Ermittlungen in Korgau Ermittlungen in Korgau: Totes Pferd gibt Rätsel auf

Korgau - Das ist der blanke Horror für jeden Tierliebhaber: Ein Mann erlebt den Alptraum auf der Koppel, die etwa 500 Meter von Korgau entfernt ist. Sein großes und 15 Jahre alte Reitpferd für Freizeitturniere ist über Nacht schwer verletzt worden.
Sabine Meumann kann dem Vierbeiner nicht mehr wirklich helfen. Die Tierärztin muss das Pferd von seinen Leiden erlösen und einschläfern. Die Ursachen für die „tiefe Fleischwunde“ geben auch der Expertin noch immer Rätsel auf. „Wir haben die Koppel abgesucht, ob sich das Tier irgendwo selbst verletzt hat“, so Meumann. Entdeckt wird nichts.
Tierärztin warnt vor Panik
Auch am Draht der Einzäunung - das könnte auf einen Fluchtversuch hindeuten - sind Spuren Fehlanzeige. Die anderen drei Pferde sind unverletzt. Theoretisch kann dem Tier die letztlich tödliche Wunde auch mit einem Messer zugefügt worden sein. Doch das schließt Meumann aus. „Es gibt Bisswunden“, sagt die Tierärztin. Allerdings nicht im Bereich der Kehle.
Das wäre - zumindest für viele Laien - ein klares Indiz. So erlegt ein Räuber seine Beute. Die Tierärztin hält das für Kaffeesatzleserei. „Ein Wolf“, sagt sie auf MZ-Anfrage, „würde versuchen, das Pferd zu Fall zu bringen“. Die Expertin betont: „Es besteht kein Grund zur Panik.“
Eine Warnung an Pferdeliebhaber könne aber nicht schaden. Von wem oder was eine mögliche Gefahr ausgeht, wird noch geklärt. Vor Ort werden DNA-Proben genommen, der Kadaver geht in die Pathologie. Noch liegen keine Ergebnisse vor. Das kann Wochen dauern.
Der Verlust ist für den Pferdeeigentümer - im Ort als Naturschützer bekannt - ein harter Schlag und auch ein materieller Schaden, der sich im hohen vierstelligen Bereich bewegt. Auch acht Tage nach der Tragödie - die Koppel derzeit ist verwaist - gibt der Fall noch immer viele Rätsel auf.
Die Tat hat ein „großes unbekanntes Tier“ begangen, hört die MZ von offizieller Seite. In Korgau, das sagen Einwohner übereinstimmend, gebe es keine streunenden Hunde. Und Isegrim steht im so genannten Buschfunk unter dringenden Tatverdacht.
Buschfunk hat Verdächtigen
Der Räuber ist in den Wäldern der Dübener Heide schon gesichtet worden. Und ein DNA-Beweis bei Schköna ist eine offizielle Bestätigung. Es gibt aber erhebliche Zweifel an der Schuld des Hauptverdächtigen. Die Tat-Version hat einen Haken. „Das Größenverhältnis Wolf - Pferd passt einfach nicht“, sagt Walter Schwiersch. Vorstellbar sei aber die Attacke eine Rudels.
„Zubeißen würde dann der Leitwolf“, so der Fachmann. Spuren von Jagdszenen fehlen aber. Und in den Wäldern um Korgau wird bisher immer nur ein Exemplar gesichtet. Darüber hinaus sind Attacken von Wölfen auf Pferde eine große Seltenheit. Das erste Mal passiert ist es in Deutschland 2015. Und zwar nicht weit weg von Korgau - in der Oranienbaumer Heide.
Das Fohlen überlebt den Angriff, weil andere Mitglieder der Konik-Herde den Angreifer in die Flucht schlagen. Das Fohlen kann sich von den Verletzungen wieder erholen. „Wildtiere, die nicht mehr flüchten können, stellen sich dem Angreifer“, erläutert Schwiersch. Ein Hauspferd habe diesen Instinkt nicht, erklärt der Jäger, warum es wahrscheinlich in Korgau nicht zu einem ähnlichen Happy End gekommen sei.
Aktuell sind Vorfälle in gleich drei Bundesländern bekannt, wo Wölfe auf den Geschmack von Pferdefleisch gekommen sind. Es gibt aber keine Verhältnisse, wie sie aus Frankreich oder Russland bekannt sind. Dort werden jedes Jahr bis zu 300 Pferde von hungrigen Wölfen gerissen.
In der hiesigen Region sind eher Schafe gefährdet. In Möhlau wurden Anfang des Jahres neun Schafe - darunter vier Tragende - und drei Lämmchen gerissen.
Zahl der Attacken steigt stark
Die Zahl der Angriffe von Wölfen auf Nutztiere ist stark gestiegen. Laut Magdeburger Umweltministerium meldeten Tierhalter im vergangenen Jahr 44 so genannte Rissfälle, also Attacken auf Herden. Dabei wurden 144 Tiere getötet - mehr als doppelt so viele wie 2015. Betroffen waren meist Schafherden, in Einzelfällen wurden aber auch Kälber getötet.
„Der Wolfsschutz mit den derzeit gesetzlichen Regelungen braucht dringend regionale Strukturen“, meint Axel Mitzka nach den Ereignissen von Korgau. Diese Aufgabe könne dem Naturpark übertragen werden. Der Chef vom Verein „Dübener Heide“ fordert auch, dass bei den DNA-Untersuchungen deutlich schneller Ergebnisse vorliegen. (mz)