Heimatverein in Söllichau Heimatverein in Söllichau: Brautkleid und Glocke

Söllichau - Eigentlich hätten die 21 engagierten Mitglieder des Söllichauer Heimatvereins allen Grund zum Feiern, denn in diesem Monat begehen sie ihr zehnjähriges Bestehen. Doch eine gebührende Veranstaltung kann es coronabedingt nicht geben. So hoffen die Heimatfreunde, dies zu einem späteren Zeitpunkt nachholen zu können.
Auch wenn allgemein das Vereinsleben, wie in allen anderen Orten auch, nahezu zum Erliegen gekommen ist, sind die Söllichauer nicht ganz untätig. Hinter den Kulissen laufen einige Aktivitäten, insbesondere im Zusammenhang mit der Heimatstube, die sich in der Alten Schule in unmittelbarer Nähe zur Kirche befindet. „Hier gibt es im Bereich Pflege und Erhaltung immer wieder was zu tun“, erklärt Jürgen Kristin und verweist auf die sehenswerte Dauerausstellung in fünf Räumen.
Es wird immer mehr
„Die Heimatstube wurde im Frühling 2002 eröffnet und über viele Jahre liebevoll eingerichtet“, erklärt der Vereinsvorsitzende weiter. Immer wieder kommen neue Exponate hinzu, so dass die Ausstellung fortführend vervollständigt wird. In zahlreichen Vitrinen und Regalen sind archäologische Funde, alte Münzen, Hausrat, Werkzeug, historische Fotos und Zeitdokumente zu bewundern. Der Blick in die Küche mit nostalgischer Einrichtung und gefüllt mit Töpfen, Geschirr sowie allerlei Utensilien entzückt ebenso wie der Blick in die gute alte Stube.
In einem anderen Raum des markanten Söllichauer Fachwerkgebäudes, das um 1800 errichtet wurde, steht altes Handwerk im Vordergrund. Hier zeigt Jürgen Kristin mit ein wenig Stolz auf die einstigen Gebrauchsgegenstände der Schuhmacherwerkstatt Thiele und die der ehemaligen Söllichauer Buchbinderei Müller.
Letztere war noch bis vor rund vier Jahren in Betrieb. Neben der Überarbeitung der Dauerausstellung, die in coronafreien Zeiten zwei Mal im Monat kostenfrei besichtigt werden kann, werden regelmäßig neue Sonderausstellungen erarbeitet. Themen waren beispielsweise „Die Lehmhäuser von Söllichau“, „80 Jahre Siedlung Söllichau“, „Reformation in Söllichau“ und „Söllichauer Vereine einst und jetzt“.
Im vergangenen Jahr wurden in einem kurzen Zeitfenster, in dem die Öffnung des Minimuseums möglich war, Interessierten Einschulungsfotos zurückliegender Jahrzehnte aus den ehemaligen Schulen präsentiert.
Für die Zeit nach den Coronabeschränkungen „arbeiten wir an einer Sonderausstellung mit alten und neuen Ansichten unseres Dorfes“, verrät Petra Kristin. Zudem erarbeiten einige Mitglieder interessante Vorträge, insbesondere im Bereich von Heimatpflege und Heimatkunde, fügt die Vereinsfreundin und Ortschronistin von Söllichau hinzu.
Themen sind beispielsweise „Geheimnisse am Wegesrand“, „Archäologische Spurensuche“, „Ortswüstungen um Söllichau“, „Alte Gebäude erzählen“, „Unser Wald im Klimastress“. „Nach dem Erfolg des ersten eigenen Backbuchs ,Söllichauer Gaumenschmaus’ möchte unser Verein bald einen zweiten Teil, dann mit Kochrezepten herausgeben“, erzählt Petra Kristin.
Bank und Vogelbaum
Doch auch im Dorf wird mit angepackt. So stehen der Wiederaufbau der Rundbank um die alte Eiche, die Restaurierung der historischen Grabstele von Förster Pflug und die Instandsetzung des Vogelbaums am Röhrkasten „Zum Brunnen“ auf der Agenda und wurde zum Teil bereits umgesetzt.
Vor zehn Jahren mit elf Männern und Frauen gegründet, konnte die Mitgliederzahl des Vereins bis heute fast verdoppelt werden. „Das kulturelle Leben im Dorf zu fördern, sehen wir ebenso als unsere Aufgabe, wie die Erforschung der Heimatgeschichte sowie die Bewahrung alter Bräuche und Traditionen“, weiß die Ortschronistin. In normaleren Zeiten könnte es ihrer Meinung nach auch wieder zum „Tag des offenen Gartens in Söllichau“ kommen.
Und, wenn die Heimatstube wieder öffnen darf, können sich die Gäste über ein neu erworbenes Ausstellungsstück freuen. Dabei handelt es sich um eine alte Gemeindedienerglocke - und für das Brautkleid von 1900 wird gerade ein Schleier angefertigt, um es an einer Schaufensterpuppe zu zeigen.
Wie Jürgen Kristin bemerkt, werde zum regen Wissens- und Gedankenaustausch Kontakt zu mehreren Heimatvereinen der Region gehalten. So gibt es in coronafreien Zeiten Treffen mit Gleichgesinnten aus Meuro, Burgkemnitz, Dabrun, Bad Schmiedeberg und Radis sowie mit Akteuren der nordsächsischen Heimatscheune in Hohenprießnitz. (mz)