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Angebot zum Töpfern Angebot zum Töpfern: Annaburger Porzellaneum etabliert sich als Kreativwerkstatt

Von Gabi Zahn 17.01.2017, 08:17
Ohne Zweifel: Bernd und Monika Hopke töpfern das Stadtwappen! Der Annaburger Ortschronist kennt die historische Vorlage genau.
Ohne Zweifel: Bernd und Monika Hopke töpfern das Stadtwappen! Der Annaburger Ortschronist kennt die historische Vorlage genau. G. Zahn

Annaburg - Kinder haben von Natur aus Spaß daran, kreativ zu sein. Und Erwachsene? Die haben das mitunter verlernt. Glauben sie zumindest. Oft heißt es: „Keine Zeit“, oder: „Das kann ich nicht (mehr), dafür habe ich kein Talent!“

In den meisten Fällen sind das Ausreden, und mitunter verbirgt sich dahinter der heimliche Wunsch, mal wieder einen Pinsel in die Hand zu nehmen, sich im Töpfern auszuprobieren, Papier zu falten...

Porzellanmalerin Kerstin Schenke kennt dieses Phänomen: „Wer es einmal probiert, findet Gefallen daran. Jeder von uns trägt in sich ein künstlerisches Gen, und es ist nie zu spät, das zu entdecken“, versichert sie. Mit ihrem Wissen und Können betreut die frühere Werksangestellte nun die Kreativangebote im Annaburger Porzellaneum.

Ehrenamtlich, wie alle anderen Mitglieder des gleichnamigen Fördervereins. Jüngste Aktion ist das „Winterbasteln“ am Sonnabend. Auch Beate Stahn, Horterzieherin in Torgau, zählt zum Organisationsteam. Ihr Steckenpferd ist Basteln mit Papier und Naturmaterialien. Die Dritte im kreativen Bund ist diesmal Anett Schemmel vom Jessener Atelier „AS-Keramik“. Sie hat jede Menge Ton mit gebracht.

Monika und Bernd Hopke kommen mit einem besonderen Wunsch: „Wir wollen uns ein Annaburger Stadtwappen töpfern“, bekundet der Ortschronist. Beide sind absolute Neulinge in diesem Handwerk und erhalten zunächst eine Einweisung. Alsbald rollt Hopke den bereitgestellten Tonklumpen mit einer Teigrolle aus, „nicht zu dünn, das ist ja kein Plätzchenteig“, rät die Ehefrau.

Dann wird aus der kreisförmigen Platte die Schildform des Wappens herausgeschnitten, und Annett Schemmel zeigt, wie die Rosen gefertigt werden. „Bitte aufpassen, dass keine Luft eingeknetet wird, sonst reißt das Material beim Brennen.“

Das geht recht gut von der Hand, doch als Bernd Hopke die fünf Rosen auf dem Untergrund befestigen will, gebietet die Lehrmeisterin Einhalt: „Nicht einfach andrücken, sondern mit Schlicker benetzten. Das ist Ton, der mit viel Wasser angesetzt ist und wie ein Kleber fungiert“, erklärt sie.

Schließlich blicken Hopkes stolz auf ihr halbfertiges Werk: Das Wappen muss einige Tage durchtrocknen, dann wird es bei 900 Grad Celsius gebrannt, anschließend glasiert und kommt bei 1.250 Grad noch einmal in den Ofen. Erst dann kann es wie gewünscht im Außenbereich des Wohnhauses angebracht werden.

Das Glasieren wollen die Eheleute übrigens im Jessener Atelier selbst bewerkstelligen, ebenso wie alle anderen „Töpferlehrlinge“, die Annett Schemmel betreut hat. Eine Familie habe sich sogar für eine noch größere Arbeit bei ihr angemeldet. Die Künstlerin ist zufrieden: „Ich habe mich zum ersten Mal im Annaburger Porzellaneum präsentiert. Das war ein voller Erfolg!“

Louisa Beger ist mit ihrer Mutti aus Linda gekommen. Das Mädchen malt für ihr Leben gern, doch auf Porzellan übt sie sich zum ersten Mal. Konzentriert folgt sie den Hinweisen von Kerstin Schenke. Sie hilft ihr, das Schmetterlingsmotiv auf die weiße Tasse zu bannen. Dafür hat sie auch Louisas Mutter begeistern können.

Tochter und Mutter haben so viel Spaß daran, dass beide gemeinsam noch eine Vase gestalten. Um die Mittagszeit gesellt sich Annett Ullrich aus Annaburg hinzu. Sie benötigt keine Anleitung, sondern hat - wie Kerstin Schenke - früher als Porzellanmalerin im Annaburger Werk gearbeitet. „Wir hatten schon bei unserer Weihnachtsbastel-Aktion eine große Resonanz, und diesmal war es auch ein voller Erfolg“, so schwärmt Karin Reihs.

Die Annaburgerin zählt zu jenen 30 Vereinsmitgliedern, die das „Annaburger Porzellaneum“ mit Werksverkauf, Atelier, Porzellancafé und Vortragsraum als künstlerische Erlebniswelt und lebendiges Museum in der Region etablieren wollen.

Zeitzeugnisse aus 141 Jahren Industriegeschichte zur Porzellanherstellung in Annaburg sollen auf diese Weise bewahrt und das Haus mit neuem Leben erfüllt werden. „Jeder Besucher, der unsere Veranstaltungen wahrnimmt, hilft dabei mit“, betont sie. (mz)