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Bergwitz Bergwitz: Großes Interesse an selbst hergestellten Produkten aus der Region

Von Karina Blüthgen 18.07.2016, 16:45
Der Bergwitzer Joachim Kloske setzt liebend gern das Schnitzmesser an. Besonders dekorativ wirkt das Holz vom Essigbaum.
Der Bergwitzer Joachim Kloske setzt liebend gern das Schnitzmesser an. Besonders dekorativ wirkt das Holz vom Essigbaum. André Dix

Bergwitz - In weiser Voraussicht hat Joachim Kloske den Unterstand eingepackt. „Holz und Regen, das geht gar nicht“, meint der Bergwitzer, dessen Hobby der Umgang mit dem Schnitzmesser ist. Doch irgendwann gegen Sonntagmittag hat Petrus ein Einsehen, lässt den Regen in andere Gegenden ziehen. Die Sonne kommt heraus, scheint zwischen den Bäumen des Naturlehrgartens Bergwitz hindurch. Also beste Voraussetzungen für den Tag des naturverbundenen Handwerks.

Auf Holz klopft auch Karl-Heinz Martin, Chef der IG Natur und Umwelt, die das Areal betreut und das Fest jährlich organisiert. „Seit Wochen haben wir keinen Regen, ausgerechnet heute“, sagt er und weiß nicht, ob er sich nun freuen oder ärgern soll. „Heute früh sah es nicht gut aus. Es sind Gäste gekommen aus Oranienbaum, die erzählten, sie seien am Vormittag bei strahlendem Sonnenschein losgefahren.“ Sei es drum, am Nachmittag sind die Plätze gut gefüllt. Die Besucher lassen sich Kaffee und Kuchen und erstmals Flammkuchen munden. Die meisten bummeln noch zu den Ständen.

Süßes gibt es bei Martina Klugmann aus Radis. Sie und ihr Mann haben zehn Bienenvölker, seit 46 Jahren ist sie Hobby-Imker. „Das Schöne ist, dass wir viel in der Natur sind und die Insekten beobachten können“, erzählt sie. Mit einem Wanderwagen fahren sie die Völker zu den schönsten Plätzen, ernten Raps- und auch Wildblütenhonig.

Das Sommerwetter in diesem Jahr sei schwierig. „Warm, kalt, warm, kalt - da werden die Bienen hektisch. Sie teilen sich und schwärmen“, berichtet die Fachfrau. Ein Mann, der nur ein Glas Honig möchte, hört dem Gespräch mit der Presse geduldig zu. „Das ist sehr interessant, was eine Radiserin einem Radiser erzählt“, bemerkt Wolfgang Buchmann. Und schon entsteht ein neues Gespräch.

Gegründet wurde die Interessengemeinschaft „Natur und Umwelt“ Bergwitz im Herbst 1980, einer der Initiatoren war Günter Köhler. Inzwischen ist daraus ein eingetragener Verein geworden, der derzeit 21 Mitglieder zählt. Diese kümmern sich um den Naturlehrgarten in Bergwitz, der zugleich Sitz der Interessengemeinschaft ist. Neben anderen Veranstaltungen, unter anderem einer Pilzausstellung im Herbst, gibt es seit 25 Jahren den „Tag des alten naturverbundenen Handwerks“ Mitte Juli, bei dem in der Vergangenheit schon Töpfer, Polsterer, Glasschneider, Korbmacher ihr Können zeigten. Es wird gestrickt und gesponnen, geschnitzt und gebacken. Ausprobieren und mitmachen ist dabei an einigen Ständen durchaus erwünscht. Vor zwei Jahren zog ein Bienenvolk als neuer „Untermieter“ auf dem Gelände des Naturlehrgartens ein. (mz/kbl)

Selbstgekochte Marmelade, Getöpfertes, ein Bücherbasar und eine kleine Ausstellung mit Aquarellen laden zum Verweilen und Plaudern ein. Ein älteres Pärchen aus Bad Schmiedeberg genießt den Sonntag und den Gesang des Volkschores Bergwitz. Sehr schön sei es, sehr unterhaltend, die Preise seien günstig, loben sie, bevor sie zu einem Spaziergang zum Bergwitzsee aufbrechen.

Über mangelndes Interesse kann sich auch Petra Moritz nicht beklagen. Seit vielen Jahren kommt die Nudersdorferin mit ihrem Spinnrad nach Bergwitz. „Es sind immer wieder Interessierte da, die sich das Spinnen ansehen. Gerade Kinder wissen oft nicht, wie es gemacht wird“, sagt sie und verwandelt die Wolle vom Bergschaf in einen feinen dünnen Faden.

Dem Tag im Naturlehrgarten hält sie die Treue, „weil es so ein schönes Fest ist“. Weich und warm sind die Eulenmützen an ihrem Stand. In eine davon hat sich Leopold sofort verliebt. „Passt“, verkündet der Fünfjährige nach der Anprobe. Er kommt aus dem Ruhrgebiet und macht mit seinen Eltern am Bergwitzsee Ferien. „Wir treffen uns hier mit Freunden aus Berlin“, erzählt Mutter Nicoletta Rieth.

Vor einigen Jahren hätten sie den See mit Campingplatz „entdeckt“ und kommen seither regelmäßig. „Es ist sehr schön hier, die Leute sind sehr entspannt“, findet sie. Die Mütze für Leopold wird natürlich gekauft und eingepackt. Auch die Leipzigerin Birgit Scheps hat sich schnell in so eine Mütze verguckt. Die Mützen könnten statt der grünen T-Shirts das neue Markenzeichen der Vereinsmitglieder werden, scherzt sie. Leider hat Klaus Glöckner nicht mitkommen können, bedauert sie. Der frühere Wittenberger, der seit etlichen Jahren in Leipzig wohnt und vielen als Pilzberater bekannt ist, ist derzeit erkrankt. (mz)

Luise Schröder (li.) probiert Honig bei Martina Klugmann aus Radis.
Luise Schröder (li.) probiert Honig bei Martina Klugmann aus Radis.
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