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Feuerwehr-Übung Feuerwehr-Übung: Bus als nützliches Geschenk

Von Sven Gückel 08.05.2017, 09:37
Die Feuerwehr übt an einem Bus.
Die Feuerwehr übt an einem Bus. Gückel

Zahna - In knapp drei Wochen stehen die Rettungskräfte des Landkreises Wittenberg vor einer ihrer größten Herausforderungen. Tausende Besucher werden dann am Abschlussgottesdienst des Deutschen Kirchentages teilnehmen. Ein Szenario, auf das sich die Kameraden der Feuerwehren der Stadt Zahna-Elster am Freitag gezielt vorbereiteten.

840.000 Kilometer

Als der blau-weiß lackierte Linienbus, der seit 2001 der Fläming Tour Schröder GmbH treue Dienste leistete, im November letzten Jahres mit einem Getriebeschaden ausfiel, war sein Schicksal besiegelt. Mehr als 840.000 Kilometer hatte der Tacho des Mercedes-Busses bis dato verzeichnet.

Eine Leistung, die respektabel war, eine neuerliche Reparatur aber ausschloss. „Die anfallenden Kosten standen in keinem Verhältnis mehr zu Alter und Laufleistung des Fahrzeugs“, erläuterte Carolin Schröder, stellvertretende Geschäftsleiterin des Unternehmens.

Um die Grundsicherheit während des Abschlussgottesdienstes zu gewährleisten, wurde vor Wochen eine Bereitschaftsabfrage in allen Feuerwehren des Kreises durchgeführt. Darüber hinaus wurden am Samstag alle Führungskräfte der Wehren in die örtlichen Gegebenheiten auf der Festwiese im Verlaufe einer Begehung eingewiesen. 

Statt dessen wurden alle noch verwertbaren Elemente ausgebaut und der Bus der Feuerwehr Zahna übergeben. Die nahm das „Geschenk“ dankbar an, ließ sich an ihm doch endlich einmal die Rettungskette eines verunglückten Busses realistisch trainieren.

Um möglichst viele Feuerwehreinsatzkräfte an der Erfahrung teilhaben zu lassen, rief Stadtwehrleiter Heiko Plewa auch die Kameraden aus Bülzig, Gadegast, Elster, Mühlanger und Gallin dazu. Insgesamt finden sich am Freitagabend somit über 50 Männer und Frauen auf dem Betriebsgelände der Fläming Tours Schröder ein, um der Ausbildung am Bus beizuwohnen.

Wie wichtig eine solche Übung ist, zeigt allein der Umstand, dass im Maximalfall 101 Personen in Bussen dieser Art befördert werden können - 48 sitzend und 53 mittels Stehplatz. Dass das Fahrzeug mit 30 Tonnen Eigengewicht darüber hinaus nicht leicht zu handhaben ist, erschwert eine eventuelle Rettungsaktion ebenso wie verbleibende Kraftstoffe, Druckluftleitungen oder verstärkte Eckpfeiler an den Außenseiten.

„Um so wichtiger ist es, diese Übung zu absolvieren“, betont Plewa, der am Ort des Geschehens durch Kreisausbilder Christian Heinz unterstützt wird.

Schritt eins der fiktiven Rettungsaktion ist das Heraustrennen aller Scheiben des Busses. Um sich gegen herumfliegende Splitter zu schützen, ziehen alle beteiligten Kameraden das Visier ihres Einsatzhelmes nach unten oder setzen zusätzliche Schutzbrillen auf. Auch beim Zerlegen der Inneneinrichtung des Busses steht die eigene Sicherheit an oberster Stelle.

Anders als im Realfall ist der Übungsbus jedoch vom Großteil der Betriebsstoffe befreit und luftleer. „Bei unserem Szenario gehen wir allerdings von einer Situation wie im Ernstfall aus“, bekräftigt Heinz. Der weitere Ablauf sieht vor, die Seitenholme des Busses zu durchtrennen und das Dach des Fahrzeugs abzunehmen. Schere und Spreizer werden hierfür zur Hilfe genommen.

Zufriedene Bilanz

Nach etwas mehr als einer Stunde hat der Bus sein ursprüngliches Aussehen verloren. Übrig bleibt ein stählernes Fragment, das nun der Restverwertung übergeben wird. „Dort wäre er ohnehin gelandet. So aber hatte die Karosse noch einen echten Nutzen“, freut sich Carolin Schröder, die das Treiben aus sicherer Entfernung beobachtet.

Auch auf dem Gesicht von Stadtwehrleiter Heiko Plewa zeigt sich nach Ausbildungsende ein zufriedenes Lachen. „Wir haben eine Menge wertvoller Erfahrungen gesammelt, die wir aber hoffentlich nie anwenden müssen“, sagt er mit Blick auf das zu erwartende hohe Busaufkommen demnächst. (mz)