In historischer Badekleidung In historischer Badekleidung: Mit dem Strom schwimmen in Coswig

Coswig - Der blaugestreifte Schwimmanzug trieft vor Wasser, als Bernd Giese aus dem kühlen Nass steigt. „Herrlich“, ruft der Coswiger und wedelt freudig mit seiner rot-weißen Badekappe. Nach einer guten halben Stunde auf der Elbe ist der 69-Jährige wieder wohlbehalten am festen Ufer angelangt - mit ihm rund 40 weitere Hobbyschwimmer.
Mittlerweile ist es in der Gemeinde schon zu einer festen Tradition geworden, einmal im Jahr in historischen Badesachen durch die Elbe zu schwimmen. „Es hat 1996 im kleinen Kreis angefangen - jetzt konnten wir immer mehr Leute dazu animieren“, berichtet Monika Lenz. Die Coswigerin hält ihre „Schäfchen“ beim jährlichen Elbeschwimmen zusammen - passt auf, dass nichts passiert.
„Die Strömung darf man nicht unterschätzen“, sagt sie mit Nachdruck. Aus diesem Grund schwimmen alle Teilnehmer mit dem Strom.
Mit Badeanzug und Kappe
Wie es zu den ulkigen Badebekleidungen gekommen ist, weiß Monika Lenz selbst nicht so richtig: „Das muss wohl jemand irgendwann vorgeschlagen haben - wie auch immer: Es macht Spaß!“ Und darum geht es ja schließlich. Denn die Verbundenheit und die Freude am Schwimmen, schweiße zusammen. „Wir haben einige aktive Teilnehmer, die bereits seit den 90er Jahren dabei sind“, berichtet die Coswigerin und muss schmunzeln.
Ein Urgestein beim Elbeschwimmen ist Erhard Glaßl. Der 83-Jährige war einer der ersten, der nach der Wende in Coswig vom einen zum anderen Ufer geschwommen ist. „Damals sind wir noch von einer Sandbank weiter hinten gestartet“, erklärt der Rentner und zeigt auf einen entfernten Punkt am Elbufer.
Diese Stelle gestaltete sich aufgrund der Fähre als knifflig, so dass man entschied, gut einen Kilometer weiter hinten ins Wasser zu steigen. Und diese Stelle ist bis heute geblieben. Ein Schild mit der Aufschrift „Nur für Schwimmer“, weißt darauf hin.
Neben dem jährlichen Elbeschwimmen kommen jeden Abend Schwimmer ans Flussufer, um die Elbe zu überqueren. „Wir schwimmen jeden Tag - jeder kann kommen, der Lust hat“, sagt Monika Lenz und lacht. Je nachdem, wie das Wetter mitspielt, kommen an den Abenden zehn oder auch 20 Hobbyschwimmer. „Für viele ist es schon ein festes Ritual, jeden Abend durch den Strom zu gleiten und das frische Wasser zu genießen“, so Lenz.
Eine wichtige Regel gibt es, wenn es raus auf das Wasser geht. „Niemals geht jemand alleine in den Fluss. Auch wenn es nicht gefährlich erscheint, darf man die Strömung nicht unterschätzen“, erklärt Monika Lenz.
Ein eingespieltes Team
Bernd Giese hat sich inzwischen aus seinem gestreiften Badeanzug geschält und warme Kleidung angezogen. „Bei einem Wetter wie heute gehe ich eigentlich nicht so gerne ins Wasser“, erzählt der Rentner und holt sich eine warme Tasse Kaffee. Der Coswiger macht bereits seit zehn Jahren beim Elbeschwimmen mit. Ihm gefällt besonders der familiäre Umgang: „Wir sind ein eingespieltes Team. Jeder bringt etwas zu Trinken und einen Kuchen zur Stärkung mit.“
Der 69-Jährige war auch schon am Vortag des Elbeschwimmens aktiv. Er hat das hohe Gras am Ufer gemäht und Löcher für die Sonnenschirme in den Boden gebohrt. „Sowas muss auch gemacht werden - leider ist das Wetter nicht so schön.
Dann wären bestimmt auch mehr Teilnehmer und Zuschauer hierher gekommen.“ Monika Lenz hat an dem Wetter am Sonntagnachmittag nichts auszusetzen. „Es regnet nicht und es ist sogar im Wasser mit 20 Grad wärmer, als die derzeitige Lufttemperatur“, berichtet sie mit einem Zwinkern.
Ganz besonders freut sich die Coswigerin bereits auf den kommenden Dienstag. Wenn der Vollmond über der Elbe aufgeht und das Wasser im weißen Licht zu schimmern beginnt, will sie mit einigen „Schwimmfreunden“ durchs kühle Nass tauchen. „Bei Vollmond zu schwimmen, ist wirklich ein ganz besonderes Erlebnis.“
Elbeschwimmen
Bereits seit 1996 findet einmal im Jahr in Coswig das traditionelle Elbeschwimmen statt. Auf rund 400 Metern geht es für die Teilnehmer stromabwärts auf die andere Seite des Ufers.
Nach einem zehnminütigen Fußmarsch steigen die Hobbyschwimmer wieder ins Wasser und lassen sich zurück zum Ausgangspunkt auf der anderen Seite des Ufers treiben. Als besonderen Gag ziehen die Teilnehmer nostalgische Schwimmanzüge und Badekappen an. Warum, weiß allerdings niemand. (mz)