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Gesundheit im Landkreis Wittenberg Gesundheit im Landkreis Wittenberg: Nitrat-Gefahr aus dem Boden?

Von Marcel Duclaud 04.09.2018, 09:34
Reagenzgläser werden mit einer Pipette befüllt
Reagenzgläser werden mit einer Pipette befüllt Symbolfoto/CC0

Wittenberg - Der Umweltverband VSR Gewässerschutz schlägt Alarm. Im Grundwasser im Raum Bad Düben, zu dem auch Gräfenhainichen und Bad Schmiedeberg gezählt werden, seien viel zu hohe Nitratwerte ermittelt worden. Basis der Besorgnis erregenden Aussage sind Brunnenwasserproben, die im Juli abgegeben und untersucht worden waren. Der Verband aus Geldern, ein Zusammenschluss mehrerer Bürgerinitiativen, tourt mit einem Labormobil durch die Lande und bietet verschiedene Wasser-Analysen an.

Beunruhigendes Ergebnis

Das Ergebnis im Raum Bad Düben sei beunruhigend: „In jeder vierten untersuchten Probe lag die Nitratkonzentration oberhalb des Grenzwertes der deutschen Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter“, schreibt Sprecher Harald Gülzow in einer Presseinformation. Die Rede ist von insgesamt 86 Wasserproben aus privat genutzten Brunnen, die bei dem Termin in der Dübener Heide untersucht worden sind. Höchster gemessener Nitratwert: 213 Milligramm pro Liter, der Brunnen steht im sächsischen Jesewitz.

In Söllichau hat es ein Brunnen auf 101 Milligramm gebracht. Derart belastetes Wasser ist eindeutig nicht mehr zum Trinken geeignet. Es sollte aber auch nicht etwa zum Befüllen von Fischteichen genutzt werden, warnt der Umweltverband. Die Gefahr: Algen vermehren sich und abgestorbene Pflanzen können zu einem Fischsterben führen. Beim Bewässern muss darauf geachtet werden, dass Nitrat zu einer zusätzlichen Düngung führt.

Gülzow weist darauf hin, dass intensive Landwirtschaft ein Grund für die hohe Nitratbelastung sei, er plädiert daher für zunehmende ökologische Bewirtschaftung und rät den Verpächtern von Land, darauf zu achten. Ökologischer Landbau müsse gefördert werden, eben auch wegen der Qualität des Wassers.

Im Wittenberger Gesundheitsamt hält sich die Aufregung angesichts der hohen Nitratwerte, die der Umweltverband meldet, in Grenzen. Das Trinkwasser der zentralen Versorger sei absolut unbedenklich, die Werte „unauffällig“. Es werde aus tiefen Brunnen oder aus Ufer-Filtrat gewonnen. Bei den Hausbrunnen liege die Sache ein bisschen anders, räumt Fachdienstleiter Michael Hable ein. Die sind häufig flach, „niedrige grundwasserführende Schichten“ würden genutzt - und da könne es in der Tat schnell zu erhöhten Nitratwerten kommen.

Nicht ganz billig

Hausbrunnen werden oft lediglich zum Bewässern genutzt. In einigen Fällen aber auch zur Trinkwasser-Gewinnung. Ist das der Fall, müssen sie beim Fachdienst Gesundheit angemeldet werden. Dass dies oft unterbleibt, weiß der Amtsarzt. Denn die nötigen regelmäßigen Analysen kosten Geld. Einige hundert Euro kämen über einen Zeitraum von fünf Jahren schon zusammen. Und sind die Grenzwerte überschritten bei den Trinkwasser-Hausbrunnen, dann muss etwas geschehen. Filter können zum Beispiel helfen. Aber auch die kosten Geld.

Wie viele Hausbrunnen im Landkreis tatsächlich für die Trinkwasserversorgung genutzt werden, weiß niemand ganz genau. Die Wittenberger Behörde überwacht zurzeit etwa 50 Brunnen, bei denen die Werte in Ordnung seien. Dass die Dunkelziffer nicht ganz klein sein dürfte, davon geht Hable aus. Er sagt zudem, dass es eine Ordnungswidrigkeit ist, einen Trinkwasser-Hausbrunnen nicht anzumelden.

Bei Babys gefährlich

Zu viel Nitrat ist der Gesundheit nicht zuträglich. Auch darauf macht der Amtsarzt aufmerksam. Gerade bei Säuglingen muss darauf geachtet werden, dass die Werte nicht erhöht sind, sonst drohen Vergiftungen. Die Landwirtschaft nimmt er hingegen in Schutz. Die Auflagen seien inzwischen hoch, ausgebracht werden dürfe nur, was Pflanzen tatsächlich aufnehmen. Allerdings sind die Altlasten ein Problem.

(mz)