1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Wittenberg
  6. >
  7. Handball TuS 1947 Radis: Handball TuS 1947 Radis: Keine Katerstimmung nach Oberliga-Absage

Handball TuS 1947 Radis Handball TuS 1947 Radis: Keine Katerstimmung nach Oberliga-Absage

Von Thomas Tominski 09.03.2017, 11:16
Stephan Blechschmidt (am Ball) und Patrick Heddrich (rechts) werden die erste Mannschaft von TuS 1947 als Trainer-Duo durch die nächste Saison führen. Nach dem freiwilligen Abstieg aus der Oberliga gehen die Radiser dann in der Sachsen-Anhalt-Liga auf Punktejagd.
Stephan Blechschmidt (am Ball) und Patrick Heddrich (rechts) werden die erste Mannschaft von TuS 1947 als Trainer-Duo durch die nächste Saison führen. Nach dem freiwilligen Abstieg aus der Oberliga gehen die Radiser dann in der Sachsen-Anhalt-Liga auf Punktejagd. Archiv/Thomas Klitzsch

Wittenberg - „Es schmerzt“, sagt Wolfhard Mensch und fügt an, dass die Entscheidung das Endergebnis eines langen Prozesses ist. Nach intensiven Beratungen mit dem Wirtschaftsbeirat hat sich der Vorstand von TuS 1947 Radis entschlossen, aus wirtschaftlichen Gründen die Reißleine zu ziehen.

Die erste Mannschaft steigt nach der Saison 2016/17 freiwillig aus der Oberliga ab und geht nach der Sommerpause in der Sachsen-Anhalt-Liga auf Punktejagd, die Reserve-Teams spielen nach jetzigem Stand der Dinge in der Anhaltliga. Präsident Mensch erzählt, dass er inzwischen den ersten Schock überwunden hat.

„Ich bin Realist“, meint er und erzählt, dass dem Verein etwa 40 Prozent der jetzigen Gelder künftig nicht mehr zur Verfügung stehen. Radis habe sich in den vergangenen Jahren den Status Handball-Leuchtturm im Landkreis erarbeitet, doch es sei stets ein Kraftakt gewesen. „Ich habe mich oft gefragt: Ist die Oberliga für einen kleinen Ort wie Radis nicht eine Nummer zu groß?“, so der Vorsitzende, der rückblickend von sieben tollen Jahren in der vierten Liga spricht.

Marcus Pesth, Vizepräsident vom Oberliga-Rivalen HG Köthen, findet den Rückzug von Radis sehr schade. „Vor allem für die Region ist das ärgerlich. Aber auch für TuS Radis selbst, denn der Verein hat in den vergangenen Jahren eine sehr gute Arbeit geleistet und immer oben mitgespielt.“ Für die HG bedeutet der Rückzug auch, dass „zwei Spiele in der Saison wegfallen, bei dem beide Vereine immer mit vielen Fans rechnen konnten“.

Bei der HG 85 sieht es für die kommende Saison gut aus. „Wir planen schon längerfristig für die 3. Liga“, verrät der Vizepräsident. Das Ziel in der Serie 2017/18 heißt Aufstieg.

Mensch geht davon aus, dass sich nach dem Rückzug der „Ersten“ aus der Oberliga vieles verändern wird. Das Gesicht der Mannschaft, die Fankultur. Ob es für die Anhänger noch so reizvoll ist, die Mannschaft zu Auswärtsspielen in der Sachsen-Anhalt-Liga zu begleiten, bleibt abzuwarten. „Wir planen in der nächsten Saison mit einem Kader von 14 bis 16 Spielern“, wirft der TuS-Chef einen Blick voraus.

Er kann sich gut vorstellen, dass Handballer aus der Region künftig ihr Glück in Radis versuchen wollen, zudem werden Nachwuchs-Spieler mit Perspektive in das Team integriert. „Wir wollen konkurrenzfähig bleiben“, erklärt er. Deshalb sei auch der Rückzug der „Zweiten“ (nach der Saison) ein logischer Schritt, um den Verein langfristig am Laufen zu halten.

Mensch ist überzeugt, dass die Sachsen-Anhalt-Liga „kein Selbstläufer“ wird. Die neue Mannschaft muss sich erst finden, viele Gegner sind unbekannt. „Spieler und Teams tragen die Entscheidung des Vorstands mit. Negative Äußerungen habe ich bisher noch nicht gehört“, so der TuS-Chef.

Betreut wird die „Erste“ auch in der Saison 2017/18 vom Trainerduo Patrick Heddrich und Stephan Blechschmidt. Heddrich betont, dass die Bekanntgabe seitens der Vereinsführung bei ihm keine Schockstarre ausgelöst hat. „Es hat sich angebahnt. Ich bin schon ein paar Jahre hier und habe mich oft gefragt, wie lange kann der Verein diesen finanziellen Kraftakt noch schultern?“

Der Coach betont, dass sich jeder Spieler Gedanken über seine Zukunft macht, Gespräche mit der Vereinsführung aber noch nicht stattgefunden haben. Heddrich hat seinen Schützlingen ein Versprechen abgefordert. „Wir wollen die Saison ordentlich zu Ende spielen. Mit der Mischung aus Zuckerbrot und Peitsche werde ich die Jungs motivieren.“

Der freiwillige Abstieg ist für ihn kein sportliches Fiasko sondern eher der Aufbruch in ein neues Abenteuer. „Es wird andere Derbys geben. Darauf freue ich mich schon.“ (mz)