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American Weekend in Axien American Weekend in Axien: Urlaub mit Pferdestärken

Von Thomas Tominski 18.07.2017, 10:21
Olaf Schönherr aus Berlin ist zum US-Car-Treffen in Axien mit einem Cadillac Sedan de Ville angereist, den er vor der Verschrottung gerettet hat.
Olaf Schönherr aus Berlin ist zum US-Car-Treffen in Axien mit einem Cadillac Sedan de Ville angereist, den er vor der Verschrottung gerettet hat. Th. Tominski

Axien - Olaf Schönherr dreht den Zündschlüssel herum und legt den Gang ein. Der Acht-Zylinder-Motor des Cadillac Sedan de Ville verrichtet vibrationsfrei seinen Dienst. Sekunden später schwebt der Berliner über die Wiese in Axien und erzählt, wie er sich in das sechs Meter lange Gefährt verliebt hat.

„Den habe ich vor 14 Jahren auf einer Baustelle entdeckt. Er sollte verschrottet werden. Als meine Frau das Okay gegeben hat, haben wir ihn gerettet“, meint der gelernte Maschinenbauschlosser, der in den Aufbau des Cadillac bis heute etwa 14.000 Euro investiert hat.

Schönherr sagt, dass der Ausflug mit dem 220 PS starken Liebhaberstück wie ein Tag Urlaub ist. Er wird häufig von Passanten angesprochen, in seiner Freizeit fährt er Hochzeitspaare aufs Standesamt. „Laut sind nur die Muscle Cars“, erklärt er und fügt an, dass er sich an die Größe des Fahrzeugs gewöhnt hat und die Laufruhe des 1974 gebauten Cadillacs genießt.

Mit der Ersatzteilbesorgung gibt es keine Probleme, sein blauer Liebling habe ihn nie in Stich gelassen. „Ich bin das erste Mal beim American Weekend in Axien. Einfach toll hier“, so Schönherr, der beim Erzählen sein zwei Meter breites Auto rückwärts einparkt.

Spritverbrauch kein Thema

Für Klaus Harz aus Barleben ist es bereits der zweite „Ritt“ zum Sommerfest des Axiener Heimatvereins gewesen. Der „Sergeant First Class“, wie er sich spaßhalber nennt, ist mit Frau und Freunden angereist und betont, dass er auf dem Gelände viele „sympathische Bekloppte“ getroffen hat, die sein Hobby teilen. Harz geht um seinen Geländewagen Hummer H1, erzählt von 6,2 Litern Hubraum, 175 PS und einem Spritverbrauch, der locker über 20 Liter Diesel geht.

„Es macht einfach Spaß, so ein Auto zu fahren“, sagt er und ergänzt, dass er dieses ehemalige Militärfahrzeug einem Freund abgekauft hat. Ein Hummer braucht keine Straßen, er braucht im Gelände nur eine Richtung. Prinzipiell muss ein Hummer-Fahrer „völlig schmerzfrei“ sein und die gemeinsamen Stunden mit dem Hubraum-Boliden genießen.

Harz weist darauf hin, dass die meisten Menschen Probleme haben, den Namen des Autos richtig auszusprechen. Ein amerikanischer Slang sei völlig fehl am Platz. Als korrekte Varianten gelten Hammer wie das Werkzeug oder Hummer wie der Meeresbewohner. „Mit diesem Auto kann ich dem Alltag entfliehen.“

Erfolgreicher Suchtrupp

Die fünfjährige Lena Gleinkamm läuft am Samstagvormittag ganz aufgeregt über die Wiese und sucht ihr Walkie-Talkie, das sie bei der Fahrt mit dem Quad verloren hat. Mutter Sandra, die mit Mann, Hund und einem Ford Exkursion aus Forst (Lausitz) angereist ist, schickt sofort einen Suchtrupp los. Minuten später strahlt die kleine Blondine wieder. Handsprechgerät gefunden, der nächsten Quad-Fahrt steht nichts im Weg.

Sandra Gleinkamm erzählt, dass der 340 PS starke Ford auch ihr Alltagsauto ist. Andere Menschen fliegen in ferne Länder, für ihre Familie ist der Ausflug im Zehnzylinder wie ein Tag Urlaub. „Es war immer unser gemeinsamer Traum, so einen großen SUV zu fahren.“

Mario Möhwald und David Schuberth laufen nach dem Aufstehen erst einmal eine Runde ums Zelt, um nach der kurzen Nacht die Glieder zu strecken. Die US-Car-Fans aus Herzberg arbeiten als Kfz-Mechaniker und kennen die Eckdaten des Dodge Ram, der ihrem Chef gehört, aus dem Effeff. 5,7 Liter Hubraum, knapp 400 PS - so macht Auto fahren Spaß. Damit der Spritverbrauch in Maßen bleibt, haben sie in den Geländewagen eine Gasanlage eingebaut. „Unter zehn Liter sind nicht drin“, sagen sie und schmunzeln dabei.

Was Möhwald und Schuberth neben Größe, Kraft und Erscheinungsbild toll finden, ist die Vollausstattung des Autos. Bei deutschen Herstellern müsse man für Leder und elektronische Helferlein draufzahlen.

Rühriger Heimatverein

Der stellvertretende Vorsitzende des ausrichtenden Heimatvereins Axien, Rico Bösigk, freut sich, dass die Sommerfeste von den Besuchern seit Jahren so gut angenommen werden. Ihm und seinen Mitstreitern gehe es vor allem darum, dass der Ort lebt und „in der Gegend was los ist“. Damit bei den Gästen keine Langeweile aufkommt, wechseln sich im Rahmen des Sommerfestes jährlich US-Car-Treffen, Wiesengaudi und Lanz-Bulldog-Treffen ab. Am Nachmittag starten 75 der 210 gemeldeten Fahrzeuge zu einer gemeinsamen Ausfahrt.

(mz)

Lena Gleinkamm ist mit dem Quad über die Wiese gedüst.
Lena Gleinkamm ist mit dem Quad über die Wiese gedüst.
Th. Tominski
Klaus Harz aus Barleben nennt seinen Hummer ein Spaßauto.
Klaus Harz aus Barleben nennt seinen Hummer ein Spaßauto.
Th. Tominski
US-Car-Fans Mario Möhwald (links) und David Schuberth aus Herzberg kennen die Eckdaten des Dodge Ram aus dem Effeff.
US-Car-Fans Mario Möhwald (links) und David Schuberth aus Herzberg kennen die Eckdaten des Dodge Ram aus dem Effeff.
Thomas Tominski