Ferienpark Ferienpark : Kein Spatenstich bei Köselitz

Bräsen - Der Spatenstich sollte bereits lange erfolgt sein - schon vor mehr als 20 Jahren. Coswigs Bürgermeisterin Doris Berlin (parteilos) präsentiert sich bei ihrer Neujahrsansprache 2016 optimistisch - zu optimistisch.
Das Stadtoberhaupt kündigt mutig den Baustart für dieses Jahr an. „Das wird nichts“, erklärt die Verwaltungschefin nun auf MZ-Anfrage. Bis heute sind wichtige Details immer noch nicht geklärt: Den Investoren aus Holland fehlt das notwendige Kleingeld. Es geht um einen Betrag in dreistelliger Millionenhöhe.
Die Rede ist vom Ferienpark Köselitz. Dafür haben die Projektverantwortlichen klare Vorstellungen. Sie setzen auf die Natur, wollen einen künstlichen See anlegen und natürlich Häuschen in den Wald bauen.
Der Planer ist ein sehr erfahrener: Er hat schon für Center Parcs gearbeitet. Doch die Investoren, das sagt Berlin, haben sich von ihm getrennt. Es fehle auch noch ein Betreiber für den Park. Ein erster Spatenstich sei im Moment nicht in Sicht: „Es gibt nichts Neues.“
Das werten die Projektgegner als Schweigen, als Verschweigen von Fakten. Die vermeintliche Heimlichkeit wird vom BUND kritisiert. Die Naturschützer gehen in die Info-Offensive und haben die Interessenten nach Bräsen eingeladen.
Knapp 40 Menschen - darunter eine Stadträtin - erhoffen sich Neues aus erster Hand. Landesgeschäftsführer Oliver Wendenkampf, der sich weder beim Eigentümer oder den Investoren - „Die können sich gern bei mir melden.“ - den Stand der Dinge erfragte, bilanziert vor seinen Gästen die bisherigen Ereignisse.
Nach seinen Angaben wurde 1992 eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt, 1993 folgte die Baugenehmigung. Danach sei das Geschehen ins Stocken geraten. „Stattdessen erstellte die Firma Center Parcs 1994 nach achtjähriger Wartezeit einen Park in Bispingen.
Dieser besteht heute noch“, berichtet er. In Sachsen-Anhalt seien aber die Arbeiten auf Eis gelegt worden, und der errichtete Zaun verfiel. Er ist allerdings im Juni 2015 erneuert worden. Laut BUND gab es vor Ort auch „archäologische Funde“. Die Baugenehmigung - das bestätigt das Landratsamt - ist bereits 2013 abgelaufen.
Damit sei die Geschichte, so Wendenkampf, aber nicht beendet. Tatsächlich stellt die Wieder-Beantragung einer Baugenehmigung keine große Hürde dar, erfährt die MZ. „Ein neuer Investor versucht, nach mehr als 20 Jahren die alten Pläne wieder aufleben zu lassen“, so Wendenkampf und fragt: Macht es Sinn, der Natur 250 Hektar zu entnehmen?
„Die Bevölkerung hat ein Recht darauf, zu erfahren, wie viel Prozent der Natur dort überhaupt überbaut werden sollen“, meint der BUND-Mann und kann sich nicht vorstellen, dass „gewählte Vertreter den Menschen ganz bewusst Infos vorenthalten“.
Bereits 1992 - auch das gehört zur Vollständigkeit - sprechen sich Naturschutzverbände gegen das Vorhaben aus, deren Klagen scheitern jedoch vor Gerichten.
Was das Projekt wirtschaftlich bringe, so Wendenkampf, sei unklar. Es können sogar Arbeitsplätze kleinerer Unternehmen oder Händler vernichtet werden. Wer spätestens an dieser Stelle ein Pro und Kontra erwartet, sieht sich getäuscht. „In Bräsen waren vor allem Zuhörer da“, so Wendenkampf.
Aber es gibt durchaus nicht nur in der Kreispolitik Befürworter, die auch gern an die Historie erinnern. In den frühen 1990er Jahren spricht Center Parcs von einer Investition in Höhe von 250 Millionen D-Mark, 700 Bungalows sollte es geben, ein subtropisches Schwimmbad, 600 Arbeitsplätze.
Verwirklicht wird von den Vorstellungen aber nur der Zaun, den jetzt Wendenkampf als „illegal“ bezeichnet. Für die Verwaltungen ist - um es simpel ausdrücken - nicht der Wald, sondern Bauland eingezäunt. Die rechtlichen Grundlagen für die Installierung und lange Verweildauer ist laut Landratsamt die 1994 erteilte Baugenehmigung. „Wir fahren doch auch nicht nach drei Jahren zu einen Eigenheimbauer hin und fordern den Abriss des Objektes mit Begründung, dass inzwischen die Baugenehmigung abgelaufen sei“, wundert sich ein Mitarbeiter.
Und auch in der Coswiger Verwaltung löst der aktuelle Vorstoß vom BUND nicht unbedingt großen Jubel aus. „Wir sollten aufhören nur übereinander, sondern miteinander reden“, so Berlin.
(mz)