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Geschichte rund um Annaburg Geschichte rund um Annaburg: Denkmal für Friedrich soll umziehen

Von Frank Grommisch 12.12.2017, 08:48
Das Denkmal für Friedrich den Weisen abseits von Annaburg
Das Denkmal für Friedrich den Weisen abseits von Annaburg F. Grommisch

Annaburg - Obwohl sich aus Anlass von 500 Jahren Reformation mehr Leute für die Ereignisse im Jahre 1517 und danach interessierten, die Besucher zum Denkmal des Beschützers der Reformation, Friedrichs des Weisen, lassen sich wohl an zwei Händen abzählen.

Sein Standort in der Nähe von Gertrudshof, „Schlösschen“ wird das Areal genannt, ist sehr abgelegen und somit für einen Abstecher von Touristen nicht attraktiv. Wer tatsächlich den Weg dorthin einschlug, kapitulierte möglicherweise angesichts zerfahrener landwirtschaftlicher Wege und des nicht zu vermeidenden Fußmarsches über einen bewirtschafteten Acker zu einer Baumgruppe, in der das Denkmal steht.

Irrige Annahme

Die Inschrift auf der Erinnerungsstätte lautet „Hier starb in seinem Schloße Lochau am 5. Mai 1525 Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen.“ Doch korrekt ist das nicht. Wie es zu der irrigen Annahme kam, dass sich hier einst das Schloss Lochau befand, ist nicht bekannt. Anzunehmen ist, erläuterte Wolfgang Donath, Vorsitzender des Annaburger Vereins für Heimatgeschichte und Denkmalpflege, dass sich hier ein Jagdhaus von Friedrich dem Weisen befand, in dem er seinen letzten Lebenstag verbracht haben könnte.

Das einstige Schloss Lochau habe sich dort befunden, wo später Kurfürst August I. von Sachsen und Kurfürstin Anna bauen ließen und das Wahrzeichen von Annaburg entstand. So sind es vor allem die Argumente, dass dieses Denkmal am falschen und zudem schwer erreichbaren Ort im Jahre 1880 errichtet wurde, die ins Feld geführt werden, um es zu versetzen.

Friedrich der Weise wurde 1463 in Torgau geboren und starb 1525 in Lochau, dem heutigen Annaburg. Durch die Weigerung des Kurfürsten, das 1518 von Rom gefällte Ketzerurteil gegen Luther anzuerkennen, die Zusicherung freien Geleits für Luther zum Reichstag zu Worms und seine Unterbringung auf der Wartburg nach der Ächtung entstand ein offener Interessenkonflikt zwischen dem sächsischen Kurfürsten und der römischen Kurie bzw. dem Kaiser. Diese beharrliche Entschlossenheit, aber auch seine Abneigung, kriegerisch in Konflikte einzugreifen, mit der der Wettiner seine nach Ausgleich strebende politische Grundeinstellung umsetzte, trugen ihm den Beinamen Friedrich der Weise ein.

In der Stadt selbst würde es mehr Aufmerksamkeit finden und es könnte besser gepflegt werden, führte Ortsbürgermeister Stefan Schmidt (Freie Wählergemeinschaft) als Gründe an. Der Verein für Heimatgeschichte und Denkmalpflege unterstützt das. Wolfgang Donath hat in den Ortschaftsrat einen Vorschlag für den künftigen Standort eingebracht. An Friedrich den Weisen könnte auf dem Areal zwischen Hinterschloss und Grundschule erinnert werden.

Genehmigung erforderlich

Auch wenn die Annaburger sich bereits einig sind, für einen Denkmal-Umzug wird die Genehmigung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie benötigt. Was die Behörde dazu meint, soll ergründet werden. Beim jetzigen Standort handele es sich um ein Bodendenkmal, so Wolfgang Donath.

Das Gelände bei Gertrudshof sei bereits vor 3.500 bis 4.000 Jahren besiedelt worden. Stefan Schmidt ist der Ansicht, dass es keine gute Option sei, das Denkmal zu verstecken. „Es macht Sinn, das Projekt weiter zu verfolgen.“ (mz)