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Investition in Kur- und Schlosspark Investition in Kur- und Schlosspark: Parkstadt Pretzsch wird wieder schick

Von Marcel Duclaud 02.07.2018, 07:35
Als erstes kommt der Tiefbau: Ein umfangreiches Drainagesystem wird im Pretzscher Schlosspark verlegt.
Als erstes kommt der Tiefbau: Ein umfangreiches Drainagesystem wird im Pretzscher Schlosspark verlegt. Thomas Klitzsch

Pretzsch - Pretzsch wird zur Parkstadt. Mit hohem Aufwand werden gegenwärtig gleich zwei Anlagen, die aneinander grenzen, hergerichtet, repariert, erneuert. Der Kurpark und der Schlosspark - eine neue verbindende Brücke, gestaltet nach historischem Vorbild, ist bereits installiert. Beide Parks haben einen unterschiedlichen Charakter, was den Spaziergang nur interessanter macht.

Während der Kurpark in Regie der Stadt auf Vordermann gebracht wird mit Geldern, die zur Verfügung stehen wegen der erheblichen Hochwasserschäden von 2013, läuft die Sanierung des (ursprünglich) barocken Schlossparks über den Träger des Kinder- und Jugendheims, die Salus GmbH - und auch hier sind es Fördermittel über das Hochwasserprogramm, das die Arbeiten erst ermöglicht. Ein Glücksfall für die kleine Stadt, die hofft, attraktiver zu werden und mehr Touristen zum Besuch und zum Bleiben bewegen zu können.

Der Schlosspark, in den rund 1,8 Millionen Euro investiert werden, ist natürlich historisch interessant. Anlegen ließ ihn dereinst Christiane Eberhardine, um das Jahr 1710. Erst 1720 hat die Gattin von Kurfürst August dem Starken fest Quartier bezogen in Pretzsch, zuvor waren Schloss und Park eher Sommersitz.

Das Hochwasser von 2013 hatte dem Pretzscher Schlosspark heftig zugesetzt - der aufgeweichte Grund ließ etliche Bäume umstürzen, Wege und Flächen waren zudem zerfahren von Einsatzwagen, es ging um die Deichverteidigung. Jetzt bieten Fördermittel die Gelegenheit, den Park schön zu machen, der seit neuestem wieder dem Netzwerk „Gartenträume“ angehört.

Sagt Janine Schöne, die Kulturprojekt-Managerin im Schloss. Sie spricht von symmetrischem Aufbau, von der Orientierung an französischen Parkanlagen wie der von Versailles. In Pretzsch freilich fehle das Spiegelbild, wegen der Elbe, die damals noch ohne Damm nahe dem Schloss floss. Mit dem Anlegen des Schlossparks sind so bekannte Namen verbunden wie Matthäus Daniel Pöppelmann und Balthasar Permoser - Baumeister und Bildhauer des Barock.

Allerdings ist der ursprüngliche Park natürlich längst nicht mehr existent. Die Schwimmhalle des Kinderheims etwa steht genau auf der einstigen Hauptachse, sie unterbricht eine wichtige Sichtbeziehung. Wege sind verlegt worden, viele der einstigen Skulpturen gibt es nicht mehr. Architekt Jens Reimann spricht von einer „Überformung“ in der Kurpark-Zeit.

Historische Gebäude haben Anbauten erhalten, das einstige große Wasserbecken erfreut die Blicke seit langem nicht mehr. Bei der Sanierung, beruhigt der Experte, wird darauf verzichtet, die barocken Ursprünge wieder herauszuarbeiten. Sprich Schwimmhalle, Spielplatz, Anbauten bleiben natürlich wo sie sind. „Die Gestaltung muss auch heutigen Bedürfnissen Rechnung tragen“, betont der Architekt: „Die Philosophie der Denkmalpflege hat sich da geändert.“

Allerdings soll das Barocke, das noch da ist, schon betont werden, werden Wege verrückt und mit Natursteinen gepflastert, Sichtachsen soweit möglich wieder hergestellt, alte Sandsteinpfeiler restauriert. Der Zaun weicht einer Hecke und das einstige Wasserbecken wird angedeutet durch eine 50 Zentimeter tiefe Absenkung samt einer blau blühenden Wiese, die zugleich Habitatwiese für zahlreiche Fledermäuse sein soll, die im Park bekanntlich ihr Zuhause haben.

Das (angedeutete) Becken „mit dem Motiv Wasser“ dient zugleich als Grenze zwischen dem so genannten Parterrebereich, also dem dem Gebäude vorgelagerten Park, und dem Boskettbereich - dem Lustwäldchen, in dem Kurfürstin Christiane Eberhardine einst lustwandelte.

Bevor freilich mit der Park-Gestaltung begonnen werden kann, gilt es noch dafür zu sorgen, dass der Schlosspark möglichst gut erhalten bleibt auch wenn das nächste Hochwasser kommen sollte. Entlang der Wege wird aus diesem Grund gegenwärtig ein Drainage-System verlegt - in einer Tiefe von 1,20 Metern.

Das Grundwasser soll besser abfließen, es wird in den Pretzscher Bach geleitet. Das Rohr ist umhüllt mit Kokosfasern und Geotextil, erklärt Reimann. Er verweist zudem auf zahlreiche Kontroll- und Spülschächte, die ebenfalls angelegt werden, dort wo die Rohre aufeinander treffen.

Im Dezember werden voraussichtlich die wesentlichen Arbeiten am Pretzscher Schlosspark abgeschlossen sein, kündigt der Architekt an. Die Pflanzarbeiten (Bäume, Rasen, Hecke) erfolgen dann im nächsten Frühjahr.

(mz)

Die Brücke zwischen Kur- und Schlosspark
Die Brücke zwischen Kur- und Schlosspark
Thomas Klitzsch