Feuerwehr in Annaburg Feuerwehr in Annaburg: Ohne Wehrleiter durch schwierige Zeit

Annaburg - Es war ein schwieriges Jahr für die Freiwillige Feuerwehr Annaburg. Das lag nicht allein an den Einsätzen, sondern auch in der Truppe gab und gibt es Klärungsbedarf.
Erstmals mehr technische Hilfe
Trotz aller Probleme, 54-mal wurde die Hilfe der Annaburger Feuerwehrleute benötigt (im Jahr davor 39-mal). Darunter waren auch drei besonders schwere Alarmierungen. Zweimal musste die Wehr zu Verkehrsunfällen mit jeweils einer getöteten Person ausrücken.
Bei einem Hausbrand in Annaburg konnte einem Bewohner nicht mehr geholfen werden. Die Zahl der technischen Hilfeleistungen überstieg erstmals die der Brandeinsätze, stellte der stellvertretende Ortswehrleiter Gerald Matthies fest. Er hatte akribisch alle Leistungen der Feuerwehrleute im Laufe des Jahres aufgelistet. Insgesamt kamen da über 4.900 Stunden ehrenamtliche Arbeit zusammen.
Im Bericht des Ortswehrleiters in der Jahreshauptversammlung wurde von einem Start ins Ungewisse gesprochen. „Ohne Wehrleiter, mit vielen offenen Fragen und einer geschwächten Kameradschaft begannen wir das Jahr 2017.“ Der Stuhl des Ortswehrleiters war da schon mehrere Monate leer und sollte es noch weitere bleiben.
Für besondere Aktivitäten im vergangenen Jahr wurden in der Jahreshauptversammlung der Ortsfeuerwehr Annaburg geehrt Florian Matthies (er hat die meisten Ausbildungsstunden vorweisen können), Margit Mehr (sie führt akribisch die Kameradschaftskasse) und Wilfried Schäde (das „Urgestein der Feuerwehr“ ist stets zur Stelle, wenn Hilfe benötigt wird). Befördert wurden Christian Grosch zum Brandmeister, Steffen Mehr zum Löschmeister und Vanessa Matthies zur Hauptfeuerwehrfrau. In die Annaburger Feuerwehr aufgenommen wurde David Balacz.
Leistungen anerkannt wurden auch in der Jugendwehr. Die Bedingungen für die Jugendflamme eins hat Leon Schenk erfüllt, die der Jugendflamme zwei Max Deckert, Kevin Mietzsch, Paul Schmidt und Sean Harm.
Zudem stand das Jubiläum 125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Annaburg an, das würdig begangen werden sollte, mit Beteiligung am Festzug zum 180. Schlossfest und einer Jubiläumsveranstaltung, die als gelungen gewertet wurde.
Fakt ist, die Truppe ist im Laufe der vergangenen zwölf Monate deutlich geschrumpft. „Mit acht Austritten und nur einem Eintritt war das Jahr 2017 ein trauriges Jahr in der Geschichte der Ortsfeuerwehr Annaburg“, hieß es. 23 Aktive gehören jetzt noch zu der Löschtruppe. Um die Einsatzbereitschaft am Tage sicherstellen zu können, wurde die sogenannte doppelte Einsatzbereitschaft eingeführt.
Hierbei unterstützen Feuerwehrleute aus anderen Orten, die in Annaburg arbeiten, bei einer Alarmierung die hiesige Löschtruppe. Kein cleverer Schachzug sei gewesen, wurde bei dem Treffen bewertet, durch das Land das Austrittsalter aus dem aktiven Dienst von 65 auf 67 Jahre zu erhöhen. Eine Lösung des Problems sei das nicht.
„Durch das Erhöhen des Austrittsalters findet im besten Fall eine Verschiebung der Problematik statt.“ Es sei inzwischen sehr schwierig, neue Mitstreiter in der Feuerwehr zu finden. Die Ortswehrleitung bedauert, dass Menschen immer weniger bereit sind, anderen in Notlagen zu helfen und gemeinnützig tätig zu werden.
Das werde offenkundig nicht mehr ausreichend gefordert und gefördert. Ein möglicher Grund sei vielleicht auch, dass es an Arbeitsplätzen in Annaburg fehle. Eine Uniform und ein paar Schulterstücke würden auf keinen Fall dafür sorgen, dass sich Leute zur Mitarbeit entscheiden. „Unserem Land muss endlich bewusst werden, dass es seine Aufgabe ist, das Ehrenamt attraktiver zu machen und dieses zu fördern.“
Es könne und dürfe nicht Aufgabe einer kleinen Kommune wie Annaburg sein. Die Feuerwehrleute hätten die Aufgabe im Ernstfall, schnell zu helfen. Es wäre für alle Beteiligten eine Riesenfreude, wenn in der Landesregierung mal etwas Sinnvolles so schnell umgesetzt werde, wie die Kameraden einen Brand löschen oder einer Person aus einer Notlage helfen.
Eine neue Situation
Seit Oktober wird die Wehr von Raphael Lindner geführt. Es sei für die Kameraden, aber auch ihn nicht leicht gewesen, sich an diese neue Situation zu gewöhnen. Er wolle noch nicht zu euphorisch sein, hieß es im Bericht der Wehrleitung, aber die vergangenen Monate und die gelungene Weihnachtsfeier hätten gezeigt, dass es auch miteinander geht.
„Wenn in Zukunft jeder jeden akzeptiert, auf eine ordentliche Weise miteinander umgegangen wird“ und die letzten Stolpersteine nach und nach beseitigt werden, und wenn jeder auch mal bereit sei zurückzustecken, dann könne es gelingen, wieder eine starke Truppe zu werden. Bürgermeister Klaus-Rüdiger Neubauer (parteilos) forderte dazu auf, gemeinsam an einem Strang zu ziehen.
Gerald Matthies würdigte die inzwischen gute Zusammenarbeit mit der Stadt. Sie habe sich im Laufe des vergangenen Jahres deutlich verbessert. (mz)