Fußball-Verbandsliga Fußball-Verbandsliga Piesteritz und Bitterfeld-Wolfen trennen sich torlos

Wolfen - Es ist das Bild des Samstagsnachmittags im Wolfener Jahnstadion: Der Piesteritzer Übungsleiter Heiko Wiesegart eilt sofort nach dem Abpfiff auf seinen Torwart zu und umarmt ihn.
„Ich bin ganz schön kaputt. Schließlich bin ich fast 38“, sagt der Keeper, der eigentlich zum Trainerstab - „Es macht Spaß, mit der Mannschaft zu spielen“ - gehört und für den gesperrten Marvin Kleinschmidt ins Gehäuse muss. Der erfahrene Schlussmann sichert im Derby praktisch in der letzten Sekunde das torlose Remis in der Fußball-Verbandsliga für den FC Grün-Weiß gegen Bitterfeld-Wolfen.
Zu weit vorgelegt
Ausgerechnet der Ex-Piesteritzer Tim Hebsacker hat im Duell Mann gegen Mann die Chance, für den Sieg der Gastgeber zu sorgen. Aber Lindemann bleibt der Sieger (90. Minute). „Tim ist eben auch nicht mehr der Jüngste. Er hat sich den Ball zu weit vorgelegt“, erklärt der Torwart. „Mist!“, kommentiert dagegen der Kontrahent. „Ich habe zu lange überlegt, als gleich zu schießen“, sieht es der 32-jährige Hebsacker.
Die Szene ist der letzte Höhepunkt in einer umkämpften, aber fairen Partie. Die Kicker kennen sich sehr gut. Die Platzherren bieten mit Hebsacker, Robert Römer und Dawid Ambroziak gleich drei ehemalige Kicker aus dem Volkspark auf. Die Gäste setzen als Abwehrchef auf den Ex-Bitterfelder Richard Held. „Ob wir seine Schwächen kennen? Zu gut“, sagt Rico Röthling vor der Begegnung. „Und wir wollen uns am Ende vom alten Kollegen nicht auslachen lassen, sondern diejenigen sein, die lachen und ordentlich feiern“, so der Verteidiger.
Es geht schon wieder los. Wie im Vorjahr wird spekuliert: Dürfen zwei Teams aus der Fußball-Verbandsliga in die Oberliga aufsteigen? Gemeldet für Liga fünf haben Merseburg 99, Imo Merseburg, Stendal, Arnstedt und Ammendorf. Das direkte Aufstiegsrecht hat aber nur der Meister. Möglicherweise darf auch der Vize aufrücken, weil aus Thüringen kein Team gemeldet hat.
„Der Spielausschuss hat noch keine Entscheidung getroffen“, so Wilfried Riemer. Der Mann ist im Nordostdeutschen Fußballverband für den Spielbetrieb verantwortlich. Dass ein Duo aus Sachsen-Anhalt aufsteige, sei eine mögliche Variante. „Die ist aber sehr unwahrscheinlich“, erklärt Riemer auf MZ-Anfrage.
Im Falle des Falles erhalte zuerst ein Berliner Vertreter den Zuschlag. Stephan Gräfe verfolgt die Debatte mit großer Gelassenheit. „Es werden auf jeden Fall zwei Mannschaften aus der Verbandsliga absteigen“, sagt der Staffelleiter. Liga sechs werde aber auch definitiv mit 16 Teams in die neue Saison starten, betont der Wittenberger.
Ein möglicherweise erforderliches Auffüllen werde mit Vereinen aus der Landesliga erfolgen. Im Klartext: Darf doch ein Duo künftig in der Oberliga auflaufen, entfällt das geplante Relegationsspiel der Tabellenzweiten der beiden Landesliga-Staffeln. Dann qualifizieren sich neben den beiden Meistern eben auch die Zweitplatzierten.
Doch zum Spiel- und Partyverderber wird eben Lindemann, der schon nach 20 Sekunden das erste Mal geprüft wird. Die erste Glanztat folgt noch in der Anfangsphase. Der Keeper zwingt mit fairen Mitteln Marcus Plomitzer von der zentralen Position nach außen. Als der Stürmer sich zum Schuss entscheidet, ist der Winkel zum Tor viel zu spitz. Der Ball geht am Gehäuse vorbei (5.).
Mitte der ersten Halbzeit kommen die Piesteritzer besser ins Spiel. Kevin Redlich versucht einen Eckball direkt zu verwandeln. Torwart Robert Hahn kann den Ball aber gerade noch so über die Latte lenken (34.). Und beide Spieler stehen gleich wieder im Mittelpunkt. Redlich stürmt auf Hahn zu, der Keeper kann das Leder abwehren, den Nachschuss setzt der Angreifer aber neben das leere Tor (40.).
Piesteritz übersteht Druckphase
Auch nach dem Wechsel bleiben die Piesteritzer zunächst am Drücker. Kapitän Florian Freihube (46.) und Michael Müller (53.) sorgen vor 70 Zuschauern für die nächsten Höhepunkte. Doch die Flachschüsse verfehlen denkbar knapp ihr Ziel. Aber mit zunehmender Spielzeit übernehmen die Gastgeber das Heft des Handelns. Die Piesteritzer überstehen aber auch diese Druckphase.
„Eine gerechte Punkteteilung“, schätzt Wiesegart ein. Manch einer seiner Schützlinge sei nach Niederlagen zuvor „etwas flattrig“ gewesen. Auch der Kontrahent hat im Moment eine kleine Durststrecke zu überstehen. „Es war beiden Mannschaften anzusehen, dass das notwendige Selbstvertrauen fehlt“, so Bitterfeld-Wolfens Trainer Olaf Schaller. „Solche Spiele kann man gewinnen, aber auch verlieren“, sagt der Übungsleiter und ist sich nach der Partie sicher: „Beide Mannschaften haben mit dem Abstieg nichts zu tun.“ Und er gibt noch eine Empfehlung für die Zukunft mit auf dem Weg. „Man muss immer positiv denken!“ (mz)
FC Grün-Weiß Piesteritz: Jan Lindemann, Tom Polaszek, Florian Freihube, Richard Held, Sebastian Töpfer, Jörg Steiner, Michael Müller, Sachsa Prüfer, Christoph Düsedau, Maximilian Arlt (74. Brian-Lucas Körnicke), Kevin Redlich