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FC Grün-Weiß Piesteritz  FC Grün-Weiß Piesteritz : 78-Jähriger ist gute Seele des Vereins

Von Thomas Tominski 19.04.2016, 18:33
Am 12. Dezember 2015 standen Rudi Dietze die Tränen in den Augen. Bei der Weihnachtsfeier des FC Grün-Weiß Piesteritz hat der 78-Jährige erfahren, dass er im Kreis Gewinner des Ehrenamtswettbewerb 2015 ist.
Am 12. Dezember 2015 standen Rudi Dietze die Tränen in den Augen. Bei der Weihnachtsfeier des FC Grün-Weiß Piesteritz hat der 78-Jährige erfahren, dass er im Kreis Gewinner des Ehrenamtswettbewerb 2015 ist. Tominski

Wittenberg - Die Tränen sind längst getrocknet. Doch wenn Rudolf Dietze, denn alle kurz „Rudi“ nennen, an den 12. Dezember 2015 denkt, bekommen seine Augen sofort einen feuchten Glanz. Bei der Weihnachtsfeier des FC Grün-Weiß Piesteritz hat es den 78-Jährigen emotional voll erwischt. „Er ist bekanntlich die gute Seele des Vereins“, meint Kreisfußball-Präsident Achim Golly, der bei der Party des FC Rudi persönlich als Kreissieger des Ehrenamtswettbewerbs ausgerufen hat. „Mir hat im Vorfeld keiner etwas verraten“, sagt der Gewinner, der prinzipiell die große Bühne meidet. „Mir haben die Worte gefehlt. Vor so vielen Menschen im Saal zu sprechen, ist nicht mein Ding.“ Präsident Achim Golly betont, dass nicht alle im KFV organisierten Vereine ihre Ehrenamtler für den Wettbewerb vorschlagen. „Ohne diese Leute funktioniert doch kein Vereinsleben. Dabei bekommen doch die drei Erstplatzierten vom Landesverband ordentliche Preise.“

Bewegtes Fußballerleben

Dietze ist im Herzen eine treue Seele. Als Privatmensch, als Fan seines Fußballvereins. 1946 hat sich er sich beim heutigen FC angemeldet, 1959 seine Frau Astrid geheiratet. „Die goldene Hochzeit haben wir längst geschafft“, sagt er. Wenn der Wittenberger sein Leben Revue passieren lässt, steht die schönste Nebensache der Welt fast immer im Mittelpunkt. „Wo heute der zweite Rasenplatz steht, war früher unser Bolzrevier“, so der gelernte Betonbauer, der in der Rückbetrachtung des Öfteren von Teamgeist, ausgeprägter Kameradschaft und tollen Aufstiegspartys spricht.

Dietze hat bei der damaligen BSG Chemie alle Stationen durchlaufen. „Vom Jugend-, über den Männer- bis zum Seniorenbereich“, sagt er und verrät, dass der FC trotz aller Höhen und Tiefen sein Lieblingsverein ist. „Ich habe bis auf Torwart jede Position gespielt.“ Mitte der 1970er Jahre hat er die „Töppen“ aus gesundheitlichen Gründen an den Nagel gehangen.

Seit 1997 verleiht der Deutsche Fußball-Bund in Zusammenarbeit mit den Landesverbänden jährlich den Ehrenamtspreis. Die Kreisfachverbände wählen unter den Bewerbungen die Preisträger aus. Rudolf Dietze (3. v. r.) hat sich im KFV Wittenberg durchgesetzt. Die Platzierten erhalten Sachpreise. Präsident Achim Golly hofft, dass sich künftig mehr Vereine am Wettbewerb beteiligen. (mz/tt)

Heute ist er außerhalb des Platzes eine verlässliche Größe. Dietze dreht an jedem Wochenende im Volkspark seine Runde und schaut nach dem Rechten. Der 78-Jährige guckt sich die Tornetze an und hält den Schiedsrichtern immer einen Parkplatz auf dem Stadiongelände frei. Kurzum: Rudi entscheidet, für wen sich das stählerne Tor öffnet. „Ordnung muss sein“, sagt er und erklärt, dass dieser Maßstab auch für sein Leben gegolten hat.

Tolle Dankeschönveranstaltung

Seinen Siegerpreis hat sich der rüstige Rentner inzwischen abgeholt. Wenn er von der Dankeschönveranstaltung des Fußball-Landesverbandes, die am 8. und 9. April über die Bühne gegangen ist, spricht, bekommen seine Augen wieder diesen gewissen Glanz. Dietze berichtet vom schönen Hotel in Brehna, der Stadtrundfahrt durch Berlin und dem Besuch des Bundesligaspiels Hertha BSC gegen Hannover 96 (2:2). „Die Fans haben ein bisschen komisch geguckt, als wir die Tore von Hannover bejubelten.“ Der wahrscheinliche Absteiger aus Niedersachsen war an diesem Abend einfach die bessere Mannschaft. Deshalb hat er den Gästen die Daumen gedrückt. Nach einer kurzen Nacht mit vielen intensiven Fußballgesprächen nahm Dietze am Samstagmorgen zusammen mit allen anderen Kreissiegern die Glückwünsche von FSA-Präsident Erwin Bugar entgegen. „Allein der Besuch des Olympiastadions war ein sehr beeindruckendes Erlebnis.“ Seine große Liebe ist der Volkspark. Hier fühlt er sich wohl, hier ist er zu Hause. Dietze kennt alle Resultate und Tabellenstände der einzelnen Teams aus dem Effeff. „Hoffentlich steigt unsere Zweite nicht aus der Landesklasse ab. Abstiege sind auch nicht mein Ding.“ (mz)