Ausstellung in Wörlitz Ausstellung in Wörlitz: Amor und Psyche kommen aus Zürich zurück

Wörlitz - Spricht man von fürstlichen Räumen, meint man nicht umsonst weite Zimmerfluchten mit viel Platz. Ebensolchen hatte Fürstin Louise von Anhalt Dessau in ihrem kleinen Schlösschen so ausreichend, dass sie sich mühelos in ihr Schlafzimmer ein Gemälde mit Maßen von 2,15 mal 1,65 Meter hängen konnte. Mit Blick auf „Amor und Psyche“ fiel die Landesmutter einst in den Schlaf. Angelika Kauffmann (1741-1807) malte 1752 die Szenerie, in der Amor die Tränen von Psyche mit seiner Haarlocke trocknet.
Am Donnerstagvormittag hängt das großformatige Gemälde im Haus der Fürstin in Wörlitz seit gerade mal zwei Stunden sicher an der Wand in der Galerie. Es kam nicht aus dem Luisium herüber sondern vom Kunsthaus Zürich. Im Besitz der Familie von Anhalt wurde es erst vererbt und später verkauft, 1987 ging es als Schenkung an das Kunsthaus.
Aktuell sind „Amor und Psyche“ das Prunkstück der neuen Ausstellung „Angelika Kauffmann“. Sie wird am Samstag von der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz im Haus der Fürstin eröffnet und ist ab Sonntag der Öffentlichkeit zugänglich. „Unbekannte Schätze aus Vorarlberger Privatsammlungen“ heißt die Schau im Untertitel.
„Mindestens 90 Prozent von dem, was man sieht, sind unpublizierte und unveröffentlichte Werke“, erklärt Bettina Baumgärtel im Vorfeld der Ausstellung. Die Kunsthistorikerin ist Deutschlands Kauffmann-Expertin und gründete und leitet das Research Project, an dessen Ende ein Werkverzeichnis der Malerin stehen soll.
Angelika Kauffmann wurde 1741 im schweizerischen Chur geboren und in Italien sowie in Vorarlberg im Bregenzerwald ausgebildet. Bereits in jungen Jahren knüpfte sie europaweit Kontakte bis in die höchsten Kreise und unterhielt zunächst ein erfolgreiches Atelier in London, später dann in Rom, wo sie ebenso einen vielbesuchten Salon führte. Auf Fürstin Louise von Anhalt traf sie erstmals 1775, als das Fürstenpaar die Malerin in ihrem Atelier in London besuchte, das geschah nur einen Tag nachdem Louise und Franz den Forsters ihre Aufwartung gemacht hatten. Nach dem ersten Treffen schreibt die Fürstin ihre Bewunderung für Angelika Kauffmann im Tagebuch nieder und beneidet diese um deren Selbstständigkeit. Die Frauen frischen ihre Bekanntschaft erst sehr viel später wieder auf, als Louise die Malerin 1795 in Rom besucht und ihr dort für ein Portrait Modell sitzt.
Für das Gartenreich kuratierte sie die neue Ausstellung und meint über diese, „sie hat einen hohen wissenschaftlichen Anspruch und macht Spaß“. Spaß vor allem ob der Entdeckungen, die Kauffmann-Fans machen können. 130 Exponate sind zu sehen, 90 davon, stammen aus bewussten Sammlungen zweier Familien und wurden noch nie öffentlich gezeigt.
Warum dies nun in Wörlitz passiert, berichtet Wolfgang Savelsberg, der das Ausstellungsprojekt seitens der Kulturstiftung betreute. Der Leiter der Schlösser und Sammlungen blickt dafür zehn Jahre zurück, als das Haus der Fürstin schon einmal Ausstellungsort war und das Leben der Fürstin Louise darin erzählt wurde. Damals waren sowohl Baumgärtel und der anonym bleiben wollende Sammler Gäste und es wurde sich erstmals über die Möglichkeit einer Ausstellung ausgetauscht.
Auch „Amor und Psyche“ konnte man vor einem Jahrzehnt schon einmal in der Parkstadt sehen. - „Wir sind sehr glücklich, dass die Schau nun realisiert wurde“, so Savelsberg. Einfach sei dies nicht gewesen, vor allem, weil das so genannte Graue Haus neben der Kirche als historischer Bau nicht optimal für Ausstellungen geeignet ist. „Wir mussten hohe Anforderungen erfüllen“, sagt Wolfgang Savelsberg. Damit die Exponate keinen Schaden nehmen, sind Fenster verkleidet und Klimatruhen in allen Räumen aufgestellt, die kühlen und die Luft be- und entfeuchten.
Nur wenige Tage vor Ausstellungsbeginn ist zwar noch nicht alles fertig, werden noch Bilder gehängt, Büsten gerückt und Beschriftungen angebracht, aber es lässt sich ahnen, dass mit dieser Schau Aspekte der Künstlerin präsentiert werden, die in dieser Form noch nicht aufgearbeitet worden sind. Kuratorin Bettina Baumgärtel spricht von der berühmtesten Künstlerin überhaupt. „Sie war eine tolle Netzwerkerin und gute Geschäftsfrau“, sagt sie über Kauffmann.
Dass die Schau nicht das Œuvre abbilde, liege an den Schwerpunkten, die die Sammler legten. „Sie sammeln, was sie lieben und anspricht“, so Baumgärtel. Historiengemälde, auf denen auch der Ruhm der Kauffmann gründete, finden sich deshalb weniger im Haus der Fürstin, wenngleich man bemüht war, thematische Anschlüsse zu schaffen und dafür noch Exponate aus rund 20 öffentlichen Sammlungen auslieh. Zwei Zeichnungen aus New York traten die weiteste Reise an, eine kam aus der Nachbarschaft, aus Rehsen.
Stiftungsdirektorin Brigitte Mang hebt vor allem die Kooperation mit dem Bregenzer Vorarlberg Museum und dem Angelika Kauffmann Museum im Bregenzerwald hervor. In diesen Häusern wird die Schau im kommenden Sommer zu sehen sein. Als Kontrapunkt zur Exposition bezeichnet sie die Arbeiten des Künstlers Peter Baldinger aus Österreich. Er zeigt im Wörlitzer Kirchhof seine Garten-Installation „Amor sucht Psyche“, ein Tagetes-Blumenband. Im Park Luisium irritiert seine Spielgelinstallation.
Ausstellung „Angelika Kauffmann“, Wörlitz, Haus der Fürstin, 8. Juli bis 21. Oktober, (außer montags) von 10 bis 17 Uhr geöffnet
(mz)
