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Handball Handball: Derby-Sprüche unerwünscht

Von Marcus Bräuer 04.01.2016, 08:42
Ralf Stojan zeigte beim Spiel gegen Oebisfelde auch Abschlussqualitäten.
Ralf Stojan zeigte beim Spiel gegen Oebisfelde auch Abschlussqualitäten. Archiv/thomas klitzsch Lizenz

Dessau - Stolz wie Bolle kommt Ralf Stojan die Tür zur Redaktion herein. Der 39-Jährige ist auf Heimatbesuch in Dessau. Als er am 20. Dezember in den Flieger stieg, wusste er schon, dass er ein neues Familienmitglied würde begrüßen können. Sohn Arne Justus Stojan erblickte am 19. Dezember das Licht der Welt. Es ist das zweite Kind von Ralf und Janet Stojan, Tochter Sontje ist sieben Jahre alt. Ralf Stojan konnte diesmal nicht bei der Geburt dabei sein. Der Geburtstermin war eigentlich für Anfang Januar ausgerechnet, aber das interessierte den kleinen Arne nicht. Sein Papa hatte an diesem Sonnabend noch ein Spiel. Stojan ist seit Sommer Trainer beim BSV Stans in der ersten Schweizer Frauen-Liga. Es gab eine 21:33-Niederlage gegen den Tabellenführer LC Brühl. „Aber wir haben uns gut geschlagen“, sagt Stojan dennoch. Dass er einmal Trainer in der Premium League 1 werden würde, erstaunt ihn selbst. „Ein Jahr wollte ich Trainer sein“, erinnert er sich zurück. Damals, in der Saison 2011/12, übernahm er das Amt des Spielertrainers der HG 85 Köthen. Ein weiteres Jahr blieb er dort, es folgten zwei Jahre beim TuS Radis. Im Sommer 2015 war eigentlich alles fix für eine Rückkehr nach Köthen. Doch dann kam das Angebot aus der Schweiz. „Ich habe die Möglichkeit bekommen, dort zu arbeiten, und dann kam noch das Trainerangebot dazu“, erzählt Stojan. Eine Chance, die er sich nicht entgehen lassen wollte.

Am 23. Januar steigt die von Ralf Stojan trainierte Frauen-Mannschaft mit der Auswärtspartie bei Rot-Weiß Thun wieder in den Spielbetrieb ein. Das Team aus Stans steht aktuell auf dem sechsten Platz. Neben dem Coach verpflichteten die Verantwortlichen beim BSV vor der Saison noch das dänische Rückraum-Talent Mathilde Steenholt Sørensen. Die 18-Jährige hat in diversen Auswahl-Teams Dänemarks gespielt. Bis zum Mai 2015 war Stojan noch Spielertrainer von Oberligist TuS Radis, der jetzt von Steffen Fischer gecoacht wird.

Er arbeitet bei einem Sponsor des Vereins in der Buchhaltung, vier Mal pro Woche trainiert er die Frauen des BSV Stans. Das erste halbe Jahr war schön, aber nicht einfach. Seine Familie war in Deutschland geblieben, nur kurze Besuche waren möglich. „Die Tochter nicht da, meine Frau schwanger, das war schwer“, erzählt er. Es ist aber nicht nur aus privaten Gründen eine Herausforderung, sondern auch aus sportlichen. „Ich musste meine lockere Art ein wenig umstellen“, sagt Stojan. Derbe Sprüche, wie sie unter Männern üblich sind, stoßen bei Frauen auf sensible Ohren.

Er hat sich in sein neues Leben in der Schweiz reingefuchst. Stans ist ein kleiner Ort, unweit von Luzern. Viele junge Familien haben sich dort niedergelassen. „Die Menschen hier sind alle sehr freundlich und entspannt“, sagt Stojan. Im Verein hat er Unterstützung, ein Co-Trainer und ein Torwart-Trainer helfen ihm. Als klarer Absteiger wurde Stans vor der Saison gehandelt, 2014/15 hielt man nur die Klasse, weil eine andere Mannschaft zurückzog. Unter Stojan hat der BSV nun schon doppelt so viele Punkte geholt, wie in der gesamten letzten Saison. „Wenn wir die Klasse halten, dann wäre das eine Sensation“, sagt er. Vor wenigen Wochen verlängerte er seinen Vertrag beim BSV bis 2017. Im März oder April will er seine Familie zu sich holen und 2016 den A-Schein machen. (mz)