Bundestagswahl 2017 Bundestagswahl 2017: 44-Jähriger wird Direktkandidat der Linken im Wahlkreis 70

Dessau - „Der Bundestag braucht mehr als Geschäftsführer und Anwälte, er braucht junge Menschen“, findet Paul Reinhardt - und wagte den Schritt in die große Politik. Der 19-jährige Schüler der Fachoberschule des Anhaltischen Berufsschulzentrums war der Kandidat des Stadtverbandes Dessau-Roßlau der Linken für den Wahlkreis 70 Dessau-Wittenberg.
Erfrischend jung, selbstbewusst, auch provozierend stellte er sich am Samstag im Technikmuseum seinem Kontrahenten Jörg Schindler, den der Kreisverband Wittenberg nominiert hatte. Der Anwalt für Sozial- und Arbeitsrecht, für den es bereits die dritte Kandidatur ist, setzte sich am Ende durch, konnte 18 Stimmen auf sich vereinen, Paul Reinhardt kam auf neun.
Auch wenn es der 19-Jährige beim ersten Anlauf nicht geschafft hat, so ist ihm eines gelungen: Er macht deutlich, dass die Partei Die Linke in Dessau-Roßlau nicht mehr die Partei der alten Herren ist. Und so gab es auch von Jörg Schindler viel Zuspruch und die Versicherung auf gemeinschaftliches Handeln. „Wir erleben derzeit viele junge Menschen in unserer Partei“, so der 44-Jährige auf der Vertreterversammlung mit 29 Teilnehmern (elf vom Stadtverband Dessau, 18 vom Kreisverband Wittenberg).
Den Wahlkampf bezeichnete Schindler als „historisch“. Es sei nicht mehr klar, ob es 2017 eine Links- oder eine Rechtsregierung gebe, „so zugespitzt ist die Gesellschaft heute“. Den Schwerpunkt linker Politik sieht er im Thema soziale Gerechtigkeit. Dabei will er ohne Sonntagsreden auskommen, sondern die sozialen und gesellschaftlichen Konflikte der heutigen Zeit erklären.
„Wir wollen alle mitnehmen, keinen zurücklassen.“ Soziale Gerechtigkeit will er durch Umverteilung erreichen, „aber von denen, die es wirklich haben, nicht von Aufstockern und Niedriglöhnern“. Was er von Unternehmen wie der Firma Lieken halte, die Millionen Fördermittel kassiert, aber ihren Mitarbeitern nicht mal Mindestlohn zahle, wurde er gefragt.
„Wir sind kein bisschen stolz auf dieses Werk, sondern sehen es als Skandal“, sagt Schindler und sieht den Schuldigen in der Landesregierung und deren Förderpolitik. (mz)