Bauarbeiten Bauarbeiten : In Kemberg gilt nach Freigabe nun rechts vor links

Kemberg - Daran werden sich die Durchfahrenden gewöhnen müssen. In der Wittenberger Straße in Kemberg herrscht nun „rechts vor links“, so wie schon am Marktplatz seit dessen Sanierung. Ganz offensichtlich soll damit verhindert werden, dass die nun asphaltierte Fahrbahn zur innerörtlichen Rennstrecke wird.
Als der Kemberger Gerhard Seidemann in seinem knallroten Trabant Cabrio am Freitag die Promnenz zur Begutachtung chauffiert, spielt die veränderte Vorfahrt noch keine Rolle. Noch stehen die Sperrschilder, obwohl das Band durchschnitten und die Straße damit offiziell freigegeben ist. Vorbei ist die Zeit des Kopfsteinpflasters mit Rinnen und Buckeln, für die es kein Tempo-30-Schild brauchte.
Rüttelei ist passé
„Luther ist oft hier vorbeigekommen und hat sich über den schlechten Zustand der Straßen beklagt“, zitiert Sebastian Putz, Staatssekretär im sachsen-anhaltischen Verkehrsministerium, die Geschichte und hat sofort die Lacher auf seiner Seite. Die jetzige Straße würde wohl auch Luther gefallen, meint er. „Wir wollen, dass sich die Menschen in Sachsen-Anhalt wohlfühlen“, nennt er die stolze Summe von 900.000 Euro, mit der das Land die Baumaßnahme gefördert hat.
Insgesamt wurden etwa 1,1 Millionen Euro in den grundhaften Ausbau der Wittenberger Straße investiert. Rund 900.000 Euro hat das Land Sachsen-Anhalt über zwei verschiedene Förderprogramme beigesteuert. Auf etwas über einem halben Kilometer ist die Straße nun asphaltiert und durchgehend auf 5,50 Meter verbreitert worden. Beidseitig wurden der Gehweg erneuert, Einmündungen anderer Straßen ausgebaut und auch Grundstückszufahrten gepflastert. (mz/kbl)
Putz dankt vor allem den beteiligten Firmen und Behörden, dass der Bau weitgehend reibungslos verlaufen sei. Dem schließt sich Kembergs Bürgermeister Torsten Seelig ohne Einschränkungen an. „Die Straße hat uns schwer im Magen gelegen“, zieht er einen nicht ganz geglückten bildlichen Vergleich. Und benennt den eigentlichen Knackpunkt: „Es war ein harter Kampf, um an diese Fördermittel zu kommen.“
Die ausführende Firma Ezel aus Torgau wird indes auch von Uwe Lehmann, Geschäftsführer vom Ingenieurbüro Tiefbau GmbH Jessen, gelobt. „Es hat alles geklappt, trotz vieler Leitungen wie für Gas und Wasser, die schon unter der Fahrbahn lagen“, erklärt der Planer und Bauleiter. Es sei eine erfahrene Truppe gewesen. Das hat auch Friedrich Jungfer, einer der Anwohner, so erlebt. „Das lief einwandfrei. Ich muss sagen, die Firma hat sehr kooperativ gearbeitet.“ Zügig und unwahrscheinlich fleißig seien die Männer gewesen, erzählt er. Größere Behinderungen habe es nicht gegeben, alles sei mit Übersicht angegangen worden.
Zur Feier des Tages haben Planungsbüro und Baufirma einen Imbiss spendiert. Noch während der Staatssekretär die Grüße von Landesverkehrsminister Webel überbringt und Zahlen nennt, brutzeln Würstchen und Steaks schon auf dem Grill. So wird die Freigabe der Straße schnell zum kleinen Straßenfest, bei dem jeder so seine Geschichten zum Bau erzählen kann.
Immerhin: Die Maßnahme in vier Bauabschnitten (einer zur Regenentwässerung und drei zum eigentlichen Straßenbau) hat seit Mitte März 2015 gerade einmal knapp 16 Monate gedauert. „Wir sind nicht nur im zeitlichen Ablauf im Plan geblieben, sondern auch beim Preis“, hebt Seelig etwas hervor, das heutzutage keineswegs selbstverständlich ist.
Knöllchen ab Ende Juli
Kemberg erfahre durch das Projekt eine ästhetische und verkehrstechnische Aufwertung, ist Seelig sicher. Was noch fehlt, ist die neue Anbindung der Wittenberger Straße an die Bundesstraße B 2. Mehrere Entwürfe hatte es dazu gegeben. „Die Ausbauvariante steht fest“, sagt Torsten Seelig, ohne ins Detail zu gehen. Denn noch ist ungewiss, wann gebaut wird. Das nächste Großprojekt ist auch schon in Sicht: die Schmiedeberger Straße.
Eine Woche „Schonfrist“ haben übrigens noch Falschparker in der Wittenberger Straße, die ihre Fahrzeuge auf dem Rundkopfpflaster vor den Häusern abstellen. Außerhalb der Parkbuchten herrscht dort nämlich Parkverbot. Die Ordnungsamtsmitarbeiter werden in den kommenden Tagen noch Hinweiszettel verteilen, bevor es in einer Woche Knöllchen gibt. (mz)
