Andenken an Lehrerin Andenken an Lehrerin: Schüler pflanzen Linde als Zeichen der Erinnerung
Bad Schmiedeberg - Die Linde, die die Klasse 10 b am Freitag auf dem Schulhof in Bad Schmiedeberg gepflanzt hat, ist mehr als ein Baum. Sie ist ein Zeichen, eine Erinnerung, eine Form der Trauerarbeit ebenfalls. Gewidmet ist der Baum einer Lehrerin, eben der einstigen Klassenlehrerin der 10 b, Bärbel Neumann.
Sie starb im Juni des Jahres 2015, kurz zuvor, im April, hatte eine Schülerin einen schweren Verkehrsunfall nicht überlebt. Ein Schock für die Mädchen und Jungen und keine leichte Aufgabe für Michael Winkler, der die Klasse übernahm.
Er hat auf aktive Trauerarbeit gesetzt. „Am 24. Juni 2015“, schreibt der Pädagoge in einer Mail an die MZ, „wurde Frau Neumann unter großer Anteilnahme auf dem Friedhof von Bad Schmiedeberg beerdigt, einen Tag später nahm die Klasse mit weißen Rosen Abschied von ihrer geschätzten Deutsch- und Englischlehrerin. Wir versprachen uns am Grab, ihr Andenken in Ehren zu halten und bis zum Verlassen der Schule nach der zehnten Klasse jeden Monat einen Blumengruß zum Grab zu bringen.“
Die Schüler haben dieses Versprechen gehalten - und erweitert. Eben durch die Idee, auf dem Schulhof von Bad Schmiedeberg den Lieblingsbaum von Bärbel Neumann zu pflanzen, eine Linde.
Um das Geld für den Baum zusammen zu bekommen, der nach Auskunft der Chefin der Kurgärtnerei, Constanze Zepperitz, um die 200 Euro kostet, sind die Schüler arbeiten gegangen, beim Eisenmoorbad: „Laub harken, Blumen pflanzen, Unkraut zupfen“, wie Maria Zwiesigk und Maja Herrmann berichten. Mindestens sechs Stunden hat jeder Schüler der 10 b geleistet, manche mehr.
Am Freitag, dem Tag, an dem Bärbel Neumann 63 Jahre alt geworden wäre, wurde die Linde mit einer Zeremonie symbolisch gepflanzt. Die Schüler sangen, jeder von ihnen nahm die Schippe zur Hand, um Erde beizusteuern, zudem eine Tasse Wasser, auf dass der Baum der Erinnerung gut anwachse.
Klassenlehrer Michael Winkler wies in einer kurzen Ansprache auf das „Loch im Herzen hin“, das der Tod zurückgelassen habe und das körperlich spürbar gewesen sei: „Wir haben versucht, dieses Loch mit Erinnerungen zu füllen.“
Bärbel Neumann, so Winkler, habe mit Strenge und Güte ihre Arbeit getan und eine Saat gelegt. „Aus den Setzlingen sind ansehnliche Bäume geworden“, sagte der Lehrer mit Blick auf seine Schüler. Ihr Credo sei gewesen, stets zu versuchen, das Beste aus sich herauszuholen und sich zugleich für andere einzusetzen.
Maria Zwiesigk und Maja Herrmann bestätigen das. Sie erinnern sich an eine Lehrerin, die „wie eine Klassenmutter war, die sich immer eingesetzt hat für uns. Wenn es Probleme gab, konnte man zu ihr kommen.“ Dass sie krank war, wussten sie, nicht aber wie schlimm es stand: „Wir dachten, sie schafft das.“
Der Schock, als sie starb, war erheblich. Das Bedürfnis, etwas zurückzugeben, sei groß, sagen die beiden Schülerinnen. Die Blumen am Grab, die Arbeit bei der Kur und schließlich, der Baum im Schulhof, der an ihre Lehrerin erinnert, seien eine Form.
Der Baum wird ergänzt durch einen Gedenkstein, auf dem eine Tafel das Besondere der Linde hervorhebt. „Nichts stirbt, was in Erinnerung bleibt“, heißt es dort unter anderem.
Am Freitag haben Lehrer und Schüler nach dem Pflanzen noch das Grab von Bärbel Neumann besucht - und sind anschließend in eine Gaststätte gegangen: ins „Bergschlösschen“, ein Ort, in den einst auch die geehrte Klassenlehrerin gerne einkehrte. (mz)