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Eine Woche Mittelalter Eine Woche Mittelalter: Ritterburg und Hexentrunk in der Fröbelschule Coswig

Von Ilka Hillger 27.06.2019, 09:45
Wie funktioniert die Zugbrücke nun am besten? Beim Burgenbau gilt es, so manche Frage zu klären.
Wie funktioniert die Zugbrücke nun am besten? Beim Burgenbau gilt es, so manche Frage zu klären. Thomas Klitzsch

Coswig - Was für ein Glück, dass es bei diesen Ritterspielen nicht allzu authentisch zugeht. Wer wollte in dieser heißen Woche auch unter einer klappernden Rüstung schwitzen? Die Kinder der vierten Klassen aus der Coswiger Fröbel-Grundschule jedenfalls nicht.

Sie können von Montag bis Freitag Ritter und Burgfräulein sein und müssen trotzdem nicht auf die Annehmlichkeiten leichter Sommerkleidung verzichten. Der Unterricht fällt dafür aus. „Die Luft war jetzt ohnehin raus“, findet Lehrerin Annett Graichen am Dienstag.

Zwei Bauteams

Da haben die 54 Mädchen und Jungen auf der Wiese hinter dem Speisesaal gerade ziemlich viel zu tun. Am zweiten Tag ihrer Projektwoche, die in die Zeit des Mittelalters entführt, bauen sich die beiden Schulklassen jeweils eine eigene Burg. „Sie mussten sich erst einmal richtig streiten, aber jetzt funktioniert es gut“, sagt die Lehrerin.

Die Pappkartons, die die Schüler in großen Mengen für diesen Tag mitbrachten, haben auf beiden Seiten die Form einer Behausung angenommen. Es gibt Burgmauern, Türme, die B-Klasse hat ihre Zugbrücke bereits montiert, die Konkurrenz auf der anderen Seite der Wiese tüftelt noch am richtigen System.

„Wir haben Schießscharten ohne Ende und Gucklöcher zum Überwachen der 4b“, erklärt Lea das Kunstwerk ihrer Klasse. Aus der Malwerkstatt kommt gerade die Fahne dieser Ritterschaft. Nebenan zeigt Noah die besonderen Details der anderen Burg mit sehr bunt bemalten Mauern. „Das wichtigste sind der geheime Gang und der Kerker“, sagt der Junge und greift wieder zum Pinsel.

#bigimgae

Im Schatten der Hauswand haben sich zwei Mitarbeiterinnen des Naturparkinfozentrums mit den Mädchen der beiden Schulklassen ins Gras gesetzt. In der Mitte liegt die blühende Ausbeute einer morgendlichen Pflückaktion von Wiesenblumen. Unter Anleitung von Claudia Meier und ihrer Kollegin vom Naturpark werden Blumenkränze geflochten. Die zuvor gebrauten Hexen-tränke sind längst ausgetrunken.

Erfrischend waren die Obstsäfte aus gefrorenen Früchten. „Sie konnten mit Thymian und Kamillenpulver verfeinert werden“, erklärt Claudia Meier.

Die Zeitreise ins Mittelalter zum Ausklang des Schuljahres und als Abschied aus der Grundschule sei die Idee der Lehrer und Schüler gewesen, so Annett Graichen, denn „die Kinder haben immer wieder Fragen dazu gehabt“. Die würden wohl aus Spielen zu diesem Thema rühren, mit denen sich die Mädchen und Jungen in der Freizeit beschäftigen.

Graichen und ihre Kollegin Irmgard Simon mussten sich in der Vorbereitung auf die Projektwoche freilich selbst erst einmal über die Gebräuche und Gepflogenheiten der Ritter kundig machen. „Meine Mittelalterkenntnisse beschränken sich auf Luthers Hochzeit und Reformation“, gesteht die Lehrerin.

Spätestens nach einem Stationenbetrieb am Montag, der als Theorietag gewissermaßen auf die Woche einstimmte, waren aber sowohl Lehrer als auch Kinder einigermaßen sattelfest. Zur Wochenmitte, am heißesten Tag des Jahres, waren am gestrigen Mittwoch die ritterlichen Wasserspiele genau der richtige Zeitvertreib. Am Donnerstag ist dann der ganztägige Ausflug auf die Burg Raben ein Höhepunkt. Burgbesichtigung und Show der Falknerei stehen dort auf dem Programm. Die richtigen Profis in Sachen Mittelalter werden schließlich am Freitag in der Fröbel-Grundschule erwartet. Dann sind drei Leute vom Quedlinburger Burgvolk in Coswig zu Gast und bieten an sieben Ständen mittelalterliche Spiele an. Lanzenstechen oder auch Armbrustschießen gehören dazu. „Wer mag, kann dann auch im Gewand kommen“, sagt Lehrerin Graichen, die sich schon ein entsprechendes Kleidungsstück besorgt hat. Am letzten Tag seien dann auch einige Eltern mit dabei, die einen Teil der Stände betreuen.

Demnächst gemeinsam

Ohnehin, so Annett Graichen, habe man viel Unterstützung erfahren. So lieferte die Bibliothek in einer großen Kiste reichlich Lesestoff zum Ritterthema. „Diese Woche soll den Kindern auch Gelegenheit geben, zusammenzuwachsen“, sagt Graichen, denn Mädchen und Jungen, die jetzt in die Klassen a und b gingen, würden im neuen Schuljahr an der Sekundarschule in einem Klassenraum sitzen.

Vorher aber sind noch ein paar Tage in der Fröbel-Grundschule zu absolvieren. Am Montag räumen alle ihre Schule auf, am Dienstag geht es zum Badefest in das Flämingbad, am Mittwoch gibt es Zeugnisse und dann kommen endlich die Sommerferien.

(mz)

Die Burgfarben waren kein mittelalterliches Naturprodukt. Sie kamen aus dem Tuschkasten.
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Th. Klitzsch
Flechten mit wilden Kräutern
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Klitzsch