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Campingplatz am Bergwitzsee Campingplatz am Bergwitzsee: Wintergäste genießen Ruhe vor dem (An-)Sturm

Von Marcel Duclaud 22.01.2017, 05:00
Der Eingang zu den schwimmenden Häusern am Bergwitzsee - sie haben die erste Saison hinter sich.
Der Eingang zu den schwimmenden Häusern am Bergwitzsee - sie haben die erste Saison hinter sich. Thomas Klitzsch

Bergwitz - Weite, tief verschneite Flächen, klirrende Kälte, eine außergewöhnliche Ruhe liegt über dem Wasser, das zumindest an Rändern und in geschützten Buchten zufriert: Der Campingplatz am Bergwitzsee ist trotzdem geöffnet an diesen kalten Januartagen.

Reservierungen am Bergwitzsee in großem Stil

Schnee wird geräumt, das Telefon klingelt unablässig - ab und zu rollt ein Campingmobil ans Tor. Wintercamping ist in den Bergen Trend, im Flachland eher weniger - im Kreis Wittenberg halten mehrere Plätze ihre Tore trotzdem geöffnet: Der an den Lausiger Teichen unweit von Bad Schmiedeberg, wo sich für das Wochenende mehrere Camper zum „Heißgetränketreffen“ verabredet haben.

Oder die Marina in Coswig, wo ein, zwei Fahrzeuge am Tag den Service nutzen und das Restaurant auf Gäste wartet. Und eben der große Campingplatz am Bergwitzsee, wo Marek Staginnus und sein Team allerhand zu tun haben, auch wenn sich der Andrang in Grenzen hält. Einige Monteure haben sich eingemietet, am Wochenende fand auf den schwimmenden Häusern eine Geburtstagsparty statt.

Der Campingplatz Bergwitzsee hat sich ein neues Logo entwerfen lassen, das jetzt nach und nach Verwendung finden soll. Zeigen soll es nicht zuletzt, dass „wir mehr bieten als Camping und Wassersport“, sagt Marek Staginnus, der Geschäftsführer des Unternehmens. Die Rede ist von einem „Freilufthotel in der Dübener Heide“, das eben nicht allein Stellplätze anbietet für Zelte, Wohnwagen oder Wohnmobile, sondern auch Ferienhäuser und schwimmende Häuser, Gastronomie sowie Fahrrad- und Bootsverleih.

Dass das Reformationsjubiläum dem Campingplatz mehr Gäste bringen wird in diesem Jahr, damit rechnet Marek Staginnus, das zeichne sich bereits ab. „Ich nehme schon an, dass manche Gäste, die Wittenberg besuchen wollen in diesem besonderen Jahr, auch mit Wohnwagen oder Zelt anreisen.“ Da die wichtigen Termine sowieso in eine Zeit außerhalb der Hauptsaison fallen, sei das kein Problem. Wie viele andere rechnet auch Staginnus mit einem langfristigen Effekt: „Das Jubiläum macht die Region bekannter.“

Ansonsten geht es um Nach- und Vorbereitung der Saison: „Ich verstehe gar nicht, wie manche schließen können im Winter“, bemerkt Staginnus: „Wir kümmern uns um die eingehenden Reservierungen, buchen die Anzahlungen, machen Pläne für Himmelfahrt und Pfingsten.“ Die Ferienhäuser sind für den Sommer so gut wie ausgebucht. Das gilt auch für die so mühselig errungene Attraktion am Bergwitzsee: Die vier schwimmenden Häuser, zu denen ein Boot gehört, die mit Kamin ausgestattet sind und von deren Terrasse sich ein wunderschöner Blick auf den See öffnet.

Sie sind in der vergangenen Saison erstmals am Markt gewesen - nach all den kräftezehrenden Schwierigkeiten unter anderem mit der Genehmigung. Gut neun Jahre sind vergangen zwischen Idee und Realisierung. Der Chef des Platzes ist froh, dass es sie gibt, auf die Frage nach einer Erweiterung winkt er aber ab. Nicht noch einmal, auch finanziell hat das Projekt das Unternehmen an Grenzen gebracht - gut, dass die anderen Geschäftsfelder für einen Ausgleich gesorgt haben.

Zum Beispiel die Dauercamper, nach einem jahrelangen Rückgang steigt deren Zahl wieder an - und es vollzieht sich eine Verjüngung. Über 200 der insgesamt rund 350 Stellplätze sind auf diese Art vermietet, Dauercamper sind im Übrigen auch an schönen Wintertagen in ihren Wagen. Der Einzugsbereich, sagt Staginnus, umfasst etwa hundert Kilometer: Halle, Leipzig, Bitterfeld, auch Harz und Thüringen gehören dazu. Nur der Berliner Raum sei schwierig.

Der Campingplatz profitiert natürlich von seiner ruhigen Lage am Bergwitzsee, aber, wie Staginnus bestätigt, zunehmend auch von den Attraktionen der Region. Von der großen Dichte an Welterbestätten zum Beispiel: „Ganz klar: Das zieht.“ Nicht selten, berichtet der Campingplatzchef, kehren Gäste, die auf Durchreise waren, zurück: Weil sie beeindruckt waren und noch so manches sehen möchten in der Region.

Staginnus jedenfalls ist ausgesprochen zufrieden mit der Entwicklung seines Platzes und mit der Entwicklung der Besucherzahlen. Seit er die Geschäfte übernommen hat, haben sich die Übernachtungen mehr als verdoppelt: „Wir sind inzwischen bei über 30.000 Übernachtungen.“ 15 Vollzeitarbeitsplätze bietet das Unternehmen - in Gaststätte, Werkstatt, Rezeption, Reinigung.

Im Winter werden die Stunden runter-, in der Saison werden sie hochgefahren. Dass der Mindestlohn ihm zunächst Kopfzerbrechen bereitet habe, räumt Staginnus ein, die leichten Preiserhöhungen seien aber akzeptiert worden.

Weitere Investitionen am Campingplatz Bergwitzsee im Blick

Und offenbar läuft das Geschäft rund, so rund, dass am Campingplatz Bergwitzsee über weitere Investitionen nachgedacht wird. „Wir investieren in die Qualität“, sagt Staginnus. Auf die komme es zunehmend an. „Die Leute wollen Komfort.“ Das zeige sich etwa bei den Ferienhäusern, den fünf festen und den vier schwimmenden, die sich großer Beliebtheit erfreuen.

Die in die Jahre gekommenen Bungalows hingegen laufen nicht so gut. Und bei den sieben Ferienwohnungen, die sich ebenfalls im Angebot befinden, plant Marek Staginnus eine Erweiterung, zwei neue sollen hinzukommen. Langfristig denkt er auch daran, noch mehr Ferienhäuser zu errichten. Der Campingplatz am Bergwitzsee breitet sich gegenwärtig auf einer Fläche von elf Hektar aus, zur Verfügung steht allerdings eine Erweiterungsfläche von fünf Hektar.

Für die liege bereits ein Bebauungsplan vor. Wann die Projekte - Staginnus spricht von Gastronomie, einem Indoor-Spielbereich und eben weiteren Ferienhäusern - umgesetzt werden, steht noch nicht fest. Was allerdings noch in diesem Jahr am Strand errichtet werden soll, ist eine Volleyball-Doppelanlage.

„Wir wollen mehr Freizeitaktivitäten anbieten, Sachen, die Spaß machen“, sagt der Geschäftsführer und fügt hinzu: „Neue Ideen bringen neue Kunden. Wir können nicht stehen bleiben.“

Jetzt ist noch Zeit, durchzuatmen, bevor der große Ansturm beginnt. Staginnus genießt die Winterlandschaft auf seinem Platz sichtlich. Letztens hat er sogar mal einige Tage Urlaub gemacht - mit dem Campingmobil auf einem anderen Campingplatz. (mz)

Schwimmende Häuser auf dem Bergwitzsee.
Schwimmende Häuser auf dem Bergwitzsee.
Klitzsch