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Bundesforst bei Annaburg Bundesforst bei Annaburg: Sturmschäden sind schlimmer als befürchtet

Von Sven Gückel 26.01.2018, 14:59
Um sich einen ersten Überblick über die Auswirkungen des Orkans „Friederike“ zu verschaffen, dokumentiert der Züllsdorfer Revierförster Sören Krämer die Schäden in der Annaburger Heide.
Um sich einen ersten Überblick über die Auswirkungen des Orkans „Friederike“ zu verschaffen, dokumentiert der Züllsdorfer Revierförster Sören Krämer die Schäden in der Annaburger Heide. Sven Gückel

Annaburg - Im Wald kehrt keine Ruhe ein. Schon die Ankündigung des Sturmtiefs „Friederike“ sorgte für Aufsehen, war man in der Region doch aufgrund vorheriger Stürme gewarnt. Die Schäden, die der erste Orkan des Jahres 2018 hinterließ, übertrafen vor allem bei Waldbesitzern schlimmste Befürchtungen.

Analyse läuft

Es wird Wochen dauern, sich einen genauen Überblick zu verschaffen. Statt wie geplant die Aufarbeitung aller Schäden der letzten Herbststürme anzugehen, bekommen die Mitarbeiter der Bundesforst in der Annaburger Heide ein neues Aufgabenpaket geschnürt.

„Es sind alle Regionen des Areals betroffen“, verdeutlicht René Bruschke, Leiter des Betriebsbereichs Ost Annaburger Heide im Bundesforstbetrieb Mittelelbe. Vor allem die nassen Standorte hätten schwer gelitten. Dort seien kaum Bäume gebrochen. „Sie wurden vielmehr vom Sturm umgeworfen, hatten keine Chance, Halt zu finden“, ergänzt der Züllsdorfer Revierleiter Sören Krämer.

Jetzt läuft die Schadenserfassung. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass mindestens die doppelte Menge an Bruchholz der letzten drei Stürme aus 2017 angefallen ist. Deren Menge belief sich auf etwa 22 000 Festmeter. Die betroffenen Bäume zu fällen, abzutransportieren und zu verkaufen, ist eine Seite der Medaille.

„Nicht minder wichtig ist, die Verkehrssicherheit an Wegen, Straßen und der Bahnlinie herzustellen“, so Krämer weiter. Dabei gilt die Faustregel: Mindestens eine Baumlänge von der Straße oder Schiene weg darf sich kein schräger Baum oder herunterhängender Ast befinden. Alle Trassen zusammengefasst ergibt das immerhin eine Streckenlänge von zirka 30 Kilometern, die da kontrolliert werden muss.

Hoffnung auf stabilen Preis

Dabei drängt die Zeit. Denn mit dem Einsetzen des Frühjahrs steigt nicht allein die Waldbrandgefahr, auch der mögliche Befall des Holzes durch Schädlinge ist nicht auszuschließen und böte denen unbegrenzte Vermehrungsmöglichkeiten. Zum Glück, sagt Bruschke optimistisch, sei der Holzmarkt aufnahmefähig.

„Die Wirtschaft boomt und braucht viel Holz. Das könnte zumindest für eine gewisse Zeit den Holzpreis stabil halten.“ Große Werke hätten einen enormen Bedarf, den die Anbieter kaum decken können. Immerhin ist durch Sturm „Friederike“ an einem Tag die doppelte Menge Holz der sonst üblichen Jahresausbeute in der Annaburger Heide gefallen.

Waldarbeiter lassen sich zur Aufarbeitung der Schäden nicht einsetzen. „Die Bäume liegen quer durcheinander, stehen extrem unter Spannung. Das sind unberechenbare Kräfte, an die man nur mit Maschinen herangehen kann“, verdeutlicht René Bruschke.

Allerdings tobte der Sturm deutschlandweit, was die Suche nach entsprechender Maschinenkapazität nicht einfacher macht. Auch der Abtransport des Holzes ist aufgrund erheblicher Schäden an den Wegen nur bedingt realisierbar. Geld, das durch den Holzverkauf erwirtschaftet wird, muss deshalb in Größenordnung investiert werden.

Auch bleibt nicht aus, etliche Stellen des Waldes, an denen massiv Bäume gefallen sind, später wieder aufzuforsten. Nur partiell bringt eine natürliche Verjüngung das gewünschte Ergebnis. Laut Gesetz haben Waldbesitzer drei Jahre Zeit, für eine Schließung der Lücken zu sorgen.

Weite Teile der Annaburger Heide dürfen nicht betreten werden. Militärische Übungen und der noch immer hohe Bestand an Restmunition im Boden stehen der notwendigen Sicherheit entgegen. „Derzeit muss man aber sagen, dass der Wald an keiner Stelle betreten werden sollte“, mahnt Bruschke. Niemand könne hier für die Sicherheit bürgen. (mz)