Interview Eduard Geyer Interview Eduard Geyer: Trainerlegende will bei Lesung in Wittenberg auf Spaß setzen

Wittenberg - Der ehemalige Fußballer und spätere Nationalmannschafts- und Bundesliga-Trainer Eduard „Ede“ Geyer liest am 19. April ab 18 Uhr im großen Saal des Alten Rathauses aus seinem Buch „Einwürfe: Über Fußball, die Welt und das Leben“ vor. Mit dem 71-jährigen „Unruheständler“ unterhielt sich MZ-Mitarbeiter Thomas Tominski.
In den 1970er Jahren lief im Fernsehen der DDR die beliebte Serie „Rentner haben niemals Zeit“. Trifft dieser Spruch auch auf Sie zu?
Geyer: Ich habe wirklich kaum Zeit. Meine vier Enkelkinder halten den Opa voll auf Trab. Es ist schön, dass alle in der Nähe wohnen. Außerdem gehe ich ins Fitness-Center, fahre Rad oder spiele Golf. Da steht nicht die Verbesserung meines Handicaps im Vordergrund. Ich gehe ohne große Ambitionen auf den Platz. Für ordentlich Fußball spielen reicht es nach zwei Bandscheibenvorfällen nicht mehr.
Eintrittskarten für die Buchlesung mit Trainerlegende Eduard Geyer werden in der Geschäftsstelle des Kreissportbundes, Markt 20, und am Informationsstand des Wittenberger E-Centers im Carat-Park zum Preis von zehn Euro verkauft. Wie KSB-Mitarbeiter René Stepputtis mitteilte, stimmt es nicht, dass die Veranstaltung bereits ausverkauft ist. Selbst an der Abendkasse wird es noch Tickets geben.
Alle Einnahmen aus dem Eintrittskarten-Verkauf kommen dem Kinder- und Jugendsport im Landkreis Wittenberg zu Gute. (mz/tt)
Als Sportler und Trainer haben Sie ein sehr ereignisreiches Leben geführt. Welche Höhepunkte bleiben unvergesslich?
Geyer: Die Meistertitel und Europapokalspiele Anfang der 1970er Jahre mit Dynamo Dresden. Ich habe als damaliger Verteidiger gegen Weltklasseleute wie Pietro Anastasi von Juventus Turin, Uli Hoeneß vom FC Bayern München oder Johan Cruyff von Ajax Amsterdam gespielt. Cruyff war schon eine sportliche Granate. Er hat nahezu perfekt gespielt. Als Trainer war mein erstes Highlight die Meisterschaft 1989 mit Dresden. Wir haben nach zehn Jahren Vorherrschaft endlich den BFC Dynamo an der Spitze abgelöst. Unvergessen sind natürlich die Jahre mit Energie Cottbus. Ich bin mit der Mannschaft von der Regionalliga bis in die erste Bundesliga durchmarschiert. Es ist uns gelungen, dort drei Jahre zu spielen. Der Einzug in das DFB-Finale 1997 gehört mit in die Rubrik Highlights. Auch wenn wir 0:2 gegen Stuttgart verloren haben.
Als Trainer haben Sie sich den Ruf erworben, ein harter Hund zu sein. Müssen die Besucher der Buchlesung vor Ihnen Angst haben?
Geyer (lacht): Nein. Wir wollen uns einen schönen Abend machen und zusammen Spaß haben. Es läuft wie bei einem Fußballspiel ab. Zweimal 45 Minuten mit Halbzeitpause. Die Leute sollen mich ansprechen. Dann werden sie herausfinden, ob ich wirklich der oft zitierte harte Hund bin.
Wie hat sich der Fußball in den letzten Jahrzehnten verändert?
Name: Sicher, das Spiel ist insgesamt schneller und athletischer geworden. Andererseits hat sich der Fußball zu einer riesigen Geldmaschine entwickelt. Ein guter Fußballer kann so richtig reich werden. Die Zeiten, wo eine Mannschaft eine regionale Macht war, sind längst vorbei. Bei einem besseren Angebot ziehen die Spieler weiter.
Als früherer Spieler von Dynamo Dresden haben Sie doch auch nicht am Hungertuch genagt. Gab es mehr als 1 000 DDR-Mark?
Geyer: Ja. Unter Trainer Walter Fritzsch mussten wir auch rennen wie die Weltmeister. Die Nationalspieler haben noch ein bisschen mehr bekommen. Damit hatte ich nie Probleme. Wer genau wissen will, was ich damals verdient habe, soll zur Buchlesung kommen.
Hätten Sie Lust, noch einmal ins Trainergeschäft einzusteigen?
Geyer: Dieses Kapitel ist in meinem Leben abgeschlossen. Heute kümmern sich ganze Trainerstäbe um eine Mannschaft. Das ist nicht mein Ding. Natürlich habe ich mir früher Gedanken gemacht, was wäre wenn ein Angebot ins Haus flattert, eine Mannschaft zu trainieren, die um Meisterschaft oder Pokal mitspielt. Träumen ist legitim. Heute fahre ich nach Dresden, schaue mit die Partien von Dynamo an und fachsimpele mit meinen alten Weggefährten. Fan von Dresden und Energie Cottbus bin ich immer geblieben.
Welche persönlichen Tipps würden Sie einem jungen Fußballer mit auf den Weg geben?
Geyer: Jeder muss seinen Weg gehen und sollte in seinem Fußballerleben schnelle die Kurve kriegen. Wer intelligent ist, hat keine Flausen im Kopf und ist für gute Ratschläge aufgeschlossen. (mz)
