Generationswechsel in Zahna Generationswechsel in Zahna: Eine Instanz geht von Bord

Zahna - Die Stadt Zahna-Elster hat einen neuen Ordnungsamtschef: Am 1. Oktober hat Matthias Kruschke offiziell die Nachfolge von Werner Karius angetreten. Für den 63-Jährigen endet in diesen Tagen das Berufsleben - 28 Jahre davon war er in der Kommunalverwaltung tätig. Mit ihm geht eine Instanz von Bord.
Was eine Ära werden sollte, begann 1990 mit den ersten freien Kommunalwahlen in der DDR. In Straach war Werner Karius, seinerzeit Schlosser mit Abitur und dreifacher Familienvater, mit CDU-Mandat für den Gemeinderat angetreten. Als Nachrücker erhielt er einen der beiden Sitze und wurde aus dem Gemeinderat zum Bürgermeister gewählt.
Alle Wandel mitgemacht
Die Eigenständigkeit der Gemeinde währte nur noch vier Jahre. 1994 wurde die Verwaltungsgemeinschaft (VG) Südfläming mit Sitz in Nudersdorf gegründet, die Karius zehn Jahre lang leitete und ab 2005 überleitete in die VG Elbaue-Fläming, zu der neben den Orten der heutigen Stadt Zahna-Elster zunächst noch Abtsdorf, Mochau, Boßdorf, Straach, Kropstädt (heute Wittenberg) sowie Seyda, Naundorf bei Seyda, Klöden und Schützberg (heute Jessen) gehörten.
Und auch diese von ihr selbst vorgegebene „Konstruktion“ löste die Landesregierung nur vier Jahre später mit dem Gesetz über die Bildung von Einheitsgemeinden auf. Als Leiter des Ordnungsamtes der VG war Werner Karius für die damit verbundenen Bürgeranhörungen zuständig, die die Landespolitik ebenfalls verordnet hatte, ohne sich an die Ergebnisse gebunden zu sehen.
In dieser „verwirrenden Zeit“, wie Karius sagt, gab es Momente, wo er am liebsten hingeschmissen hätte. Seine Mitarbeiter aus den ehemaligen VG in die neuen Verwaltungen zu integrieren, habe er sich immer zu einem persönlichen Anliegen gemacht. „Das war nicht immer einfach, da ist manche Träne geflossen.“ Rückblickend auf die 28 Jahre sagt er aber: „Ich bin froh, dass ich das machen konnte. Schlosser ist zwar ein schöner Beruf, aber ich wollte immer meinen Horizont erweitern.“ Befragt nach seiner Sternstunde in diesen Jahren nennt er „die Zusammenarbeit mit meinem Team hier im Ordnungsamt“. Er sei immer gern ins Rathaus gegangen.
In den zurückliegenden zwei Wochen ist es in seinem kleinen Büro - der Ordnungsamtschef residiert im Hinterzimmer der ihm unterstellten Meldebehörde im Zahnaer Rathaus - noch enger geworden. Karius hat seinen Nachfolger eingearbeitet. Neuling in einer Stadtverwaltung ist Mathias Kruschke nicht. Der 42-Jährige, der sein Abitur am Pretzscher Heidegymnasium gemacht hat, war zuvor fast 20 Jahre im Bad Schmiedeberger Rathaus tätig.
„Ich habe dort verschiedene Bereiche durchlaufen“, sagt er. In der Region bekannt ist Kruschke als Stadtführer in der Lutherstadt Wittenberg, er ist dort Vorsitzender der Gästeführervereinigung.
Von der Größe her ähneln sich Bad Schmiedeberg und Zahna-Elster. Aber sein neues Zuständigkeitsgebiet sei ihm noch fremd, „ich hatte bisher keinen Bezug dazu“. In dem Job sei es wohl besser, eine Distanz zwischen Wohn- und Arbeitsort zu haben, meint der Wittenberger, und Verwaltungsprofi Werner Karius stimmt dem zu: „Man macht sich in dem Amt nicht nur Freunde, wenn man sich über bestimmte Dinge mit Menschen auseinandersetzen muss.“
Mathias Kruschke freut sich über die Möglichkeit, sich beruflich weiterentwickeln zu können. „Vor fünf Jahren habe ich solche Chancen hier noch nicht gesehen.“ Der Generationswechsel macht sich jetzt bemerkbar. „Es ist eine spannende Aufgabe mit einem umfangreichen Arbeitsgebiet, von Friedhof bis Feuerwehr. Und Herr Karius hat das alles super strukturiert.“
„Er ist immer vorneweg, sogar auf der Rathaustreppe überholt er mich noch“, sagt Kruschke über seinen Amtsvorgänger, der - obwohl agil und drahtig wirkend - von sich behauptet, unsportlich und ein Bewegungsmuffel zu sein. Das soll sich im Ruhestand ändern. „Ich muss mehr für meine Gesundheit tun“, sagt Karius. Zwar biete sein Grundstück in Straach genug Bewegung, aber eben nicht den Ausgleich für sitzende Tätigkeit.
Mehr Zeit für die Enkel
„Ich freue mich auf den Ruhestand“, so der 63-Jährige. Als nächstes stünden Umbauarbeiten am Gehöft an, „dann will ich mit meiner Frau etwas mehr verreisen als bisher“. Und nicht zuletzt sollen auch die Enkel mehr von ihren Großeltern haben. (mz)