größenordnung von etwa 11.000 Festmetern Windbruchholz, das aus den Waldflächen zu bergen wäre. Diese Zahl erhöht er nun auf mindestens 17.000 Festmeter.

Bei welchem Stand die Waldarbeiter inzwischen angekommen sind, mag Ackermann nicht bewerten. In einer Dienstberatung mit den Revierförstern etwa zur Januarmitte wolle er ein erstes Fazit der Schadensbewältigung in seinem Forstamtsbereich ziehen. Der im übrigen bis an die Dübener Heide heranreicht. „Wenn sie mich nach einem Wunsch fragten, dann wünschte ich mir, dass jetzt nicht noch ein nächster Sturm kommt“, meint Ackermann zum Abschluss.

Beinahe drohte schon am Mittwochabend Sturmtief „Burglind“ den Wunsch zunichte zu machen. Doch es verschonte die Region. (mz)