Abschied von Hochwasserhelfern Abschied von Hochwasserhelfern: Hilfe, Rat und Herzenswärme

Elster - Zum letzte Mal hat sich eine Runde Elsteraner Flutopfer vom Juni 2013 auf Einladung der Caritas-Fluthilfeberaterin Sigrun Menzel im Saal des Bootshauses zu einem Themennachmittag versammelt. Draußen vor dem Fenster fließt träge die Elbe dahin, ein Kreuzfahrtschiff kommt vorbei.
Die Erinnerungen daran, welche Wandlung der jetzt so friedliche Strom nehmen kann, werden an diesem Nachmittag besonders wach. Monika Schell hat sie in einem Gedicht verarbeitet, in dem es heißt: „Haus und Hof Dir einst zu teuer/gabst es auf, Dein Hab und Gut./Diese Macht, ein Ungeheuer - was für Kraft hat so eine Flut.“
„Verzweiflung bis zum Irrewerden“
Sigrun Menzel sei es zu verdanken, dass sie angefangen hat zu schreiben, sagt die Elsteranerin. „Das stimmt, ich habe die Leute auch dazu ermuntert, kreativ zu werden“, sagt die Frau vom katholischen Wohlfahrtsverband, die nicht nur ihren Auftrag darin gesehen hat, Menschen aus der materiellen Not zu helfen, die das Hochwasser bei ihnen sichtbar hinterlassen hat.
„Wenn die Seele sorgenbelastet ist, sieht man das nicht gleich“, sagt sie. Als „Verzweiflung bis zum Irrewerden“ hat Monika Schell ihren damaligen Seelenzustand beschrieben.
Um die Menschen da herauszuholen, ihre Sinne wieder zu schärfen für schöne Dinge, hatte die Caritas zusätzlich zur praktischen Unterstützung und zur Beratung über materielle Entschädigung und Hilfen beim Wiederaufbau auch Kreativangebote für Kinder und Erwachsene unterbreitet.
Dabei waren Simone Graf und Franca Bielig aktiv. „Das kam natürlich erst später, als die Leute fertig waren mit dem Aufräumen“, so Menzel.
Nicht immer war es bei den Vortragsveranstaltungen, für die Heimatverein und Seniorentreff Plattformen boten, an jedem dritten Dienstag im Monat mit anschließendem Kaffeetrinken so voll wie an diesem letzten Themennachmittag. Interessant und abwechslungsreich waren die Vorträge, die unter anderen Heimatkundler und Naturschützer über den Ort und die Region hielten.
Und selbst wenn es dabei vordergründig nicht um das Hochwasser ging, „irgendwie kam man doch immer darauf zurück“, so Menzel.
Nicht vergessen sind bei den Elsteranern auch die Erholungsaufenthalte in Bad Kösen, Wernigerode und Kirchmöser, die die Caritas Betroffenen 2014 und 2015 ermöglichte, bis hin zur Reisekostenübernahme. Ramona Sorge hatte dafür seinerzeit die Fäden in der Hand. Monika Schell erinnert sich mit Dankbarkeit daran, dass sogar ihr Hund überall mit hin durfte.
Alles in allem hat laut Menzel die Caritas nach dem Hochwasser 2013 etwa 750 000 Euro in Elster eingesetzt. Für praktische Hilfen wie die 120 Luftentfeuchter einschließlich der Stromkosten, als Soforthilfen für Härtefälle, als Zuschüsse zu den Wiederherstellungskosten von der Investitionsbank und für die Beratung und die oben genannten Angebote.
Auch das Honorar an Bernd Liewald ist aus diesem Topf bezahlt worden. Obgleich längst Rentner und selbst Flutbetroffener, war der Elsteraner der Bausachverständige im Beraterteam. Mit seiner Ortskunde und seinem Wissen habe er viel Hilfe geleistet, anerkennt Sigrun Menzel.
Am schwersten war es, erzählt Liewald, die Leute in ihrer Ungeduld in Sachen Renovierung zu bremsen, ihnen klar zu machen, dass es nichts bringt, wenn die Mauern nicht richtig trocken sind. Auch seien manche Versicherer zu früh geholt worden, so dass Schäden nicht vollständig aufgenommen wurden.
Manches habe Liewald diesbezüglich noch in die richtigen Bahnen lenken können. „Wir haben uns sehr gut ergänzt - wir die Formulare, er das Baufachliche“, wirft Menzel ein. Einmal pro Woche war Rapport „mit neuem Fahrplan“, wie Liewald sagt.
Die Heilige Elisabeth
Finanziert hat die Caritas dies alles aus Spendengeld, das Menschen dem Wohlfahrtsverband haben zukommen lassen. „Daran haben wir die Betroffenen hier immer wieder erinnert.“ So sei, hofft Menzel, auch das Zutrauen der Leute gestärkt, dass Spenden an den Wohlfahrtsverband wirklich bei denen ankommen, die in Not sind. „Viele sagen, dass sie deshalb jetzt selbst öfter spenden.“
Dass die Caritas-Fluthilfe nur ein zeitlich begrenztes Projekt ist, habe von Anfang an festgestanden. Nach der offiziellen Verabschiedung durch die Stadt kurz vor dem vierten Advent ist es nun an der Zeit, dass Betroffene und Helfer einander Lebewohl sagen.
Sigrun Menzel hat jedem, der zu diesem letzten Treffen gekommen ist, noch etwas mitgebracht: Eine Figur der Heiligen Elisabeth von Thüringen (1207 bis 1231) aus (thüringer) Schokolade. In ihrem kurzen Leben soll sie sich ganz den Armen hingewendet haben. „Man kann sie essen, man kann sie aber auch nur anschauen. Beides ist gut für die Seele“, so Sigrun Menzel. (mz)