Hilfe aus Wittenberg Hilfe aus Wittenberg: Johanniter zurück aus Mosambik

Beira/Wittenberg - Tropische Hitze, traumatisierte und verletzte Menschen in einer zerstörten Region. Das fand der Notfallsanitäter Christian Gatniejewski aus Bad Schmiedeberg bei seinem Auslandseinsatz in Mosambik vor. Der Zyklon Idai hatte das ostafrikanische Land Mitte März heimgesucht und großflächige Überflutungen verursacht.
Hunderte Menschen starben, Hunderttausende wurden über Nacht obdachlos. Die Johanniter entsandten im April ein medizinisches Team, das im Ort Grudja, etwa 150 Kilometer westlich der Großstadt Beira, Hilfe leisten sollte. Dabei war auch der Johanniter-Notfallsanitäter Christian Gatniejewski, der bereits an mehreren Auslandseinsätzen nach Naturkatastrophen, etwa in Nepal und auf den Philippinen, beteiligt war.
„Wir haben eine Region vorgefunden, die bislang nur mit Nahrungspaketen aus der Luft versorgt worden war. Es gab also keine medizinische Versorgung“, sagt der 49-jährige Bad Schmiedeberger, der nun seit einer guten Woche wieder zu Hause ist. Das Wasser war in der Region um die Großstadt Beira etwa zwei Meter hoch gestiegen und hatte die Lehmhäuser der Bevölkerung meist völlig zerstört.
„Die Menschen retteten sich auf die Dächer der befestigten Häuser, der Schulen und Sanitätshäuser“, erzählt Gatniejewski. Dort mussten viele Tage lang verharren. Als das Hilfsteam eintraf, war das Wasser abgelaufen, die Zerstörung geblieben. Während sich in der Großstadt Beira dank zahlreicher Arbeitskräfte schon wieder eine relative Normalität eingestellt hatte, blieb auf dem Land vieles in Trümmern.
Das 16-köpfige Johanniterteam war mit einer Chartermaschine und zehn Tonnen Material angereist. Unterstützt wurde die Hilfsaktion durch Spenden und seitens der EU. Nach der Landung in Beira waren die Helfer mit drei Lastwagen nach Grudja aufgebrochen und hatten dort neben dem von den Fluten zerstörten Gesundheitszentrum der Region ein provisorisches Lager und ein behelfsmäßiges Behandlungszentrum errichtet.
50 bis 80 Menschen hätten am Anfang vor der Tür gestanden, nach wenigen Tagen waren es über 140, dann 200 und inzwischen - so heißt es aus der Pressestelle der Johanniter in Berlin - stünden an manchen Tagen gar 300 Menschen bei 40 Grad vor der medizinischen Station, die inzwischen von einem zweiten Team betreut wird, nachdem Gatniejewskis Gruppe vor gut einer Woche abgereist ist.
„Der Ausbruch der Cholera war in der Region nicht so schlimm wie befürchtet“, sagt Christian Gatniejewski. Die Menschen plagten aber Malaria und Infektionskrankheiten, ausgelöst durch die Hitze gepaart mit der Feuchtigkeit.
Besonders im Gedächtnis geblieben ist dem Notfallsanitäter die Geschichte einer Frau und ihrer Familie. Die Mosambikanerin hatte sich mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern auf einen Baum gerettet, als die Fluten nahten. Drei Tage lang, so habe sie in der medizinischen Station der Johanniter berichtet, hätten sie dort auf Hilfe gewartet.
Bevor die kam, sei der Baum umgestürzt. Ihr fünf Kinder seien ertrunken, nur knapp hätten sie und ihr Mann sich auf ein Dach in der Nähe retten können. „Wenn wir solche Geschichten hören, stehen wir hilflos da und können nur zuhören“, sagt Christian Gatniejewski.
Nimmt er etwas davon mit in seinen Arbeitsalltag in Deutschland? „Eine große Zahl der Notfalleinsätze in westlichen Ländern sind Lappalien. Wenn man das mit der wirklichen Not der Menschen dort vergleicht, mache ich mir manchmal Gedanken darüber, ob in einer zusammenwachsenden Welt ganze Länder und Kontinente so abgehängt werden sollten.“
(mz)