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Drama in Bad Schmiedeberg Drama in Bad Schmiedeberg: Fragen und Antworten zum Tod des 13-jährigen Fabian

Von Anne Nicolay-Guckland 09.03.2016, 17:51
Ermittler am Fundort der Leiche. Der seit Sonntagabend vermisste 13-jährige Schüler ist tot aufgefunden worden.
Ermittler am Fundort der Leiche. Der seit Sonntagabend vermisste 13-jährige Schüler ist tot aufgefunden worden. Alexander Baumbach

Bad Schmiedeberg - Der 13-jährige Fabian aus Bad Schmiedeberg ist Opfer eines Gewaltverbrechens geworden. Inzwischen hat die Polizei bestätigt: Ein anderer 13-Jähriger ist mit großer Wahrscheinlichkeit der Täter. Opfer und Täter sollen sich gekannt haben.

Welche neuen Erkenntnisse gibt es seit Mitte März im Fall Fabian?

Es gibt kaum neue Informationen. Am Montag, 26. April geben Staatsanwaltschaft und Polizei bekannt, dass das Verfahren eingestellt wird. "Das Verfahren war, da es sich um ein schulunfähiges Kind handelt, einzustellen", erklärt der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Olaf Braun. Seit der Tat ermittelten Polizei und Staatsanwaltschaf, ob es weitere Tatverdächtige in dem Fall gab, inzwischen hat sich der Verdacht erhärtet, dass der 13-jährige Mitschüler Felix den Tod von Fabian alleine verursacht hat.

Die Ermittlungsbehörden haben keine "Anhaltspunkte für die Tatbeteiligung einer weiteren Person gefunden". Außerdem wird in der Pressemitteilung bestätigt, dass Fabian bereits am Sonntag, 6.März, tot war.

Was ist geschehen?

Zunächst gab es nur eine Vermisstenmeldung. Am Sonntag, 6. März, um 17:45 Uhr wurde der aus Bad Schmiedeberg stammende 13-jährige Schüler Fabian als vermisst gemeldet. Er war nicht nach Hause gekommen, obwohl er als zuverlässig galt. Die Polizei begann noch am Abend mit Fährtenhunden und einem Hubschrauber nach dem Jungen zu suchen. Um 13.20 Uhr entdeckte ein Hubschrauber einen leblosen Körper in der Nähe der Kurstadt, noch am Abend bestätigte sich, dass es sich bei der Leiche um Fabian handelt.

Wo wurde der Leichnam gefunden?

Der leblose Körper ist am Fuße eines bewaldeten Hügels, etwa 150 Meter nach dem Ortsausgang von Bad Schmiedeberg, in einem Busch entdeckt worden. Eine schmale Straße führt vom Ortsausgang nach Großkorgau, in deren Nähe lag der Leichnam. Die Polizei beginnt mit den Ermittlungen und sucht nach Spuren am Fundort. Mehrere Polizisten, Kriminaltechniker und die Kriminalpolizei sind vor Ort.

Welche Erkenntnisse gibt es über den Tod des Schülers?

Noch am Dienstagmorgen dementiert die Polizei Medienberichte, dass es an dem Leichnam Kopfverletzungen gebe. Am Dienstagabend wird klar, dass Fabian Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist.  „Der vorläufige Befund der von der Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau veranlassten Obduktion spricht gegen einen Unfall und ein Sexualdelikt. Er legt Fremdeinwirkung mit massiver Gewalt nahe“, heißt es in einer knappen Pressemitteilung der Polizei.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, was über den Täter bekannt ist.

Seit wann gibt es Hinweise auf den Täter?

Am Dienstagabend (8. März) veröffentlicht die Polizei zum ersten Mal die Information, dass ein Minderjähriger Angaben zur Tat gemacht habe. Mittwochmorgen stellt sich dann heraus: Ein ebenfalls 13-Jähriger könnte der Täter sein. Mittags wird schließlich klar: Der verdächtige 13-Jährige ist mit großer Wahrscheinlichkeit für den Tod von Fabian verantwortlich.

"Mit massiver Gewalt, mit mehreren Schlägen auf den Kopf des Geschädigten", wurde Fabian laut Obduktionsbericht getötet. Außerdem gibt die Polizei bekannt, dass der tatverdächtige Junge zu seinem eigenen Schutz in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht worden ist. Später stellt sich heraus, dass Opfer und Täter gemeinsam eine Schulklasse besucht haben.

Der 13-jährige Fabian besuchte die Sekundarschule Bad Schmiedeberg. Wie geht die Schule mit dem Tod des Jungen um?

Besondere Bestürzung hat die Tragödie in der Schule von Fabian, der Sekundarschule Bad Schmiedeberg, ausgelöst. „Die Kinder sind völlig aufgelöst“, heißt es dort. Zur Tagesordnung könne niemand übergehen. „Wir machen alles, um die Situation für die Kinder abzufedern“, ergänzt Schulleiter Roland Bette und erklärt, dass sich Schulpsychologen im Einsatz befinden. In der gesamten Stadt herrscht tiefe Betroffenheit: "Das nimmt die Leute hier schon sehr mit“, erklärt Ortsbürgermeister Michael Müller.

Was passiert, wenn ein Minderjähriger eine Straftat begeht, egal welche?

Kommt der Verdacht auf, dass Kinder Straftaten begehen, sind Polizei und Staatsanwaltschaft weitgehend die Hände gebunden – sie dürfen gegen unter 14-Jährige nicht ermitteln (Strafgesetzbuch, §19). Wer unter 14 ist und eine Straftat begeht, ist schuldunfähig. Das bedeutet: es kann keine Strafe verhängt werden. Die Polizei informiert nach ihren Ermittlungen üblicherweise das Jugendamt.

Kann das Jugendamt ein Kind, das eine Straftat begangen hat, in eine Psychiatrie einweisen lassen?

In Ausnahmefällen kann das Familiengericht nach Paragraph 1631b des Bürgerlichen Gesetzbuches eine „Unterbringung mit Freiheitsentziehung“ in einem Jugendheim oder der Kinder- und Jugendpsychiatrie genehmigen. Beantragen müssen die Unterbringung die Sorgeberechtigten, also zumeist die Eltern. Solange das Sorgerecht bei diesen liegt, dürfen Jugendämter sich nicht über deren Willen hinwegsetzen.

 Für die Unterbringung gelten enge Voraussetzungen: es muss die Gefahr von Eigen- und/oder massiven Fremdgefährdungen vorliegen. In Ausnahmefällen kann die Unterbringung auch aus erzieherischen Gründen erfolgen. In keinem Fall darf die Unterbringung jedoch als Straf(ersatz) angewendet werden. (mz)

Alle Artikel zum Fall unter:mz-web.de/badschmiedeberg

Die Polizei auf Spurensuche: Am Dienstag setzten die Polizisten ihre Arbeit fort und suchten in Bad Schmiedeberg in der Nähe des Tatorts nach weiteren Spuren.
Die Polizei auf Spurensuche: Am Dienstag setzten die Polizisten ihre Arbeit fort und suchten in Bad Schmiedeberg in der Nähe des Tatorts nach weiteren Spuren.
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