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Gesellschaft Hospiz „Katharina von Bora“ soll erweitert werden

Was für das einzige Hospiz im Landkreis Wittenberg geplant ist, wann es losgehen könnte und warum Bürgerinnen und Bürger aufgerufen werden zu helfen.

Von Corinna Nitz Aktualisiert: 20.04.2022, 15:39
 Sindy Herrmann  (l.) leitet das stationäre Hospiz „Katharina von Bora“ in Wittenberg.
Sindy Herrmann (l.) leitet das stationäre Hospiz „Katharina von Bora“ in Wittenberg. Foto: Thomas Klitzsch

Wittenberg/MZ - Das stationäre Hospiz „Katharina von Bora“ in Wittenberg wird erweitert. Zu den vorhandenen zehn Zimmern sollen nach Auskunft von dessen Leiterin Sindy Herrmann sechs weitere hinzukommen. Außerdem soll ein Tageshospiz eingerichtet werden. Das Ganze geschieht am Standort auf dem Gelände des evangelischen Krankenhauses Paul Gerhardt Stift.

In einem ehemaligen Bettenhaus hat die damalige Paul Gerhardt Diakonie (heute Johannesstift Diakonie) anderthalb Etagen zu einem modernen Hospiz umgebaut. Die Eröffnung war im Mai 2018, auf 1,3 Millionen Euro beliefen sich die Kosten. Heute, so Herrmann, werden für eine Etage 1,5 Millionen Euro veranschlagt. In der Corona-Pandemie haben sich Materialkosten erhöht und die Energiepreise für die Firmen sind gestiegen.

Entlastung für Angehörige

Unterdessen werden gegenwärtig sowohl der Bauantrag als auch die Ausschreibung vorbereitet. Im Sommer plane man mit dem Baubeginn. Wie schon im Bestand, so soll zuzüglich zu den Zimmern für die künftigen Gäste unter anderem ein großzügiger Aufenthaltsraum geschaffen werden. Hinzu kommen fünf Ruheräume für das Tageshospiz. Der Aufenthalt dort sei zwischen morgens und abends flexibel. Das Angebot richte sich besonders an Menschen, die trotz schwerer Diagnose noch zu Hause sein können, aber tagsüber gern unter „pflegerischer Obhut“ und der Obhut ehrenamtlicher Helfer sein möchten. Auch werde es enge Kontakte zu Palliativmedizinern geben, zudem sollen Therapien möglich sein. Ergotherapie und Logopädie nennt Herrmann exemplarisch, auch Kunsttherapie, ganz besonders: Gespräche.

Nicht unterschätzt werden darf wohl die Entlastung pflegender Angehöriger, die so ein Tageshospiz mit sich bringen kann. „Die Familien leisten Großartiges“, sagt Herrmann. Dennoch plagt - in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf - offenbar etliche die Sorge, ob sie alles richtig machen. Mit der räumlichen Erweiterung verbunden ist auch eine Aufstockung des Personals. Derzeit haben sie 21 Mitarbeiter und etwa 90 Ehrenamtliche. Herrmann spricht von einer engen Zusammenarbeit mit Hausärzten und Pflegediensten und von „Zuweisern“. Mit ihnen sind letztlich auch die Formalitäten für eine Aufnahme zu klären. Über eine Verordnung werde ein Aufenthalt von der Kasse getragen. Wobei Hospize nach wie vor auf Spenden angewiesen sind, weil die Kostenträger nicht für hundert Prozent aufkommen.

Bisher mehr als 500 Gäste

Über das Tageshospiz sagt Sindy Herrmann, dass sie damit auch eine Lücke in der Versorgung schließen. Außerdem werde mit der Erweiterung der stationären Kapazität auch auf den Bedarf reagiert: So habe die Belegung in den vergangenen drei Jahren im Durchschnitt bei 92 Prozent gelegen, es gebe eine lange Warteliste, auf der zwei bis vier Personen „permanent“ stehen. In solchen Situationen könne der ambulante Hospizdienst helfen.

Die durchschnittliche Verweildauer gibt Hospizleiterin Herrmann mit 18 Tagen an. Der bislang jüngste Gast, den sie begleitet haben, war 32 Jahre alt, die Älteste 102. Seit der Eröffnung des Katharina-von-Bora-Hospizes wurden 267 Männer und 258 Frauen in ihrem Sterben begleitet, also 525 Menschen insgesamt. „Dabei“, so Herrmann, „steht jeder Gast mit seinen Zugehörigen und deren Bedürfnisse im Mittelpunkt unserer Arbeit.“ Die Gäste kommen nicht nur aus der Stadt Wittenberg und dem Kreis, sondern auch aus anderen Landkreisen, „wenn es dort Versorgungslücken gibt“. Von denen ist auszugehen, bedenkt man, dass es in Sachsen-Anhalt nur sieben Hospize gibt.

Eröffnung nächstes Jahr

Wenn nun bei der Erweiterung in Wittenberg alles planmäßig verläuft, sei mit der Eröffnung der neuen Räume wohl im späten Frühsommer 2023 zu rechnen. Wie schon im Vorfeld der eigentlichen Hospizgründung, so sind auch jetzt Spendenaktionen geplant. „Wir hoffen wieder auf die Wittenberger und das Umland“, sagt Sindy Herrmann. Tatsächlich sei es so, dass noch immer Wittenberger „für ihr Hospiz spenden“. Und das in diesen Zeiten, wo „viel Unsicherheit durch Corona und den Krieg da ist“.

Für den guten Zweck

Das Katharina-von-Bora-Hospiz ist nach der Ehefrau des Reformators Martin Luther benannt. Es befindet sich in einem ehemaligen Bettenhaus auf dem Gelände des evangelischen Krankenhauses Paul Gerhardt Stift. Aktuell gibt es zehn Zimmer und 21 Mitarbeiter, dazu kommen gut 90 Ehrenamtliche im ambulanten Hospizdienst.

In den Umbau des Bettenhauses IV am Stift in Wittenberg zum stationären Hospiz wurden 1,3 Millionen Euro investiert, der Löwenanteil durch die Paul Gerhardt Diakonie gAG Berlin. Es gab auch eine große Spendenbereitschaft aus der Bevölkerung. Aufgebracht werden mussten 250.000 Euro, die sogar überschritten wurden.

Zu den Angeboten des Hospizes, die vorgehalten werden, gehört ein ambulanter Kinderhospizdienst. Jetzt ist die Erweiterung um zusätzliche stationäre Zimmer und ein Tageshospiz vorgesehen. Die geplanten Kosten beziffert Hospizleiterin Sindy Herrmann auf 1,5 Millionen Euro. Durchgeführt werden sollen erneut Spendenaktionen, wobei Herrmann an Initiativen auch aus der Bevölkerung erinnert, die bereits bisher dem guten Zweck dienten. CNIWer das Hospiz unterstützen möchte, kann dies hier tun: Spendenkonto Paul Gerhardt Diakonie Förderverein e.V., Commerzbank AG, IBAN: DE51 1004 0000 0642 9989 00, BIC: COBADEFFXXX, Verwendungszweck „Erweiterung Katharina von Bora Hospiz“

Alles ist im Wittenberger Hospiz mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. Dies soll auch in der geplanten  Erweiterung so werden.
Alles ist im Wittenberger Hospiz mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. Dies soll auch in der geplanten Erweiterung so werden.
Foto: Thomas Klitzsch