Holzwerk in Oranienbaum Holzwerk in Oranienbaum: Dessauer Firma lässt Schandfleck verschwinden

Oranienbaum - Die Real-Bau Dessau GmbH will die Entwicklung auf dem Gelände des einstigen Holzwerks in Oranienbaum forcieren. Laut Geschäftsführer Karl-Wilhelm Geissel seien inzwischen mit verschiedenen Gläubigern - zu ihnen gehören die Bayrische Beamten Lebensversicherung und der Wasserzweckverband Oranienbaum-Wörlitz-Vockerode - Übereinkommen erzielt worden, die zu einem sauberen Grundbuch-Eintrag führten. Für diesen „Ankauf“ der Verbindlichkeiten sei ein höherer sechsstelliger Betrag geflossen.
Eigentümerwechsel noch 2016
Vorgesehen ist, den endgültigen Eigentümerwechsel über einen gerichtlich bestätigten Notgeschäftsführer zu tätigen. Dieser könne als berechtigter Verkäufer auftreten. Der Preis für die zwei Flurstücke - insgesamt sind sie knapp 60.000 Quadratmeter groß - richte sich nach den Angaben eines Verkehrswertgutachtens, das inzwischen in Auftrag gegeben worden sei, informierte Geissel. Der Dessauer Geschäftsmann rechnet damit, das Verfahren im zweiten Halbjahr 2016 abschließen zu können.
Die Real-Bau Dessau GmbH hat bei der Entwicklung von Baugebieten seit Jahren Erfahrungen. In Oranienbaum-Wörlitz trat sie zum Beispiel im Ortsteil Kakau in Erscheinung. In Dessau-Roßlau kümmerte sie sich um das Garnisonsgelände Roßlau.
Die Gespräche über Veränderungen auf der Fläche des Ex-Holzwerkes Oranienbaum begannen Anfang vorigen Jahres. In diesen habe er herausgestrichen, so Karl-Wilhelm Geissel, dass es Sinn mache, den aktuell stillgelegten Einkaufsmarkt am Krähenberg zu reaktivieren. Er könnte eine Zufahrt von der Dessauer Straße erhalten. (ab)
Die aktuell noch vorhandene Bebauung wird komplett verschwinden. Allein die Abrisskosten bewegen sich zwischen 700.000 und 800.000 Euro. „Nichts von der Substanz ist erhaltenswürdig. Die Gebäude sind alle völlig marode und zum Teil akut einsturzgefährdet“, sagte Geissel. Wenn aus Magdeburg der Bescheid der Landesanstalt für Altlastenfreistellung vorliege, könne „größeres Gerät“ zum Abbruch eingesetzt werden. „Es ist ein vollständiger Rückbau vorgesehen.“ Das gelte auch für die anliegenden Medien.
Viertel für Firmengründer geplant
Zwei Stichstraßen - für deren Unterbau eventuell zerkleinertes Abbruchmaterial in Frage kommt - sollen zwei unterschiedliche Areale erschließen. Im östlichen Bereich schwebt dem Projektentwickler unter der Arbeitsüberschrift „Holländer-Viertel“ eine Mischung von leichtem Gewerbe und Wohnungen vor. Die Grundstücke sind zwischen 1.200 und 2.000 Quadratmeter groß. „Das ist der ideale Platz für Firmengründer, die Arbeitsplätze schaffen möchten“, findet Geissel. Im Westen schließt sich ein kleinteiligeres reines Wohngebiet an. Dort sind bis zu 30 Häuser vorstellbar.
„Wir gehen von einer Erschließung mit eigenem Gerät und eigenen Mitarbeitern aus und streben die Vermarktung bis zur schlüsselfertigen Übergabe an“, berichtete Geissel, der sich einen langen Atem verordnet hat. „Das bekommt man nicht in drei Jahren verkauft. Da muss man sieben Jahre dazurechnen. Und obwohl es wie eine zählebige Angelegenheit erscheinen mag, ist die Vorgabe eine sportliche Sache.“
Mut notwendig
Wenn man jetzt aber nicht den erforderlichen Mut aufbringe, ist der Dessauer überzeugt, würde das frühere Holzwerk wahrscheinlich „für die nächsten fünf Generationen ein Schandfleck“ bleiben. „Dass das Umfeld passt, hat mich aber bewogen, mich dem Problem zu nähern. Es gibt eine gute Verbindung zur Autobahn. Der Dessora-Industriepark, wo die Entwicklung ebenfalls noch nicht abgeschlossen ist, ist nahe. Und das Dessau-Wörlitzer Gartenreich bietet das entsprechende Erholungspotenzial“, begründet Karl-Wilhelm Geissel sein Engagement. (mz)