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Abschied von Uwe Zimmermann Abschied von Uwe Zimmermann: Bürgermeister von Oranienbaum-Wörlitz hört auf

Von Sabine Wesner 08.01.2018, 11:00
Die Tage für Uwe Zimmermann sind gezählt: Am 11. Januar nimmt der Bürgermeister der Stadt Oranienbaum-Wörlitz seinen Hut.
Die Tage für Uwe Zimmermann sind gezählt: Am 11. Januar nimmt der Bürgermeister der Stadt Oranienbaum-Wörlitz seinen Hut. Thomas Klitzsch

Oranienbaum-Wörlitz - Abschied nehmen ist nicht so sein Ding, sagt Uwe Zimmermann (Linke). Doch am 11. Januar ist Schluss für den Bürgermeister von Oranienbaum-Wörlitz. Nach 27 Jahren und sieben Monaten verlässt er das kommunalpolitische Parkett der Barockstadt.

„Das fällt mir nicht leicht“, gesteht der 59-Jährige, der aus gesundheitlichen Gründen im September 2017 nicht mehr zur Wahl angetreten ist. Elf Jahre im Stadtrat, ab 2001 neun Jahre als ehrenamtlicher Bürgermeister in Oranienbaum und danach sieben Jahre hauptamtlich in Oranienbaum-Wörlitz liegen hinter Zimmermann, wenn er am 11. Januar feierlich im Stadtrat verabschiedet und sein Nachfolger, der Christdemokrat Maik Strömer, im Amt vereidigt wird.

Alle Reden auswenig gelernt

„Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören“, meint der Oranienbaumer, den ein Augenleiden daran hindert, weiterzumachen. „Ich möchte weder das Amt des Bürgermeisters beschädigen noch meine Person“, erklärt Zimmermann.

„Als Stadtoberhaupt steht man immer im Fokus, muss repräsentieren und auch längere Reden halten können. Doch weil ich kaum noch etwas lesen kann, ohne mir das Blatt direkt vor die Nase zu halten, hab ich bisher sämtliche Reden auswendig gelernt“, sagt Zimmermann.

Uwe Zimmermann feiert am 26. Januar seinen 60. Geburtstag. Geboren in Dessau, besuchte der Oranienbaumer in seiner Heimatstadt die Schule und absolvierte von 1974 bis 1977 im Walzwerk Hettstedt eine Berufsausbildung zum Instandhaltungsmechaniker mit Abitur. Nach dem Studium für Kraftwerkstechnik in Zittau arbeitete er seit 1984 als Berufsschullehrer im Kraftwerk Vockerode, wo er „nebenbei“ in einem postgradualem Studium Berufspädagogik an der TU Magdeburg absolvierte. Von 1992 bis 2010 war er selbstständig im betrieblichen Rechnungswesen, bevor er hauptamtlicher Bürgermeister von Oranienbaum-Wörlitz wurde. Zimmermann ist geschieden und hat zwei erwachsene Kinder.

Auch wenn der Vater zweier erwachsener Kinder in wenigen Tagen seinen 60. Geburtstag feiert - von Ruhestand möchte er nichts hören. „Ich will nicht aufhören zu arbeiten. Arbeit ist für mich die Erfüllung aller Träume. Und wenn ich diese Arbeit nicht mehr machen kann, suche ich mir eben etwas anderes“, hatte der ehemalige Berufsschullehrer vor einigen Wochen erklärt.

Inzwischen hat er konkrete Pläne: „Ich will versuchen, in meinen alten Lehrerberuf zurückzukehren“, erklärt Zimmermann. „Ich habe zwar keine klassische Lehrerausbildung, aber mit der Gleichstellung meines Studienabschlusses und der Genehmigung von Landesschulamt und Kultusministerium sollte das möglich sein“, hofft der Oranienbaumer, sich einen Traum zu erfüllen.

„Unterrichten hat mir schon immer Spaß gemacht. Und ich glaube, von all den Dingen, die ich gemacht habe, ist lehren und Dinge erklären das, was ich am besten kann“, spricht der Kommunalpolitiker von einer alten großen Liebe, die er zum Valentinstag am 14. Februar wieder aufleben lassen will. Sechs Stunden in der Woche, vier davon Mathe und zwei Physik, will er Schüler in der Gesamtschule im Gartenreich (GiG) unterrichten.

Die 2010 in Oranienbaum eröffnete Schule liegt ihm sehr am Herzen. „Die GiG, die auf Anstoß einer Elterninitiative nach der Schließung der Sekundarschule entstand, ist für mich das Projekt, das der Region den meisten Nutzen bringt, weil die Kinder hier eine gute Bildung bekommen“, sagt der Oranienbaumer, der zu den Gründungsmitgliedern der Genossenschaft gehört, die Träger der Schule ist und in deren Vorstand Zimmermann aktiv ist.

„Trotz der prekären Haushaltslage konnten wir mit dem Stadtrat 17 Straßenprojekte realisieren. Die Oranienbaumer Grundschule ist bis auf ein paar Kellerräume inklusive Turnhalle fertig saniert, in Wörlitz gibt es eine neue Kita und auch das Vereinsleben ist sehr ausgeprägt, was viel zu einer guten Lebensqualität beiträgt“, bilanziert der 59-Jährige, der in seiner Freizeit musiziert und als leidenschaftlicher Läufer dieses Jahr beim Berlin-Marathon mitlaufen möchte.

Hochzeit im September

Auch privat hat Zimmermann, dessen Ehe vor über zwei Jahren geschieden wurde, ein neues Glück gefunden. „Im September wird geheiratet“, sagt der Oranienbaumer, der als Assistent der Geschäftsleitung im Holzhandel seiner Lebenspartnerin mitarbeiten wird.

Auch die Weiterführung der Geschäftsleitung des Dessora-Industrieparks wäre, falls der Wunsch besteht, eine weitere berufliche Option. „Ich muss nur aufpassen, dass ich künftig nicht mehr belastet bin als vorher“, sagt Zimmermann, der sich auch im Kreistag weiter politisch engagiert. 2019, so sein Ziel, möchte er wieder im Stadtrat mitarbeiten.

„Vorausgesetzt, dass ich gewählt werde“, sagt Zimmermann, der sich auch bei seiner Partnerin und bei seiner Ex-Frau für die Unterstützung bedankt. „Ich weiß, dass es nicht immer leicht mit mir gewesen ist“, gesteht er.

Ganze zwei Mal sind in seiner Amtszeit bei ihm auch Tränen geflossen. Einmal, als er 2003 für den Dessora-Industriepark Insolvenz anmelden musste, und im jüngsten Stadtrat, als er sich bei allen Mitstreitern für die gute Zusammenarbeit bedankte. Ja, das mit dem Abschied ist eben nicht so einfach, sagt er und wünscht seinem Nachfolger viel Erfolg. (mz)